2012 – Gigalitz (3002 m.)

stefanmitterer.de



Schwierigkeit:   PD-  oder  WS-   (T4+/5-  oder  W4+/5-)

Charakter:  Die Besteigung des Gigalitz – höchster Berg im von der Lapenscharte nach Norden ziehen Teil des Floitenkammes – erfolgt auf einem markierten alpinen Steig, erfordert am Gipfelaufbau aber Kletterei bis zum Schwierigkeitsgrad I+ und ist nur erfahrenen Bergsteigern anzuraten. Der Zustieg erfolgt von der Greizer Hütte zunächst auf einem Teil des Berliner (Zillertaler-) Höhenweges – nach der Abzweigung zum Gigalitz überschreitet man anschließend den Südwestgrat. Links von diesem geht es im Folgenden auf einem markierten Steig steil und felsig bergauf – Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung sind unbedingt notwendig. Grasige Steilschrofen sowie Felsstufen – durchsetzt mit Blockwerk und Schutt – sowie teilweise abschüssige Wegpassagen erfordern Umsicht und Konzentration. Man befindet sich vielfach im Absturzgelände – bei Nässe, Schneelage (oder gar Vereisung) und Schlechtwetter ist der Gigalitz zu meiden! Am Gipfelaufbau leichte Kletterei (vielfach Schwierigkeitsgrad I) und eine steile – mit Felsblöcken gefüllte – Rinne (I+)  -  Durchgehend markiertes und grundsätzlich unschwieriges – jedoch stark felsiges, schroffes, häufig sehr steiles und alpines Terrain. Der Gigalitz ist der Hausberg der Greizer Hütte (2227 m.)  -  daher wird er – auch aufgrund seiner trapezförmigen und ebenmäßigen Erscheinung sowie der leichten Erreichbarkeit wegen – oft bestiegen. Aufgrund seiner zentralen Lage im Floitenkamm bietet der Gigalitz eine hervorragende Aussicht – sie reicht über die Stangenspitzen, den Großen Löffler, die Floitenspitzen, den Schwarzenstein und den Großen Mörchner bis zur Zsigmondyspitze  -  bei guter Fernsicht kann man zudem auch Berge wie den Hochgall, den Hochfeiler, den Olperer oder die Zugspitze erkennen.

Gefahren:  Trotz  -  oder gerade wegen  -  der moderaten technischen Schwierigkeiten sollte man den Gigalitz nicht unterschätzen. Auch wenn die Besteigung auf einem angelegten und durchgehend markierten Steig erfolgt, so darf dies doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich vielfach im schroffen und abschüssigen Absturzgelände befindet. Stetige Umsicht und Konzentration sind zwingend erforderlich. Der von grasigen Steilschroffen und Felsstufen geprägte Steig verlangt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sonst wird die Sache schnell riskant. Die leichte Kletterei am Gipfelaufbau (Schwierigkeitsgrad I / Stelle I+) erfolgt in stark felsigem und steilem Gelände – Steinschlag ist hier durchaus möglich! Bei schlechten Bedingungen wie Nässe, Schneelage oder Vereisung wird der Aufstieg rasch hochalpin und gefährlich – dann ist der Gigalitz besser zu meiden. Wie so häufig bei Bergen dieser Art gilt: Wer die relativ moderaten technischen Schwierigkeiten sicher beherrscht sowie Wetter – und Wegverhältnisse angemessen beachtet, sollte kaum in Schwierigkeiten geraten.


2. August  -  5. August 2012

Vier-Tages-Tour in die Zillertaler Alpen zur Greizer Hütte (2227 m.) mit Besteigung des Gigalitz (3002 m.) über den Normalweg - (Besteigung des Großen Löfflers aufgrund von Nebel und Blankeis nicht möglich)

organisiert von Michael Kraus und durchgeführt im Rahmen einer „DAV-Sektion Karpaten – Alpingruppe Adonis-Tour“  (8 Teilnehmer)

[Bild: Gigalitz 3002 m. von Süden  -  rechts der Gigalitzturm 2978 m.]

1. Tag        Tristenbachalm  -  Floitengrund  -  Greizer Hütte

Der Gigalitz (3002 m.) wurde erst im Jahr 1884  -  also über 40 Jahre nach dem Großen Löffler und sogar 5 Jahre nach der Zsigmondyspitze  -  von Eugen Guido Lammer (und einem Führer) erstmalig bestiegen. An der trapezförmigen und ebenmäßigen Erscheinung des Berges kann es nicht gelegen haben – wohl eher an der damaligen Unzugänglichkeit des Floitenkammes. Dieser einsame Zillertaler-Gebirgskamm ist auch heutzutage nach wie vor alpinistisches und schwer zugängliches Niemandsland  -  seine wild-schroffen Gipfel und Hochkare  werden nur ab und zu von erfahrenen Individualisten aufgesucht. Seit dem Bau der Greizer Hütte und der Verbindung dieser mit der Kasseler Hütte durch den Berliner Höhenweg über die Lapenscharte – vor allem aber, seit der Gipfel durch einen markierten alpinen Steig erschlossen wurde – ist der Gigalitz ein beliebter Aussichtsgipfel, der häufig bestiegen wird. Der manchmal auch Gigalitzspitze genannte Berg ist nicht zu verwechseln mit dem südöstlich gelegenen Gigalitzturm (2978 m.)  -  welcher von der Lapenscharte aus gesehen einen imposanten Eindruck macht. Über die Südostkante des Gigalitzturmes führt eine anspruchsvolle Kletterroute (Schwierigkeit IV+/V-) in 7 Seillängen auf den Gipfel. Der Hauptgipfel – der Gigalitz (3002 m.) – ist der höchste Berg und einzige 3000er im von der Lapenscharte nach Norden ziehenden Teil des Floitenkammes. Zwar stehlen ihm Großer Löffler, Großer Mörchner und Zsigmondyspitze in puncto Höhe, Masse und Vergletscherung (der Berg ist vollkommen eisfrei) die Schau – nichtsdestotrotz ist der Gigalitz ein formschöner Felsgipfel – und als hervorragender Aussichtsberg wird der Zillertaler-3000er besonders gewürdigt.

Mit der Absicht, den Großen Löffler (3379 m.) und den Schwarzenstein (3369 m.) im Zuge anspruchsvoller Gletschertouren zu besteigen, mache ich mich zusammen mit 7 anderen Mitgliedern meiner AV-Sektion von der Tristenbachalm am Beginn des Floitengrundes auf in Richtung Greizer Hütte. Wir haben uns Lagerplätze für 4 Tage reserviert und auch wenn die Wettervorhersage für die kommenden Tage nicht unbedingt positiv ist, so bin ich doch optimistisch, dass wir hinterher nicht mit leeren Händen da stehen werden. Sollten die Bedingungen auf dem Floitenkees bzw. die Wetterverhältnisse so schlecht sein, dass eine Besteigung der ursprünglich geplanten hochalpinen Gipfel nicht möglich ist – so bietet sich mit dem Gigalitz (3002 m.) eine mehr als anständige Alternativtour an.

Von der Tristenbachalm oberhalb von Ginzling geht es bei zunächst noch bestem Wetter auf einer schottrigen Fahrstraße durch den Floitengrund in südöstliche Richtung. Schon nach kurzer Zeit haben wir erstmals freie Sicht zum Floitenkees und zu den darüber aufragenden Floitenspitzen. Der Floitengrund ist ein wunderbar grünes und bewaldetes Nebental des Dornauberger Tales.

[Bild: Am Beginn des Floitengrundes  -  im Hintergrund Floitenkees und Floitenspitzen]

Die „Floite“ wird begrenzt durch bewaldetet Steilflanken – die wiederrum in schwer zugänglichen und abgelegenen Hochkaren kulminieren. Für den normalen Wanderer, Bergsteiger und Hochtourist ist dies jedoch in der Regel nicht von Bedeutung. Die Greizer Hütte (2227 m.) ist normalerweise das Ziel – so auch für uns. Nachdem wir den Floitenbach  -  welcher (wie könnte es anders sein) durch das Floitenkees gespeist wird  -  überquert haben, geht es anschließend konstant links von ihm auf der schottrigen Fahrstraße immer weiter Richtung Südosten.

[Bild: Auf der schottrigen Fahrstraße geht es durch den langgezogenen Floitengrund  -  im Hintergrund Floitenkees und Floitenspitzen]

Für den Aufstieg von der Tristenbachalm zur Greizer Hütte sollte man mit etwa  4 Stunden Gehzeit rechnen – zwar ist der Weg durch den langen Floitengrund bis zur Materialseilbahn der Hütte recht eintönig, dafür ist er ideal um langsam wieder in die Gänge zu kommen. Auf der schottrigen Fahrstraße geht es den Floitengrund immer weiter „bergauf“, bis das Tal nach einiger Zeit schließlich deutlich rauer wird. Langsam aber sicher geht der Baumbewuchs zurück – zudem werden die den Floitengrund begrenzenden begrünten Steilflanken schroffer und mit zunehmender Dauer prägen Geröllschneisen sowie Schotterflächen die Landschaft. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichen wir schließlich die Talstation der Materialseilbahn. Auch wenn man es während des Aufstiegs (aufgrund der relativ großen Distanz) kaum merkt, so liegen zwischen der Tristenbachalm und der Materialseilbahn doch gut 650 Höhenmeter. Ein paar Tourenteilnehmer wollen ihre Rucksäcke mit der Materialseilbahn zur Hütte hochtransportieren lassen und so machen wir eine kleine Pause.

[Bild: Der Floitengrund wird begrenzt durch schroffe Steilflanken  -  rechts im Hintergrund die Zsigmondyspitze 3087 m.]

Schließlich machen wir uns bei nicht mehr ganz so gutem Wetter auf in Richtung Greizer Hütte. Von der Materialseilbahn geht es zunächst noch ein Stück auf der schottrigen Fahrstraße weiter durch den Floitengrund.

[Bild: Auf der schottrigen Fahrstraße geht es zunächst noch ein Stück durch den oberen Floitengrund  -  im Hintergrund das Floitenkees  -  darüber von links nach rechts: Tribbachspitze 3267 m.  -  Östliche Floitenspitze 3151 m. und Westliche Floitenspitze 3194 m.]

Nach einiger Zeit folgen wir schließlich einem angelegten Steig an der linken (östlichen) Seite des Tales bergauf. Nur mäßig ansteigend – geht es an begrünten und mit Felsblöcken durchsetzten Hängen aufwärts  -  die Floitenspitzen immer im Blickfeld.

[Bild: An begrünten und mit Felsblöcken durchsetzten Hängen geht es bergauf  -  im Hintergrund Floitenkees und Floitenspitzen]

Wir erreichen einen Wegweiser, der nach links Richtung Greizer Hütte bzw. zur Lapenscharte – und nach rechts Richtung Nördliche Mörchnerscharte bzw. zur Berliner Hütte weist. Wir nehmen logischerweise die linke Abzweigung – nun befinden wir uns während diesem Teil des Aufstiegs auf dem berühmten Berliner – bzw. Zillertaler Höhenweg. Von dem Wegweiser geht es auf einem angelegten und markierten Steig zunächst über einen grasbewachsenen und mit Blockwerk durchsetzten Hang bergauf in Richtung der von der Greizer Hütte nach Westen zum Floitengrund abfallenden Steilstufe.

[Bild: Über einen begrünten und mit Felsblöcken durchsetzten Hang geht es Richtung der von der Greizer Hütte zum Floitengrund abfallenden Steilstufe  -  rechts im Hintergrund das Floitenkees und die Floitenspitzen]

Im Folgenden leitet der Steig in einigen Kehren über eine begrünte und mit Sträuchern bewachsene Flanke aufwärts – zu einer der Steilstufe vorgelagerten Anhöhe.

[Bild: In Kehren geht es über eine begrünte Flanke bergauf zu einer Anhöhe  -  im Hintergrund die Floitenspitzen und das Floitenkees]

[Bild: Auf einem Steig geht es von der Anhöhe in Richtung der begrünten Steilstufe  -  rechts im Hintergrund Floitenkees und Östliche Floitenspitze 3151 m.]

Von dieser geht es auf dem Steig schräg hinauf zu der eigentlichen Steilstufe. In vielen Kehren steigen wir über die enorm grüne Steilstufe  -  ein wenig anstrengend, jedoch vollkommen unschwierig  -  bergauf. Dass knapp oberhalb der 2000 Metermarke noch so ein üppiger Sträucher – bzw. Grasbewuchs möglich ist, liegt an den zahlreichen kleinen und größeren Bergbächen, Wasserfällen und Schmelzwässern – die Richtung Floitengrund zu Tal fließen.

[Bild: In der grünen Steilstufe unterhalb der Greizer Hütte]

Schließlich haben wir erstmals freie Sicht zum formschönen Gigalitz (3002 m.)  -  unserem geplanten Ziel für den letzten Tag. Nach einiger Zeit leitet der Steig schließlich über einen grasbewachsenen Hang schräg aufwärts und in einem Bogen geht es auf dem mit Felsplatten befestigten Steig in den begrünten Bereich oberhalb der Steilstufe – nun ist unser heutiges Ziel nicht mehr weit weg.

[Bild: Der Steig leitet über begrünte und mit Blockwerk durchsetzte Hänge in Richtung Greizer Hütte]

Wir folgen dem Steig entspannt über grasbewachsene und mit Felsblöcken durchsetzte Hänge bergauf und erreichen schließlich nach etwas mehr als 3,5 Stunden die Greizer Hütte.

[Bild: Greizer Hütte 2227 m.  -  links dahinter die Westliche Floitenspitze 3194 m.  -  deutlich ist der Gletscherschwund des Floitenkeeses zu erkennen]

Die im oberen Floitengrund der Zillertaler Alpen gelegene Greizer Hütte (2227 m.) ist eine Schutzhütte der Kategorie I. und im Besitz der DAV-Sektion Greiz. Die Hütte ist in der Regel von Anfang/Mitte Juni bis Ende September/Anfang Oktober geöffnet und verfügt über 16 Betten – und 72 Lagerplätze sowie über 14 Schlafplätze im Winterraum. Die Greizer Hütte wurde im Jahr 1893 von der Sektion Greiz des DuÖAV erbaut. Durch den Bau eines Saumpfades 1912, konnte die Versorgung durch Träger entscheidend verbessert werden. Der Ausgangspunkt für die Säumer lag dabei für viele Jahre in Ginzling – bis schließlich ein zur Bocknachalm (Böckachalm) geschaffener Fahrweg die zu säumende Strecke verkürzte. 1905, 1927/28 und 1970 wurde die Greizer Hütte erweitert bzw. modernisiert. Im Jahre 2002 wurde eine Materialseilbahn zur Hütte gebaut und die Versorgung durch Saumtiere (z.B. Pferde) eingestellt. 2005 erhielt die Hütte schließlich das Umweltgütesiegel für Alpenvereinshütten. Der klassische Zustieg erfolgt von der Tristenbachalm her und führt durch den Floitengrund und einen Teil des Berliner Höhenweges in etwa 4 Stunden zur Hütte. Zudem kann man theoretisch auch mit Hilfe eines Fahrtaxis die Zustiegsmühen um Einiges reduzieren. Die Greizer Hütte liegt am Zentralalpenweg 02 des OeAV sowie am Berliner Höhenweg. Daher kommt der Hütte in vielerlei Hinsicht eine große Bedeutung zu. Fast alle Bergsteiger und Wanderer, die einen der beiden Höhen – bzw. Weitwanderwege gehen, übernachten in der Greizer Hütte, da eine Tagesetappe von der Berliner – zur Kasseler Hütte (für die Meisten) konditionell nicht zu schaffen ist. Daher – aber auch aufgrund der Tatsache, dass man im Umkreis um die Hütte eine Vielzahl an großartigen Hochtouren – / Kletter – und Wandermöglichkeiten vorfindet – gehört die Greizer Hütte zu den bedeutendsten und am meisten frequentierten Berghütten der Zillertaler Alpen. Neben den Übergängen über die Lapenscharte zur Kasseler Hütte bzw. zum Grüne-Wand-Haus und über die Mörchnerscharte zur Berliner Hütte – ist auch die hochalpine Tour über das Floitenkees zur Schwarzensteinhütte eine lohnendswerte Option für erfahrene und entsprechend ausgerüstete Bergsteiger. Die am häufigsten angegangenen Gipfel sind – der Große Löffler (3379 m.)  -  der Schwarzenstein (3369 m.)  -  die Westliche Floitenspitze (3194 m.) bzw. die Östliche Floitenspitze (3151 m.) sowie der Gigalitz (3002 m.)  -  Letzterer kann im Gegensatz zu den anderen hochalpinen Gipfeln ohne schwere Hochtourenausrüstung bestiegen werden. Abgesehen davon gibt es noch eine Vielzahl anderer Kletter – und Hochtourenoptionen (z.B. Großer Mörchner 3283 m. oder Greizerspitze 3010 m.) – die jedoch von der Greizer Hütte aus seltener angegangen werden. In der Nähe der Hütte befindet sich ein Klettergarten mit einigen komplett abgesicherten Routen – die beliebteste Klettertour im Umkreis ist jedoch die Gigalitzturm Südostkante (Schwierigkeit IV+/V-)  -  deren Einstieg direkt an der Lapenscharte beginnt und in 7 Seillängen (ca. 260 Meter) auf den Gipfel führt. Die Route ist durchgehend mit Bohrhaken abgesichert, lediglich am Gipfel muss ein „Köpflstand“ gemacht werden. An Material benötigt, werden neben dem obligatorischen Helm noch 2 Bandschlingen, 8 Expressen und ggf. ein kleiner Satz Keile. Der Abstieg vom Gigalitzturm erfolgt über den Normalweg des Gigalitz. Dazu seilt man vom Gipfel zunächst 1x 15 Meter nach Norden hin ab und folgt anschließend dem Grat bis zum Gigalitz. Die Greizer Hütte (weitere Informationen) gehört aufgrund ihrer zentralen Lage innerhalb der Zillertaler Alpen bzw. ihrer Bedeutung hinsichtlich des Berliner Höhenweges (sowie des Zentralalpenweges 02) zu den bedeutendsten und am stärksten frequentierten Berghütten der Gebirgsgruppe. Die Lage oberhalb des Floitengrundes – mit Blick zum Großen Löffler, zum Floitenkees, zu den Floitenspitzen, zum Großen Mörchner und zur Zsigmondyspitze – ist grandios, ebenso wie Tourenmöglichkeiten.

[Bild: Blick von der Greizer Hütte zum Floitenkees  -  von links nach rechts: Tribbachspitze 3267 m.  -  Östliche Floitenspitze 3151 m. und Westliche Floitenspitze 3194 m.]

Nachdem wir etwas gegessen und uns unsere Lagerplätze besorgt haben, verbringen wir den restlichen Tag damit, uns über die kommenden Tage zu unterhalten und die Aussicht zu genießen. Die Greizer Hütte bietet eine wahrlich beeindruckende Sicht auf die umliegenden Berge. Direkt gegenüber ragt im Südwesten über dem Talschluss des Floitengrundes der imposante Große Mörchner (3283 m.) in den Himmel. Die nordwestlich anschließende obere Mörchnerscharte (2872 m.)  -  höchster Übergangspunkt zwischen Greizer – und Berliner Hütte  -  macht einen geradezu erschreckend steilen Eindruck – kaum zu glauben, dass dort der vielbegangene Berliner Höhenweg hochführt. Weiter westlich erkenne ich die eindrucksvolle Zsigmondyspitze (3087 m.)  -  Über dem Floitenkees präsentieren sich im Südosten die Westliche Floitenspitze (3194 m.) bzw. die Östliche Floitenspitze (3151 m.)  -  die Tribbachspitze (3267 m.) und der Große Löffler (3379 m.)  -  allesamt großartige hochalpine Berge. Vom Großen Löffler zieht der Floitenkamm in Richtung Nordwesten und weist so einsame Gipfel wie z.B. die Greizerspitze (3010 m.) oder die Lapenspitze (2996 m.) auf. Nördlich der Greizer Hütte zeigt sich schließlich noch der trapezförmige Gigalitz (3002 m.)  -  unser ursprünglich geplantes Ziel für den letzten Tag.

[Bild: Blick zum Großen Löffler 3379 m.  -  links der Kleine Löffler 3225 m.  -  rechts die Tribbachspitze 3267 m.  -  über den Teil des Floitenkeeses rechts der Bildmitte erfolgt der Anstieg zum Großen Löffler]

[Bild: Lapenspitze 2996 m. und Greizerspitze 3010 m.  -  einsame und so gut wie nie bestiegende Gipfel]

[Bild: Gigalitz 3002 m. und Gigalitzturm 2978 m.]

[Bild: Floitenkees  -  links die Östliche Floitenspitze 3151 m. und die Westliche Floitenspitze 3194 m.]

[Bild: Rechts der Große Mörchner 3283 m.  -  links daneben der Schwarzensteinsattel 3155 m.]

[Bild: Nördliche Mörchnerscharte 2872 m.  -  links der Kleine Mörchner 3197 m.  -  rechts die Zsigmondyspitze 3087 m.]

Zwar ist das Wetter während des Aufstiegs – über den Nachmittag hin etwas schlechter geworden, grundsätzlich bereitete es uns aber kein Kopfzerbrechen. Anders jedoch am frühen Abend – nach einem kurzen (aber kräftigen) Regenschauer bekommen wir schließlich die Wettervorhersage für die nächsten Tage – und die ist nicht wirklich gut. Während der kommenden Tage wird das Hauptproblem voraussichtlich darin bestehen, dass sich die Wolken über dem zentralen Alpenhauptkamm nicht komplett auflösen werden. Ursprünglich hatten wir uns für den morgigen Tag den Großen Löffler (3379 m.) vorgenommen. Wir beschließen, erst einmal das Wetter am nächsten Morgen abzuwarten und dann zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Am Abend üben wir schließlich noch einmal verschiedene Knotentechniken und auch wenn die Zielsetzung für die kommenden 2-3 Tage allem Anschein nach deutlich defensiver ausfallen wird, als ursprünglich gedacht (und gehofft)  -  so bin ich doch glücklich, gemeinsam mit meiner Sektion wieder eine mehrtägige Hoch – bzw. Bergtour zu unternehmen.

[Bild: Am Abend vor der Greizer Hütte  -  Blick Richtung Nordwesten]

2. Tag        Greizer Hütte  -  Floitenkees  -  Greizer Hütte

Am nächsten Morgen zeigt sich uns das befürchtete Bild: Es regnet leicht und dichte Wolken verhüllen alles oberhalb von 3000 Metern – an einen frühen Aufbruch  -  um den Großen Löffler in Angriff zu nehmen  -  ist da nicht zu denken. Wir warten erst einmal ab, wie sich das Wetter weiterentwickelt. Als es am späten Vormittag schließlich aufhört zu regnen und die Wolken sich ebenfalls teilweise auflösen, beschließen wir – bis zum Beginn des Floitenkees zu wandern, um uns die Verhältnisse auf dem Gletscher anzuschauen.

[Bild: Zwiespältiges Wetter über den Zillertaler Alpen]

[Bild: Greizer Hütte 2227 m.]

Um die heutige Unternehmung zu einer Art Rundtour zu machen, beschließen wir beim Aufstieg zunächst dem Steig Richtung Gletscher zu folgen, der für den Schwarzenstein gedacht ist – um später an der geeigneten Stelle unterhalb des Floitenkeeses nach Nordosten zu queren und schließlich über den Steig zurückzuwandern, welcher für den Großen Löffler angelegt wurde.

Von der Greizer Hütte geht es zunächst auf einem angelegten Steig an begrünten und mit Blockwerk durchsetzten Hängen eben in südöstliche Richtung – die Floitenspitzen immer im Blickfeld.

[Bild: Auf einem Steig geht es an begrünten Flanken in Richtung Floitenkees  -  im Hintergrund Östliche Floitenspitze 3151 m. und Westliche Floitenspitze 3194 m.]

Oberhalb des Talschlusses des Floitengrundes folgen wir dem markierten Steig nur mäßig ansteigend immer weiter Richtung Gletscher. Nach einiger Zeit leiten die Markierungen über einen grasbewachsenen Hang aufwärts. Wir queren eine begrünte Blockwerkflanke und folgen anschließend dem Weg über Felsblöcke und Geröll schräg aufwärts.

[Bild: Einige begrünte Blockwerkflanken müssen gequert werden  -  im Hintergrund von rechts nach links: Westliche Floitenspitze 3194 m.  -  Östliche Floitenspitze 3151 m. und Tribbachspitze 3267 m.]

Über einen begrünten und mit Blockwerk durchsetzten Schuttrücken geht es bergauf.

[Bild: Aufstieg über eine begrünten Schutt - und Geröllrücken]

Oberhalb machen wir eine kurze Pause und genießen die Aussicht auf die uns umgebenden hochalpinen Gipfel – bzw. zumindest auf das, was von ihnen sichtbar ist. Schließlich machen wir uns auf und folgen den Markierungen über Blockwerk und Geröll genau in Richtung des über uns aufragenden Großen Löfflers.

[Bild: Blick zum Großen Löffler 3379 m.  -  rechts die Tribbachspitze 3267 m.  -  dazwischen der Teil des Floitenkeeses, den es anzuvisieren gilt]

Mit zunehmender Zeit wird das Terrain immer felsiger und schroffer. Über vom Gletscher freigelegte bzw. glattgeschliffene Felsblöcke steigen wir mühsam weiter bergauf.

[Bild: Über Felsplatten, Blockwerk und schroffe Gletscherschliffe geht es in Richtung Floitenkees]

Dabei erfordert die Begehung heikel-glatter Felsplatten sowie der teilweise aus feinem Geröll und Lockerschutt bestehende Untergrund einiges an Vorsicht. Bis zu einem gewissen Punkt sind zwar kleine, rote Markierungen vorhanden – wir suchen uns jedoch teilweise weglos unsere Route über die schroffen Gletscherschliffe. Wir wollen bis zum Beginn des Teiles des Floitenkeeses gehen, das von dem zwischen Tribbachspitze und Großem Löffler gelegenen Sattel nach Nordwesten herabzieht und über welches der Normalweg zum Großen Löffler erfolgt.

[Bild: Immer wieder weisen Markierungen den Weg Richtung Floitenkees]

Zunehmend steiler – geht es über große und glatte Felsplatten – bzw. Blöcke sowie über viel Schutt und Geröll immer weiter in Richtung Gletscher.

[Bild: Jeder sucht sich selbst seinen eigenen Weg über die schroffen Felsplatten der Gletscherschliffe]

[Bild: Das Begehen der schroffen und teilweise heikel-glatten Gletscherschliffe erfordert große Umsicht und Trittsicherheit]

[Bild: Auf dem Weg zum Floitenkees]

Schließlich erreichen wir den – teilweise mit Geröll bedeckten – unteren Teil des Floitenkeeses. Wir müssen jedoch feststellen, dass der Gletscher nicht nur vollkommen aper – sondern auch gefährlich blank ist. Michael – unserer Tourenleiter – und ein anderer Teilnehmer steigen noch ein Stück weiter bergauf, um das Floitenkees noch etwas genauer zu untersuchen. Alle anderen – inklusive mir – machen sich langsam und vorsichtig an den Rückweg.

[Bild: An diesem Punkt kehrten wir um  -  die Verhältnisse auf dem vollkommen blanken Floitenkees waren wirklich sehr schlecht]

Da wir nun nicht den Aufstiegsweg, sondern den ursprünglich für den Großen Löffler gedachten Steig anpeilen, steigen wir zunächst weglos über vom Gletscher glattgeschliffene Felsplatten und Blockwerk schräg nach Nordwesten bergab.

[Bild: Über Felsplatten, Geröll und Schutt geht es bergab Richtung Nordwesten]

Wir umgehen ein steil abbrechendes Firnfeld und stoßen kurz darauf auf die Markierungen der entsprechenden alpinen Route (von einem Weg kann man in diesem Gelände nicht sprechen)

[Bild: Dieses steile Firnfeld haben wir rechts (im Abstieg links) umrundet]

Während einer kurzen Pause warten wir auf die beiden fehlenden Tourenteilnehmer.

[Bild: Über Tribbachsattel und Schwarzensteinsattel hängen auch weiterhin dichte Wolken]

[Bild: Östliche Floitenspitze 3151 m. und Westliche Floitenspitze 3194 m.]

[Bild: Das wild-schroffe Massiv des Großen Löfflers zieht trotz der Wolken die Blicke magisch an]

Als sie schließlich bei uns sind, bestätigen sie uns, dass die Verhältnisse auf dem Gletscher wirklich sehr schlecht sind. Das  -  in seinem mittleren Teil bis auf knapp über 40° Grad aufsteilende  -  Floitenkees ist vollkommen blank – außerdem würden nahe am linken Gletscherrand viele, große (nach Steinschlag aussehende) Felsblöcke liegen. Ein Aufstieg ist bei diesen Bedingungen theoretisch nur bei bestem Wetter lohnend – in keinem Fall aber sicher. Jetzt heißt es in jedem Fall erst einmal, zur Greizer Hütte zurückzukehren. Nachdem wir das hauptsächlich aus heikel-glatten Felsblöcken – bzw. Platten bestehende Gebiet unterhalb des Floitenkeeses verlassen haben, folgen wir den Markierungen links von einem gewaltigen Moränenrücken über weite Blockwerk – und Geröllflächen relativ unschwierig bergab in Richtung Nordwesten.

[Bild: Über Blockwerk - und Geröllflächen leiten die Markierungen abwärts Richtung Nordwesten]

Nach wie vor bin ich auch unschlüssig, was ich vom Wetter halten soll – die Wolken bleiben dummerweise genau an den Gipfeln der umliegenden hohen 3000er hängen. Wenn allem Anschein nach die Gipfel über dem Floitenkees dieses Mal unerreichbar sind, hoffe ich, dass das Wetter morgen so gut sein wird, dass wir zumindest den Gigalitz angehen können – welchen wir während des Rückwegs stets vor Augen haben. Über schroffe Felsblöcke, Geröll und Schutt steigen wir  -  den Markierungen folgend  -  immer weiter abwärts. Über eine Blockwerkflanke geht es eben weiter bis zu einer Anhöhe.

[Bild: Über Blockwerk, Schutt und Geröll geht es eben weiter zu einer Anhöhe  -  links im Hintergrund die Mörchnerscharte]

Dort angekommen, breitet sich das weite „Griesfeld“  -  das geröllige und teilweise begrünte Kar östlich oberhalb der Greizer Hütte  -  vor uns aus.

[Bild: Griesfeld  -  links die Greizer Hütte 2227 m.  -  rechts der Gigalitz 3002 m.]

Parallel zum Aufstiegsweg – jedoch gut 300 Meter weiter östlich – folgen wir den Markierungen über einen blockreichen Hang schräg nach links bergab. Schließlich geht es auf einem Moränenrücken weiter abwärts in eine begrünte und mit Blockwerk durchsetzte Ebene. Zunehmend wird das Gelände wieder grüner und wir überqueren einige kleinere Schmelzwässer. Entspannt folgen wir dem Weg über einen begrünten Hang bergab und stoßen schließlich wieder auf den am Vormittag begangenen Steig.

[Bild: Abstieg zur Greizer Hütte]

Auf diesem geht es das letzte Stück zurück zur nahen Greizer Hütte (2227 m.)

[Bild: Wieder bei der Greizer Hütte]

Den restlichen Tag verbringen wir damit, uns zu unterhalten bzw. die Aussicht auf Größer Mörchner, Mörchnerscharte, Zsigmondyspitze, Gigalitz und Floitenkees zu genießen.

[Bild: Großer Löffler 3379 m.]

[Bild: Blick in Richtung Floitenkees und zu den darüber aufragenden Floitenspitzen]

[Bild: Blick von der Greizer Hütte in Richtung Nordwesten]

Vor allem jedoch – planen wir den morgigen Tag. Bei den derzeitigen Verhältnissen auf dem Gletscher, insbesondere jedoch aufgrund des unsicheren Wetters – ist an eine Besteigung des Großen Löfflers (3379 m.) oder des Schwarzensteins (3369 m.) nicht zu denken. Als zudem am frühen Abend eine dreiköpfige Seilschaft  -  welche am Floitenkees unterhalb der Östlichen Floitenspitze trainiert hatte  -  zur Greizer Hütte zurückkehrt und uns berichtet, dass sie aus den Wänden und Flanken des Großen Löfflers riesige Felsblöcke auf den Gletscher haben stürzen sehen, beschließen wir – morgen den Gigalitz (3002 m.) anzugehen. Die hochalpinen Gipfel über dem Floitenkees werden wir ein anderes Mal angehen.

3. Tag        Greizer Hütte  -  Gigalitz  -  Greizer Hütte

Strahlend blauer Himmel empfängt uns, als wir am Morgen vor die Hütte treten.

[Bild: Es scheint ein schöner Tag zu werden]

[Bild: Großer Mörchner 3283 m.]

Unfreiwillig aufkommende Gedanken, die Besteigung des Großen Löfflers doch zu versuchen, werden jedoch im Keim erstickt, als sich über dem Floitenkees  -  und den darüber aufragenden Gipfeln  -  langsam aber sicher Wolken zu bilden beginnen. Und so bleiben wir bei dem Ziel – heute den Gigalitz (3002 m.) zu besteigen. Von der Greizer Hütte folgen wir zunächst dem Berliner Höhenweg (Nr. 502 / 02) ein Stück Richtung Lapenscharte.

[Bild: Blick zurück zur Greizer Hütte  -  die Gipfel über dem Floitenkees verschwinden erneut in Wolken]

[Bild: Großer Mörchner 3283 m.  -  links der Schwarzensteinsattel 3155 m.]

An  grasbewachsenen und mit Felsblöcken – bzw. Platten durchsetzten Hängen geht es  -  nur mäßig ansteigend  -  in nördliche Richtung. Währenddessen haben wir stets den formschönen Gigalitz vor Augen.

[Bild: Auf dem Berliner Höhenweg geht es an begrünten und mit Blockwerk durchsetzten Hängen entlang in nördliche Richtung]

[Bild: Gigalitz 3002 m.  -  rechts der Gigalitzturm 2978 m.]

Teilweise müssen einzelne Geröll – und Blockwerkflanken gequert werden, der Weg lässt sich aber insgesamt äußerst bequem begehen – kein Wunder, befinden wir uns doch auf einem der meist begangenen Höhenwege der Ostalpen.

[Bild: Auf dem Berliner Höhenweg  -  über diese Blockwerkfläche geht es in Richtung Norden]

Schließlich geht es über eine grasbewachsene Flanke bergauf in den Bereich südwestlich der Lapenscharte – dem Übergangspunkt vom Floitengrund in den Stillupgrund bzw. von der Greizer – zur Kasseler Hütte. Beim Blick zurück Richtung Floitenkees zeigt sich, dass der Große Löffler und die Floitenspitzen mittlerweile vollkommen in Wolken verschwunden sind. Einen Aufbruch Richtung Gletscher hätten wir bitter bereut.

[Bild: Gut, dass wir uns den Gigalitz - und nicht einen der Gipfel über dem Floitenkees - vorgenommen haben]

Nach einiger Zeit erreichen wir eine Wegabzweigung. Für uns geht es nicht weiter nach Nordosten Richtung Lapenscharte – es gilt nun zunächst, den Südwestgrat des Gigalitz zu überschreiten. Dazu folgen wir den Markierungen zunächst über eine Blockwerkfläche Richtung Nordwesten.

[Bild: Über Blockwerk geht es in Richtung Südwestgrat]

Über eine anschließende grasbewachsene Flanke steigen wir schräg nach links bergauf und überschreiten zügig den Südwestgrat.

[Bild: Der Gipfel des Gigalitz ist noch weit weg]

Im Folgenden geht es stets links vom Grat auf einem schmalen und teilweise ziemlich schroffen Steig steil aufwärts. Der überwiegend von grasigen Steilschrofen und Felsstufen – durchsetzt mit Felsplatten und Schutt – geprägte, erdige Steig erfordert große Umsicht und Konzentration.

[Bild: Links vom Südwestgrat geht es auf dem Steig steil und anstrengend bergauf]

[Bild: Vielfach unterbrechen steile Felsstufen den Steig]

Kletterei ist zwar nicht gefragt, dennoch befinden wir uns fast durchgehend im Absturzgelände. Ich bin heilfroh, dass die teilweise recht abschüssigen Wegpassagen trocken und damit gut begehbar sind.

[Bild: Der Steig unterhalb des Südwestgrates ist wirklich ziemlich steil]

Schließlich steigen wir über eine letzte extrem steile und mit Blockwerk durchsetzte Grasflanke bergauf und erreichen den oberen Teil des Südwestgrates.

[Bild: Wir folgen dem Steig über den oberen Teil des Südwestgrates weiter steil bergauf]

Dort angekommen, haben wir ein eindrucksvolle Aussicht zur Lapenscharte (2700 m.) und zur darüber aufragenden schroffen Lapenspitze (2996 m.)

[Bild: Lapenscharte 2700 m.  -  darüber die schroffe Lapenspitze 2996 m.]

Während man von den Gipfeln über dem Floitenkees absolut nichts erkennen kann – und auch der Große Mörchner sowie die Zsigmondyspitze nicht wirklich frei von Wolken sind – ist der Gigalitz (3002 m.) noch absolut frei – ich hoffe, dass dies auch noch eine Zeit lang so bleibt.

[Bild: Über dem Großer Mörchner 3283 m. und der Zsigmondyspitze 3087 m. hängen düstere Wolken]

Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf Richtung Gipfelaufbau. Wir folgen den Markierungen zunächst über einen begrünten und mit Blockwerk durchsetzten Hang aufwärts. Nach kurzer Zeit verengt sich der Hang zu einem schroffen und abschüssigen Rücken. Während des Aufstiegs über den blockreichen und teilweise begrünten Rücken muss man stets darauf achten, dass man sich nicht vertritt. Ein unglücklicher Ausrutscher kann auch in diesem Gelände bereits schwere Folgen haben.

[Bild: Auf dem Weg zum Gipfelaufbau des Gigalitz]

Anschließend steigen wir links von einer markanten Felswand über Felsblöcke und Schutt bergauf bis zu einer weiteren begrünten und mit Felsblöcken durchsetzten Flanke.

[Bild: Steil und felsig geht es in Richtung Gipfel]

[Bild: Der Gipfel ist nun nicht mehr weit weg  -  über diese Flanke geht es bergauf zu den gestuften Felsen unterhalb des höchsten Punktes]

Über die darauf folgenden gestuften Felsen geht es in leichter Kletterei steil bergauf.

[Bild: Über gestufte Felsen geht es steil in Richtung Gipfel]

Der teilweise geröllige und schuttreiche Untergrund erfordert dabei eine gewisse Umsicht und Konzentration.

[Bild: Tiefblick in Richtung Floitengrund  -  auch die Greizer Hütte ist erkennbar]

Gleiches gilt dann vor allem noch einmal bei der „Schlüsselstelle“ kurz vor dem Gipfel. Eine steile – mit Felsblöcken gefüllte – Rinne erfordert Kletterei im Schwierigkeitsgrad I+

[Bild: Diese steile - mit Felsblöcken gefüllte - Rinne erfordert Kletterei I+]

Unmittelbar danach erreichen wir schließlich nach etwas mehr als 2,5 Stunden Aufstiegszeit den Gipfel des Gigalitz (3002 m.)  -  Dieser weist zwei Gipfelkreuze auf. Ein kleines, blaues Kreuz steht auf dem breiten und unschwierig erreichbaren Südgipfel – ein großes Kreuz (welches erst 2006 errichtet wurde) steht auf dem Nordgipfel – welcher mit 3002 Meter Höhe auch der höchste Punkt des Gigalitz ist. Allerdings erfordert der Übergang zum Nordgipfel leichte – jedoch etwas ausgesetzte – Kletterei (Schwierigkeitsgrad I)

[Bild: Gigalitz Nordgipfel 3002 m.  -  vom Südgipfel]

[Bild: Beim Übergang zum Hauptgipfel ist Stürzen tabu!]

Grundsätzlich gilt jedoch – wer es bis hierher geschafft hat, der sollte dabei keine Probleme bekommen. Selbstverständlich statten wir beiden Gipfelkreuzen einen Besuch ab – die ausgiebige Gipfelrast findet dann aber logischerweise auf dem geräumigeren Südgipfel statt.

[Bild: Auf dem Gipfel des Gigalitz 3002 m.  -  war doch gar nicht so schwer]

Auch wenn dichte Wolken die uns umgebenden Berge teilweise verdeckten, so ist die Aussicht vom Gipfel dennoch eindrucksvoll:

Im Südosten präsentiert sich der schroffe Gigalitzturm (2978 m.)  -  welcher vom Gigalitz über einen blockreichen Grat und zuletzt in Kletterei bis III erreicht werden kann. Dahinter erkenne ich Lapenspitze (2996 m.) und Greizerspitze (3010 m.) – vom Großen Löffler, den Floitenspitzen, dem Floitenkees und dem Großen Mörchner ist aufgrund der dichten Wolken jedoch nicht viel erkennbar. Auch über der Mörchnerscharte (2872 m.) und der Zsigmondyspitze hängen dichte Wolken – nur über dem Gigalitz strahlt glücklicher – bzw. kurioserweise die Sonne. Eindrucksvoll ist neben dem Tiefblick in den Floitengrund auch die Sicht über den schroffen Floitenkamm Richtung Nordwesten. Nördlich bzw. östlich des Gigalitz baut sich dagegen jedoch eine undurchdringliche Wolkenwand auf, welche jegliche Sicht in den Stillupgrund sowie auf die östlichen Zillertaler Alpen verweht.

[Bild: Blick vom Gigalitz Hauptgipfel 3002 m. über den Südgipfel zur Lapenspitze 2996 m.]

[Bild: Blick vom Hauptgipfel des Gigalitz über den Floitenkamm in Richtung Nordwesten]

[Bild: Blick vom Gigalitz Südgipfel über den Verbindungsgrat zum Gigalitzturm 2978 m.  -  rechts im Hintergrund die Lapenspitze 2996 m.]

[Bild: Tiefblick in den Talschluss des Floitengrundes  -  auch die Greizer Hütte 2227 m . ist erkennbar]

Trotz der eingeschränkten Gipfelaussicht bleiben wir etwa eine Dreiviertelstunde auf dem Gipfel. Da das Wetter jedoch auch weiterhin unberechenbar ist, machen wir uns schließlich an Abstieg – in den steilen Grasschrofen unterhalb des Südwestgrates gerät man nämlich besser nicht in einen Regenschauer!

[Bild: Abstieg vom Gipfel des Gigalitz]

Vom Gipfel geht es in leichter Kletterei (Schwierigkeit I+) über die steile und mit Felsblöcken gefüllte Rinne bergab. Anschließend folgen wir dem markierten Steig über Geröll, brüchiges Blockwerk und Schutt vorsichtig eine abschüssige Flanke hinab.

[Bild: Stolpern sollte man in diesem abschüssigen und steilen Gelände besser nicht  -  in der Tiefe der Floitengrund]

Über eine schroffe und mit Felsblöcken durchsetzte Grasflanke steigen wir vorsichtig weiter abwärts. Nach kurzer Zeit leiten die Markierungen zu der den Steig begrenzenden markanten Felsflanke. Links von dieser geht es über Blockwerk und Schutt steil bergab.

[Bild: Über Blockwerk und Schutt geht es technisch unschwierig  -  jedoch steil und abschüssig bergab]

Über den darauf folgenden begrünten und mit Felsplatten – bzw. Blöcken durchsetzten Rücken steigen wir vorsichtig weiter bergab. Der schuttige und teils schroffe Steig erfordert unbedingt Trittsicherheit und in gewissem Maße auch Schwindelfreiheit.

[Bild: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass man die Greizer Hütte auch wieder heil erreicht  -  Abstieg über den schroffen und teilweise ziemlich steilen Steig]

[Bild: Auf dem begrünten und mit Felsblöcken bzw. Geröll durchsetzten Rücken geht es zügig bergab]

Schließlich geht es rechts unterhalb in einem Bogen über eine abschüssige Grasflanke herum und wieder auf den Rücken. Auf diesem folge ich dem Steig weiter abwärts bis zu einer Anhöhe. Von dort geht es schließlich wieder in die von Grasschrofen und Felsstufen geprägte Flanke unterhalb des Südwestgrates. Rechts des Grates steigen wir auf dem erdigen und abschüssig-schroffen Steig vorsichtig weiter hinab.

[Bild: Abstieg über den steilen und schroffen Steig unterhalb des Südwestgrates]

[Bild: Blick zur Lapenscharte 2700 m. und zur darüber aufragenden Lapenspitze 2996 m.]

Schließlich geht es vom unteren Ende des Südwestgrates über eine grasbewachsene Flanke schräg abwärts in das weite Geröllkar unterhalb der Lapenscharte. Wir überqueren eine Blockwerkfläche und folgen dem Weg in südöstliche Richtung, bis wir wieder auf den Berliner Höhenweg stoßen. In der Nähe eines großen Felsens mit einem Wegweiser machen wir eine etwas längere Pause – unter anderem auch, weil wir nicht als eine Gruppe abgestiegen waren, sondern jeder für sich bzw. in kleineren Gruppen – und wir nun warten, bis wieder alle beieinander sind.

[Bild: Gigalitz 3002 m. und Gigalitzturm 2978 m.]

Als dies der Fall ist und wir eine Pause gemacht haben, machen wir uns auf Richtung Greizer Hütte. Wir steigen zunächst über einen begrünten Hang abwärts und queren anschließend einige Blockwerk – und Geröllflanken.

[Bild: Über einige Blockwerk - und Geröllflanken geht es bergab in Richtung Süden]

An den grasbewachsenen und mit Felsblöcken bzw. Geröll durchsetzten Hängen des „Griesfeldes“ geht daraufhin konstant in südliche Richtung bergab.

[Bild: Auf dem Weg zurück zur Greizer Hütte]

[Bild: Gigalitz 3002 m. und Gigalitzturm 2978 m.  -  von Süden]

[Bild: Greizer Hütte 2227 m.]

Wieder bei der Greizer Hütte – überlegen wir uns, was wir mit dem morgigen Tag anfangen sollen. Da sich das Wetter nicht verbessern, sondern voraussichtlich eher verschlechtern wird  -  und wir noch runter ins Tal zur Tristenbachalm müssen  -  fällt die Planung automatisch defensiv aus. Wir beschließen am Ende, morgen direkt ins Tal abzusteigen. Sollte das Wetter jedoch unerwarteterweise richtig gut (und sicher) sein, kann man sich ja immer noch zu spontanen Aktionen (wie z.B. Klettern im nahen Klettergarten der Greizer Hütte) entschließen. Den restlichen Tag verbringen wir damit, uns über diverse Themen bzw. Anekdoten des Bergsports zu unterhalten und die Aussicht um die Hütte zu genießen. Besonders mich zieht es  -  trotz des nach wie vor eher mittelmäßigen Wetters  -  häufig vor die Hütte.

[Bild: Am späten Nachmittag bzw. Abend fängt es immer wieder leicht an zu regnen  -  davon zeugt dieser Regenbogen]

[Bild: Auch am Abend beruhigt sich das Wetter über den Zillertaler Alpen nicht vollkommen  -  immer wieder fängt es leicht an zu regnen]

[Bild: Gigalitz 3002 m. und Gigalitzturm 2978 m.]

[Bild: Floitengrund]

[Bild: Kleiner Mörchner 3197 m.  -  Südliche Mörchnerscharte 2848 m.  -  Mörchnerschartenkopf 2957 m.  -  Nördliche Mörchnerscharte 2872 m.  -  Roßköpfe und Zsigmondyspitze 3087 m.  -  von links nach rechts]

[Bild: Großer Mörchner 3283 m.]

[Bild: Großer Löffler 3379 m.  -  Tribbachspitze 3267 m.  -  Westliche Floitenspitze 3194 m. und Östliche Floitenspitze 3151 m.]

Beim Betrachten von Bergen wie z.B. der Zsigmondyspitze (3087 m.) wird mir dabei wieder einmal bewusst, dass es so unzählig viele und schöne Tourenmöglichkeiten für Bergsteiger in den Alpen gibt, dass ein Leben alleine dafür niemals ausreichen kann.

[Bild: Am Abend vor der Greizer Hütte  -  Blick in Richtung Nordwesten]

4. Tag        Greizer Hütte  -  Floitengrund  -  Tristenbachalm

Auch am nächsten Morgen haben sich die Wolken über dem Floitenkees nicht aufgelöst – im Gegenteil, sie sind eher noch düsterer geworden. Als wir dann schließlich auch noch erfahren, dass sich im Verlaufe des Tages über dem Alpenhauptkamm ein Gewitter bilden soll, steht unser Entschluss fest – wir machen uns sofort an den Abstieg durch den Floitengrund.

[Bild: Blick am Morgen von der Greizer Hütte in Richtung Nordwesten  -  in der Tiefe der Floitengrund]

[Bild: Bei solchen Wetterverhältnissen ist an eine weitere Tour nicht zu denken]

Von der Greizer Hütte geht es zunächst über grasbewachsene und mit Felsblöcken durchsetzte Hänge sanft abwärts.

[Bild: Abstieg von der Greizer Hütte]

[Bild: Die Gipfel des Mörchnermassivs stecken in Wolken  -  rechts im Hintergrund die Zsigmondyspitze]

Nach kurzer Zeit leitet der mit Felsplatten befestigte Steig in einem Bogen in Richtung der gewaltigen – zum Floitengrund abfallenden – Steilstufe. Anschließend steigen wir in vielen Kehren die begrünte Steilstufe Richtung Floitengrund bergab.

[Bild: Abstieg über die begrünte Steilstufe in Richtung Floitengrund]

[Bild: Aufgrund vieler verschiedener Bergbäche, Wasserfälle und Schmelzwässer ist die Steilflanke so enorm grün]

Von einer der Steilstufe vorgelagerten Anhöhe leitet der Steig über einen begrünten und mit Sträuchern bewachsenen Hang abwärts. Schließlich geht es an begrünten und mit Blockwerk durchsetzten Hängen immer weiter bergab in den Floitengrund.

[Bild: Abstieg zum Floitengrund]

Rechts vom Floitenbach folgen wir dem Steig – und zuletzt der Fahrstraße – bis zur Materialseilbahn. Während wir auf einen Teil der Rucksäcke warten, machen wir noch einmal eine etwas längere Pause. Schließlich machen wir uns auf Weg zurück Richtung Tristenbachalm. Auf der schottrigen Fahrstraße geht es durch den zunächst noch von Geröllschneisen, schroffen Steilflanken und Schotterflächen geprägten Floitengrund in Richtung Nordwesten.

[Bild: Durch den Floitengrund geht es auf der schottrigen Fahrstraße konstant Richtung Nordwesten]

Mit der Zeit wird das Tal jedoch wieder grüner. Auch wenn hinter uns die hohen 3000er und das Floitenkees in düsteren Wolken verschwinden, so ist über dem Floitengrund doch blauer Himmel – und so genießen wir den Abstieg Richtung Tristenbachalm in vollen Zügen. Nachdem wir das Steinbockhaus (1382 m.) passiert haben, wird aus dem zuerst noch rauen Floitengrund endgültig ein grünes Gebirgstal.

[Bild: Eindrucksvoll schroffe Steilflanken begrenzen den Floitengrund]

Während wir der Schotterstraße immer weiter bergab folgen, prägen zunehmend kleine Almen, grüne Flächen und bewaldete Hänge das Tal.

[Bild: Abstieg durch den Floitengrund in Richtung Tristenbachalm]

Nach einiger Zeit überqueren wir schließlich den Floitenbach und folgen anschließend der Fahrstraße an der linken (westlichen) Seite des Floitengrundes das letzte Stück bergab zur Tristenbachalm.

[Bild: Ankunft am Gipfel des Gigalitz]

Auch wenn im Zuge dieser viertägigen Hochtour eigentlich so namhafte und hochalpine Gipfel wie der Große Löffler (3379 m.) oder der Schwarzenstein (3369 m.) auf dem Programm standen, bin ich doch nicht unzufrieden. Mit dem Gigalitz (3002 m.) kann ich mir nun den einzigen relativ leicht ersteigbaren Gipfel des Floitenkammes in mein Tourenbuch schreiben. Zwar ist er Bergen wie dem Großen Mörchner, der Zsigmondyspitze, den Floitenspitzen oder eben dem Großen Löffler hinsichtlich Höhe, Dominanz und Prestige klar unterlegen – nichtsdestotrotz ist der Gigalitz ein formschöner Felsgipfel – und als grandioser Aussichtsberg (was ich allerdings leider nur in einem gewissen Rahmen bestätigen kann) wird er besonders geschätzt. Jedoch – auch wenn der Berg durch einen Steig und durchgehende Markierungen erschlossen ist, so darf er dennoch nicht unterschätzt werden. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein gewisses Maß alpiner Erfahrung sind unbedingt erforderlich. Ebenso solle der Umgang mit grasigen Steilschrofen und teils abschüssigen Felsstufen geläufig sein – besonders die Kletterstelle (I+) kurz vor dem Gipfel sollte sinnvollerweise keinen Grund zum Umkehren darstellen. Bergeinsamkeit wird man (bei schönem Wetter) am Gigalitz zwar eher nicht erleben, das ist jedoch bei den meisten bekannten Bergen der Zillertaler Alpen der Fall. Der Gigalitz – höchster Berg im von der Lapenscharte nach Nordwesten ziehenden Teil des Floitenkammes – ist ein eindrucksvoller Zillertaler-3000er und die Besteigung dieses formschönen Felstrapezes ist alles in allem eine wirklich lohnende und nur moderat schwierige Bergtour – mitten in grandioser Hochgebirgswelt.

[Bild: Blick von der Greizer Hütte zum Großen Mörchner 3283 m.  -  die Nördliche Mörchnerscharte 2872 m. liegt in Wolken]

 

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