Norwegen 2023

stefanmitterer.de




Dieser Blog präsentiert die Erlebnisse meiner 30-tägigen Reise

vom 02. September bis zum 02. Oktober 2023 durch Süd- und Zentralnorwegen.


Dieser Bericht ist im Entstehen und wird laufend (unregelmäßig) ergänzt



Reiseverlauf



Tag 1-2





Tag 3





Tag 4





Tag 5





Tag 6





Tag 7-8



Trolltunga + Ringedalsvatnet-Umrundung (Hardangervidda)



Tag 9-11



Auszeit in Eidfjord: Kjeåsen-Hof + Skytjefossen



Tag 12-13



Fahrt von Eidfjord via Vøringfossen, Hardangervidda, (Stabkirche) Borgund, Aurlandsfjellet, Aurlandsfjord, Voss und Hardangerfjord nach Bergen



Tag 14-15



Bergen



Tag 16



Fahrt von Bergen via Sognefjord zum Jostedalsbreen-Nationalpark



Tag 17


Fahrt vom Nordfjord via Geirangerfjord, Trollstigen und Trollveggen nach Åndalsnes



Tag 18-19



Fahrt von Åndalsnes via Trollkyrkja, Bud, Atlanterhavsveien (Atlantikstraße) und (Stabkirche) Kvernes nach Kristiansund



Tag 20-21



Trondheim



Tag 22



Fahrt von Trondheim via Røros in den Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark



Tag 23



Besteigung der Snøhetta (2286 m.) im Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark + Fahrt nach Garmo bei Lom



Tag 24-25



Jotunheimen-Nationalpark: Besteigung des Galdhøpiggen (2469 m.)



Tag 26



Umrundung von Jotunheimen via Sognefjellet, Lustrafjord, (Stabkirche) Urnes, (Stabkirche) Kaupanger, Øvre Årdal, (Stabkirche) Øye, (Stabkirche) Høre, (Stabkirche) Lomen, (Stabkirche) Hegge und Riksvei (RV) 51



Tag 27-28



Rondane-Nationalpark



Tag 29-30



Oslo und Lillehammer + Rückreise nach Deutschland




Tag 1-2
Anreise nach Norwegen -

Stabkirche Heddal und Heddersvatn


Seit mir im Jahr 2017 das Privileg vergönnt war, durch das schöne Island reisen und dabei auch die dortigen, abgelegenen Westfjorde erforschen zu dürfen, war mir klar, dass es mich eines Tages auch nach Norwegen ziehen würde. Seit jeher habe ich nämlich ein Faible für diese unvergleichliche Kombination aus Bergen, Wasser, Eis und Wildheit, wie man sie in Europa wohl (abgesehen von Island) nur mehr in Teilen von Skandinavien findet. Und da ich nach meiner Reise durch Patagonien zu Beginn des Jahres keine zweite Fernreise in 2023 unternehmen möchte, fällt mir die Wahl auf Norwegen letztlich ganz leicht. Da sich zudem das Prinzip Mietwagen in Island für mich grundsätzlich bewährt hat und ich erneut große Distanzen zurücklegen möchte, entscheide ich mich nach 2017 erneut für einen geräumigen 4WD-Wagen. Und trotz einer Buchung nur wenig Wochen vor Abflug halten sich die Mietwagenkosten mit ca. 50 Euro pro Tag sogar sehr in Grenzen - wohl einer der Vorteile, wenn man außerhalb der Hauptsaison reist. Den ursprünglichen Plan, von Oslo einmal durch ganz Norwegen bis Tromsø (inkl. Abstecher zu den Lofoten und zum Nordkap) zu fahren, habe ich indes schnell verworfen. Zu teuer, zu weit. Stattdessen will ich mir in Süd- und Zentralnorwegen Zeit lassen und die entsprechenden Landesteile ausgiebig erforschen. Bei einem landschaftlich so eindrucksvollen Land wie Norwegen wäre es nämlich sehr schade, hetzen zu müssen. Besser, man widmet den Lofoten und Nordnorwegen einen eigenständigen Besuch! Und so sind bald die Sachen gepackt, die ungefähre Reiseroute steht und ich mache mich von München auf in den hohen Norden - Was habe ich mir da nur wieder vorgenommen...?


Nachdem ich mir nach einer kurzen, entspannten Anreise am Flughafen Oslo (Gardermoen) das Mietauto abgeholt, den ersten „Schock“ verdaut (entgegen der Buchung habe ich ein Auto mit Automatikschaltung, was für mich eine komplett neue Erfahrung ist) und es heil aus dem Parkhaus geschafft habe, geht es zunächst einmal in Richtung Hønefoss. Am nächsten Morgen zeigt sich der Himmel dann gleich einmal von seiner maximal grauen, wolkenverhangenen Seite. Bei immer wieder auffrischendem Regen überlege ich, was ich mir auf dem Weg zu meinem ersten Reiseziel, dem Gaustatoppen, eventuell anschauen könnte. Ich beschließe dann nach kurzer Zeit, das in diesem Teil Norwegens offensichtlichste touristischste Ziel anzusteugern, die Stabkirche Heddal westlich von Kongsberg (den Besuch des dortigen Silberbergwerks hatte ich kurz in Betracht gezogen, aber dann wieder verworfen, da mir der Spaß keine 280 NOK bzw. ca. 25 Euro wert war). Die Stabkirche Heddal ist indes mit 26 Metern die größte erhaltene Stabkirche Norwegens und eine der beliebtesten Attraktionen in diesem Teil des Landes. Nachdem ich mir die wirklich wunderschöne, fast 800 Jahre alte Holzkirche ausgiebig angeschaut habe, geht es anschließend weiter zum hochgelegenen Heddersvatn. Dieser herrliche Gebirgssee wird mein morgiger Ausgangspunkt für die Besteigung des Gaustatoppen (1883 m.) sein. Hierbei handelt es sich um einen der meistbestiegenen Berge Südnorwegens. Dieser höchste Punkt der gesamten Telemark ist sicherlich das absolute Gegenteil eines Geheimtipps, allerdings bei schönem Wetter (was für morgen tatsächlich vorhergesagt ist!) die vielleicht beste Gelegenheit, sich einen umfassenden Überblick über Südnorwegen zu verschaffen. Der Berg ist nämlich im weiten Umkreis die mit Abstand höchste Erhebung und bietet zudem einen fantastischen Ausblick über die endlosen Weiten der legendären Hardangervidda-Hochfläche. Ich bin gespannt...Als ich es mir oberhalb des Sees am Abend nämlich so langsam gemütlich mache, tobt draußen der Sturm. Es schüttet wie aus Eimern und ein orkanartiger Wind vertreibt jeglichen euphorischen Gedanken an eine schöne Bergtour. Norwegen hat mich eher frostig empfangen! Mal sehen, ob den Vorhersagen von Yr (DER norwegischen Wetter-App) zu trauen ist...


[Bild: Die im Jahre 1242 geweihte Stabkirche Heddal ist mit gewaltigen 26 Metern Höhe und 20 Metern Länge die größte authentische Stabkirche Norwegens]


[Bild: Die auch als „Gotische Kathedrale aus Holz“ bezeichnete Stabkirche Heddal weist zahlreiche kunstvolle Schnitzereien heidnischen Ursprungs auf und dient auch heutzutage noch als Ort für Gottesdienste, Hochzeiten und Taufen]


[Bild: Die dunkle Farbe von Stabkirchen rührt von dem Teer her, mit dem sie regelmäßig gestrichen werden, um sie vor dem feuchten Wetter Norwegens bestmöglich zu schützen. Auch die Stabkirche Heddal wäre wohl längst verfault und hätte nicht 800 Jahre überlebt, würde man sie nicht regelmäßig dieser speziellen Behandlungsmethode unterziehen]


[Bild: Auch wenn die Stabkirche Heddal eine der beliebtesten touristischen Attraktionen Südnorwegens ist und tagtäglich von unzähligen Autos und Bussen angesteuert, sollte man das Gelände stets mit Respekt und Demut betreten, handelt es sich doch letztlich v. a. auch um einen ganz normalen Friedhof der einheimischen Bevölkerung]


[Bild: Die Stabkirche Heddal gehört bei einem Aufenthalt in Südnorwegen sicherlich zu den lohnendsten kulturhistorischen Zielen, die man ansteuern kann. Zudem ist sie (alleine schon aufgrund ihrer schieren Größe) neben Borgund und Urnes eine der eindrucksvollsten Stabkirchen überhaupt]


[Bild: Oberhalb des Heddersvatn südöstlich des Gaustatoppen - Obwohl ich mich hier lediglich auf etwa 1200 m. H. befinde, liegt die Baumgrenze doch weit unten im Tal. Entsprechend fühlt man sich hier in Kombination mit dem stürmisch-regnerischen Wetter schon ziemlich exponiert. Erreicht werden kann der See indes nur über kurvenreiche Gebirgsstraßen von Norden oder (wie in meinem Fall) von Süden]


[Bild: Tiefblick zu einer einsamen Hütte beim Heddersvatn - Links in der Ferne kann man die östlichen Ausläufer der Hardangervidda erkennen]


[Bild: Herbststimmung an den Ufern des Heddersvatn - Während merklich kürzere Tage und ein deutlich kühleres, regnerisches Wetter klare Nachteile einer Norwegen-Reise im Herbst sind, zählt die farbenreiche Vegetation definitiv zu den absoluten Pluspunkten]


Tag 3

Gaustatoppen (1883 m.) +

Fahrt via Hardangervidda und Stabkirche Eidsborg durch die Telemark


Als ich mich früh am Morgen auf den Weg zum Gaustatoppen machen will (um den Massen zumindest beim Aufstieg zu entgehen), lässt mich ein eisig-kalter Wind ungeplant zunächst einmal im Auto verharren. Es regnet zwar (wie versprochen) nicht, aber von sonnig-einladendem Wetter kann keine Rede sein. Eine dichte, lovecraftsche Nebelsuppe hüllt den Berg ein, während ein gemeiner Wind am Auto rüttelt. Egal, das ist eben Norwegen! Ich beschließe, es einfach zu probieren und darauf zu spekulieren, dass es irgendwann aufreißt und schön wird. Und so packe ich mich nach dem bewährten Zwiebelprinzip dick ein und mache mich (etwas trotzig) auf den Weg. Der Weg vom Parkplatz („Parking Stavsro Gaustahytta“) Richtung Gipfel ist der klassische (und mit Abstand einfachste) Aufstieg, perfekt also angesichts des ungemütlichen Wetters. Ohne Schwierigkeiten folge ich den Markierungen über blockreiche Hänge und Flanken etwa 700 Hm aufwärts, bis unvermittelt der Ausgang der Standseilbahn Gaustabanen aus dem sprichwörtlichen Nichts auftaucht. Ein paar Meter oberhalb „flüchte“ ich erst einmal in die gemütliche Gaustatoppen Turisthytte, eine knapp unterhalb des Gipfelaufbau gelegene Schutzhütte des Norwegischen Wandervereins DNT. Während ich mich bei einem (ziemlich üblen) Kaffee aufwärme, beginnen die den Gaustatoppen umwirbelnden Wolken glücklicherweise peu à peu weniger zu werden. Nach einiger Zeit mache ich mich schließlich auf den Weg zum Gipfel, welcher nur über einen schroffen und bei Nässe etwas unangenehmen Grat (Kraxelei im Schwierigkeitsgrad I) erreicht werden kann. Am höchsten Punkt angekommen, präsentieren sich die umliegende Telemark und die gewaltige Hardangervidda dann von ihrer schönsten Seite. Es ist zwar extrem windig, aber dafür (wie erhofft) absolut sonnig. Ich lasse den Blick über die umliegenden zahlreichen Seen schweifen und spüre, dass ich hier das erste große Highlight meiner Norwegenreise gefunden habe.


Der anschließende Abstieg bei allerschönstem skandinavischen Herbstwetter zurück zum Heddersvatn ist dann die Definition von Lustwandeln. Ich habe es nicht eilig, denn ich weiß ehrlich gesagt noch gar nicht, wohin es mich als nächstes zieht (glücklich ist, wer diese Art der Freiheit hat). Da ich allerdings im Grunde meines Herzens spüre, dass es Zeit wird, das Meer zu sehen, fällt mir die Entscheidung letztlich ganz leicht. Auch wenn ich es im Folgenden aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit heute nicht mehr ganz bis an die Südküste schaffe, runden der Besuch der faszinierenden Stabkirche Eidsborg und die entspannte Fahrt während der Dämmerung durch die Telemark diesen tollen Tag perfekt ab. Ich bin nun so richtig angekommen in Norwegen. Und ich kann kaum erwarten, was vor mir liegt.


[Bild: Ausblick beim Aufstieg zum Gaustatoppen in östliche Richtung zum gleichnamigen Skisenter (= Skizentrum). Nicht nur im norwegischen Sommer ist die Gegend bei Touristen wie Einheimischen hoch im Kurs, auch im Winter lassen sich hier traumhaft schöne Momente erleben: Wer könnte zu einer Skiabfahrt oder einem Hot Pot mit Blick auf den Gaustatoppen schon Nein sagen?]


[Bild: Bei absolutem Traumwetter auf dem Gipfel des Gaustatoppen (1883 m.) - Die Aussicht von diesem höchsten Berg der gesamten Telemark ist schier endlos, angeblich ist von hier (an einem Tag wie heute) ein Sechstel von ganz Norwegen zu überblicken]


[Bild: Tiefblick vom Gaustatoppen nach Nordosten: Markant fällt die Hochebene rund um den höchsten Punkt der Telemark gen Rjukan ab, nur um auf der anderen Seite ebenso abrupt zu den östlichen Ausläufern der Hardangervidda anzusteigen]


[Bild: Dass der Gaustatoppen (1883 m.) im Umkreis von fast 100 km (!) der höchste Berg und unumschränkte Herrscher ist, wird bei einem Aufenthalt auf seinem felsigen Haupt schnell deutlich - Was für ein Panorama...]


[Bild: Unzählige traumhaft schöne Seen prägen das Landschaftsbild der hügeligen Hochflächen rund um den Gaustatoppen. Wie herrlich es (speziell vor dem Hintergrund des Jedermannsrechtes) sein muss, durch diese rauen Weiten zu streifen und nach Lust und Laune sein Zelt aufzuschlagen]


[Bild: Auch wenn der Gaustatoppen (1883 m.) aufgrund seiner vergleichsweise großen Höhe und exponierten Lage ein (auch im Sommer) raues Klima aufweist, so wird die allgemeine Ernsthaftigkeit durch die Präsenz der Gaustatoppen Turisthytte (die Schutzhütte unterhalb des Gipfels) und die Gaustabahn naturgemäß deutlich abgemildert. Eine andere Geschichte ist die legendäre Hardangervidda (in der Ferne), die mit 8000 km² (!) größte Hochfläche Europas. Eine Trekkingtour durch diese entlegene Wildnis will gut geplant sein]


[Bild: Gipfelglück auf dem Gaustatoppen (1883 m.) - Nachdem der gestrige Tag wettertechnisch und aktivitätsmäßig noch eher bescheiden verlaufen ist, habe ich mit dieser Tour erstmals so richtig Glück gehabt. Und auch wenn es sich um kein bergsteigerisch allzu anspruchsvolles Ziel handelt (von dem etwas exponierten und mit einzelnen Kraxelstellen garnierten Gipfelgrat einmal abgesehen), so kann ich eine Tour auf den höchsten Berg der Telemark (trotz der Vielzahl an Touristen und der unästhetischen Antenne auf dem Vorgipfel) bei gutem Wetter doch jedem Wanderer empfehlen. Erfahrungsgemäß werden die meisten Touristen auf dem Vorgipfel zurückbleiben und nicht bis zum höchsten Punkt gehen (ich hatte ihn längere Zeit für mich ganz alleine). Es gibt in Südnorwegen wohl nur wenige Orte, die einen vergleichbar umfassenden Ausblick bieten]


[Bild: Bei absolut sonnigem (aber sehr windigem!) Wetter auf dem Gaustatoppen (1883 m.) - Da ich mir abgesehen von der Bergtour für heute keine konkreten „Ziele“ vorgenommen hatte, bleibe ich vergleichsweise lange auf dem herrlich exponierten Gipfel. Speziell die schier endlos weiten Ausblicke in die östlichen Ausläufer der Hardangervidda faszinieren mich einfach zu sehr]


[Bild: Abstieg vom Gaustatoppen zum Heddersvatn (rechts) - Nachdem der Aufstieg am Vormittag noch in der dichtesten Nebelsuppe, die man sich vorstellen kann (teilweise weniger als 5 Meter Sicht), stattfand, sehe ich nun zum ersten Mal auch etwas von der Südostseite des Berges. Dass es indes zwar wunderbar sonnig, aber auch relativ kalt ist (v. a. wenn der Wind auffrischt), verdeutlicht die Kleidung der anderen Wanderer. In Norwegen sollte man beim Wandern idealerweise immer Mütze und Windstopper dabei haben]


[Bild: Landschaftlich wunderschöner Abstieg vom Gaustatoppen zum hochgelegenen See Heddersvatn. Auch wenn man angesichts solch rauer Landschaften meinen könnte, dass das hier bereits die berühmte norwegische Wildnis sei, so verdeutlichen doch die Passstraße (links unten erkennbar) und die Nähe zum Gaustatoppen Skisenter dass man sich hier in einer touristisch sehr gut erschlossenen Region befindet. Von der Entlegenheit einer Hardangervidda ist man hier meilenweit entfernt]


[Bild: Ausblick über den Heddersvatn. Auch wer keine Ambitionen hegt, den Gaustatoppen zu besteigen, wird bei schönem Wetter an einer Fahrt über den Pass (Gaustavegen, Straße 3430 zwischen Tuddal und Rjukan) seine Freude haben, ist doch bereits das reine Fahren in Norwegen eine Erfahrung für sich]


[Bild: Wieder beim Auto angekommen, habe ich es nicht unmittelbar eilig, meine Reise durch die Telemmark fortzusetzen. Bewusst gemütlich packe ich meine Sachen und beschließe letztlich mein geglücktes „Abenteuer“ Gaustatoppen mit einem kleinen Picknick oberhalb des Heddersvatn. Obwohl reger Durchgangsverkehr auf der Passstraße herrscht, bleiben die Leute höchstens kurz stehen, um den See zu fotografieren. Eine (in Teilen weglose) Umrundung des Sees dürfte eine herrlich einsame (und lohnende!) Alternative zum (zumindest bis zum Vorgipfel) überlaufenen Gaustatoppen sein]


[Bild: Es gibt zahlreiche gute Gründe, Norwegen NICHT im Herbst bzw. stattdessen (wie die Mehrzahl der Touristen) im Sommer zu bereisen. Ab September werden die Tage nämlich merklich kürzer, das Wetter ist rauer, kühler und allgemein wechselhafter. Auf der anderen Seite ist das Preisniveau etwas niedriger als zwischen Juni und August, die Anzahl der Touristen nimmt nun von Woche zu Woche ab und v. a. kommt man in den Genuss der Herbstfarben. Letzteres war für mich einer der Hauptgründe, Norwegen ganz bewusst im September zu bereisen]


[Bild: Irgendwo im Nirgendwo zwischen Telemark und Hardangervidda - Während der (landschaftlich herausragend schönen) Fahrt von Rjukan zur Stabkirche Eidsborg (via Straße 37) tauchen immer wieder kleinere Ansiedlungen von Ferienhäuschen auf. Für „Expeditionen“ und Abenteuer in die Weiten der größten Hochfläche Europas kann es wohl keinen schöner gelegenen Ausgangspunkt geben]


[Bild: Die Stabkirche Eidsborg gilt als eine der am besten erhaltenen Stabkirchen Norwegens. Auch wenn das Aussehen der Kirche durch Restaurierungen im Laufe der Zeit immer wieder verändert wurde, gilt u. a. das Kirchenschiff als original erhalten. Die Kirche wurde 1354 erstmals erwähnt, aufgrund ihrer stilistischen Merkmale wird sie jedoch auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert]


[Bild: Die Stabkirche Eidsborg ist Teil des Freiluftmuseums Vest-Telemark und befindet sich (vergleichsweise abgelegen) zentral im Herzen Südnorwegens, über 100 Kilometer Luftlinie von der Küste entfernt. Diese wunderschöne Stabkirche muss man schon ganz gezielt aufsuchen, etwa als Abstecher bei einer Fahrt von Kongsberg Richtung Odda oder Haugesund. Im Gegensatz zur Stabkirche Heddal, wo täglich die Reisebusse haltmachen, hat man diesen beschaulichen Ort dafür in der Regel ganz für sich allein]


[Bild: Abendstimmung an den Ufern des Kviteseidvatnet (auch Kviteseidvatn genannt), welcher Bestandteil des berühmten Telemarkkanals ist. Auch wenn die Fahrt von hier noch ein kleines bisschen weiter gen Küste geht, neigt sich der Tag doch mit großen Schritten dem Ende entgegen. Nach einem neblig-stürmischen Morgen zu Beginn war der heute Tag im Rückblick in Summe das erste wirklich große Highlight meiner Norwegen-Reise: Der Gaustatoppen (1883 m.) bei allerbestem Wetter mit Ausblicken bis in die Hardangervidda, eine landschaftlich traumhaft schöne Fahrt durch die Telemark inkl. Besichtigung einer authentischen Stabkirche und nun die Aussicht, am nächsten Morgen das Meer zu sehen... Was für ein Privileg es doch ist, dies alles erleben zu dürfen]


Tag 4

Jettegrytene, Kalvehageneset, Lillesand,
Kristiansand und Kanelstrand


Man sagt, dass etwa 80 % der Norwegerinnen und Norweger weniger als 10 km von der Küste entfernt wohnen. Diese Liebe zum Meer spiegelt sich u. a. in einer Vielzahl von (mehr oder weniger) einsamen Leuchttürmen, pittoresken Küstenorten und bunt angestrichenen Holzhütten in Schlagdistanz zu vom Salzwasser glattgeschliffenen Klippen wider. Eine Fahrt entlang der norwegischen Küsten ist daher bei schönem Wetter ein Fest für die Sinne, der Inbegriff von motorisiertem Lustwandeln. Ohne eine genaue Vorstellung davon, wie weit es mich heute treiben wird, mache ich mich am frühen Morgen zunächst auf die Fahrt von der Telemark zu den Jettegrytene på Sild in der Nähe von Risør. Die bekannteste dieser bis zu 6 Meter tiefen Gletschermühlen befindet sich nur leicht oberhalb der Brandung und erfordert daher zum Eintauchen schon etwas Mut, muss man doch achtgeben, nicht im Zuge einer starken Welle ins Meer hinaus geschwemmt zu werden. Abgesehen davon handelt es sich hierbei, wie auch bei dem auf einer Landzunge bei Homborsund gelegenen Naherholungsgebiet Kalvehageneset, in erster Linie um eine formvollendete Möglichkeit, die norwegische Südküste auf unschwierigen Wanderwegen entspannt kennenzulernen. Ob nun in einer der unzähligen „versteckten“ Buchten, am von Möwen bevölkerten Pier einer Hafenstadt wie Lillesand bzw. Kristiansand oder an einem der märchenhaften Strände wie dem Kanelstrand: Norwegen ist mehr als Berge, Fjorde und Wälder. Hier, am Skagerrak, an einem warmen Herbsttag, ist sie zum ersten Mal so richtig spürbar: Die skandinavische Lässigkeit.


[Bild: Bei allzu starkem Wellengang sollte man die Jettegrytene (på Sild) besser aus sicherer Distanz bewundern. An einem Tag wie heute dagegen, kann man sich mit der entsprechenden Umsicht (Vorsicht wegen der Brandung!) in die gut 6 Meter Tiefe Gletschermühle begeben und sich mit Blick auf das Meer erfrischen. Um einen Geheimtipp handelt es sich hierbei längst nicht mehr, wer aber (wie ich) leicht außerhalb der Hauptsaison und zudem einigermaßen frühzeitig herkommt, hat die Jettegrytene mit etwas Glück für sich alleine]


[Bild: Im Meer baden ist im Bereich der Jettegrytene (på Sild) nicht empfehlenswert, ist die Brandung doch ziemlich rau. Auch gibt es nicht viele potentielle „Einstiegsstellen“, der Fels ist zudem entweder äußerst glatt geschliefen oder extrem scharfkantig. Hier bleibt man besser oberhalb des Skagerrak auf den sicheren Klippen und bewundert das Meer aus sicherer Distanz. Zum Baden gibt es an der südnorwegischen Küste bessere Orte, Sandstrand inklusive]


[Bild: Unzählige von der Eiszeit und vom Salzwasser glattpolierte Klippen laden im Bereich der Jettegrytene (på Sild) dazu ein, dem inneren Entdeckerdrang zu frönen oder einfach einen entspannten Tag zu verbringen. Was könnte es Schöneres geben, als sich hier mit einer Picknickdecke eine ruhige Ecke zu suchen und dem konstanten Rauschen der Wellen zu lauschen...]


[Bild: Nicht nur Menschen wissen, wo es schön ist: Eine Ziegenherde grast friedlich auf den Klippen in der Nähe der Jettegrytene (på Sild) oberhalb des Skagerrak und lässt sich von mir in keinster Weise stören. Die entspannte Mentalität der Norweger ist ganz offensichtlich eine „Zoonose“ der guten Art]


[Bild: Etwa 80 Kilometer südwestlich der Jettegrytene (på Sild) befindet sich das auf einer Halbinsel gelegene Naherholungsgebiet Kalvehageneset, das mit einigen traumhaftschönen Wanderwegen entlang der Küste aufwartet. Meistens sind es die Einwohner der nahegelegenen Kleinstadt Homborsund, die den unscheinbaren, weißgestrichenen Leuchtturm am Südende der Landzunge ansteuern, aber auch immer mehr Touristen erfreuen sich an der von Heidekraut geprägten idyllischen Küstenlandschaft]


[Bild: Unterwegs im Naherholungsgebiet Kalvehageneset mit Blick in den kleinen Homborsundfjord. Der mit Abstand lohnendste (und auch naheliegendste) Wanderweg in der Umgebung ist der Rundweg, der einmal komplett um die Halbinsel führt. Dabei bieten sich einem regelmäßig wunderbare Ausblicke über die von Heidekraut überwucherte Landschaft, während auf dem Wasser regelmäßig kleine Segel- und Fischerboote vorbeiziehen]


[Bild: Ein einsames Ferien- bzw. Fischerhäuschen in einer versteckten Bucht im Homborsundfjord: Norweger wissen einfach, wo es schön ist! Wie herrlich es sein muss, hier an einem warmen Mittsommerabend ins Wochenende zu starten]


[Bild: Auf dem Weg zu einem kleinen Mini-Leuchtturm am südlichen Ende der Kalvehageneset-Halbinsel. Rechts dahinter in der Ferne kann man den Homborsund-Leuchtturm erkennen, welcher sich jedoch auf einer kleinen Insel vor der Küste befindet und daher nur mit dem Boot erreicht werden kann]


[Bild: Obwohl sich das Naherholungsgebiet Kalvehageneset nur wenige Kilometer von der stark frequentierten Küstenstraße 83 entfernt befindet, ist es hier meist herrlich ruhig. Auch wenn Touristen das Gebiet in den letzten Jahren immer mehr für sich entdeckt haben, ist man doch beim Spazieren entlang der Küste in der Regel für sich. Hier lässt es sich in Vollendung abschalten und über das Leben sinnieren]


[Bild: Im Hafen von Lillesand lässt sich ideal ein entspannter Zwischenstopp einlegen. Mit seinen zahlreichen weiß gestrichenen Häusern und dem verkehrsberuhigten Zentrum strahlt die kleine Stadt am Meer eine sehr einladende Atmosphäre aus]


[Bild: Die Christiansholm Festning in Kristiansand wurde Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut, um die Stadt vor den Schweden zu schützen und zugleich den Machtanspruch über den Skagerrag auszuüben. Heutzutage stellt die auf einer kleinen Halbinsel im Hafen gelegene Festung eine der beliebtesten Attraktionen der Stadt dar]


[Bild: Kristiansand gehört zu den größten Städten Norwegens und pulsiert v. a. im Hochsommer, doch meist stellt die Stadt nur einen Stopover bzw. Ausgangspunkt dar, bevor es weiter an der Küste entlang gen Stavanger oder ins Landesinnere geht. Fähren verbinden die Stadt z. B. mit Hirthals in Dänemark, sodass in Kristiansand schon unzählige „Norwegen-Abenteuer“ ihren Anfang oder ihr Ende genommen haben. Bevor ich mich zu meinem heutigen Ziel des Tages (dem Kanelstrand) aufmache, verbringe ich noch 1-2 entspannte Stunden in der Altstadt (Posebyen) und am Hafen]


[Bild: Auch wenn zahlreiche interessante Museen, Parks und Galerien in Kristiansand einen Besuch lohnen, ziehe ich es vor, den Nachmittag im Hafen zu verbringen. Das Wetter ist einfach zu schön, zu mild, um den Tag drinnen ausklingen zu lassen. Nach einiger Zeit mache ich mich dann aber doch auf den Weg, da mir noch gut 45 Minuten Fahrzeit bevorstehen. Denn auch wenn sich in Kristiansand der Tag durchaus stilvoll ausklingen ließe, schwebt mir mit dem berühmten Kanelstrand ein noch deutlich (!) idyllischerer Ort vor, um diesen erlebnisreichen Tag abzurunden]


[Bild: An den goldgelben Ufern des Kanelstrandes („Zimtstrandes“) südlich von Mandal - Dieser wunderbare Sandstrand mit familienfreundlich-seichtem Ufer ist ein gerne besuchtes Ziel, sowohl Einheimische als auch Touristen steuern ihn in Scharen an (einige große Campingplätze im Umkreis zeugen davon). Wer jedoch (wie ich) unter der Woche, außerhalb der Hauptsaison und dann noch am späten Nachmittag vorbeischaut, hat den Strand oftmals für sich ganz alleine]


[Bild: Rund um den Kanelstrand laden zahlreiche „versteckte“ Buchten, Mini-Inseln und Wälder zum Erkunden ein. An einem friedlichen Abend wie heute handelt es sich zweifellos um einen geradezu magischen Ort, der diese Sehnsucht, die so viele Menschen nach den Nord- und Ostseestränden Skandinaviens haben, idealtypisch verkörpert. Schuhe ausziehen und Fußspuren im Sand hinterlassen, ist angesagt]


[Bild: Nachdem ich heute morgen noch nicht gewusst habe, wo ich den heutigen vierten Tag meiner Norwegen-Reise beschließen werde, ist die Frage (mit dem Kanelstrand) hiermit nun beantwortet. Diese Art des Reisens ist mir letztlich fast die liebste: Sich einfach treiben lassen, sich voll und ganz dem Moment hingeben und einfach spontan entscheiden, wo man den Abend verbringt. Meine Reise nimmt zwar erst so langsam so richtig Fahrt auf, aber ich merke, wie ich bereits jetzt wieder in diesen so wunderbar meditativen, flow-artigen Autopilotmodus komme, der mich mit dieser so selbstverständlichen Leichtigkeit einfach dahinfließen lässt, so als würde alles ganz spielerisch wie von selbst vonstatten gehen, als würde alles einem natürlichen Rhythmus ohne Sorgen und Probleme folgen. Auf einmal ergibt alles irgendwie Sinn, während zugleich die Magie des Augenblicks sich einer vollständigen Erfassung entzieht. Mal schauen, was der morgige Tag für mich bereithalten wird...]


Tag 5

Lindesnes Fyr (Südkap), Haviksanden,

Brufjell (Brufjellhålene), Helleren und Eigerøy Fyr


Auch wenn es sich beim Nordkap hoch im arktischen Norden Norwegens aus einer Vielzahl von Gründen nicht um den nördlichsten Landpunkt Europas bzw. des europäischen Festlandes handelt, ist dieses geradezu legendäre Kap im Norden der Insel Magerøya doch unzähligen Menschen weltweit ein Begriff. Weit, weit weniger bekannt ist dagegen das Kap Lindesnes, welches den südlichsten Festlandpunkt Norwegens darstellt. Es soll Menschen geben, die von hier aus zu Fuß zum 1.682 km Luftlinie (= ca. 3.000 km Wanderstrecke) entfernten Nordkap aufbrechen (eine faszinierende Vorstellung und tolle Alternative zu den Triple Crown Wegen in den USA!). Für das Gros der Reisenden (wie mich) handelt es sich dagegen v. a. um einen ergreifenden Ort, an dem man den Naturgewalten beim Übergang vom Skagerrak zur Nordsee zumindest für eine kurze Zeit ganz nah kommen kann. Da ich den Leuchtturm ganz früh am Morgen aufsuche, komme ich sogar um die Eintrittsgebühr für das Gelände herum (mein Geld wollte so kurz nach Sonnenaufgang hier zumindest keiner). Im Anschluss zieht es mich über den wunderbaren Sandstrand Haviksanden, welcher zu stundenlangen Spaziergängen im hier seichten Meerwasser der Nordsee einlädt, weiter zu den kleinen Ortschaften Østebø und Stornes. Diese pittoresk am Fluss Sira gelegenen Orte sind der Ausgangspunkt für eine der spektakulärsten Wanderungen im Süden Norwegens: die Brufjellhålene, die Brujell-Höhlen. Diese befinden sich im unteren Bereich einer steilen Klippe unterhalb des Brufjell (184 m.) und können nur durch eine sehr steile, mit Eisenbügeln versicherte Rinne erreicht werden. Gute Wanderschuhe, stabiles Wetter, trockene Felsen und ein Mindestmaß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollten schon vorhanden sein, ansonsten bleibt man besser auf dem Brufjell und genießt die grandiose Aussicht von dort über das Meer. Mindestens so eindrucksvoll wie die Höhlen sind jedoch in meinen Augen die von der Eiszeit und vom Meer glattgeschliffenen Felsbänder, denen man vom unteren Ende der Rinne zu den Höhlen folgt. Hier könnte man es leicht stundenlang aushalten, zu sehr fesselt dieser wilde Ort hoch über der schäumenden Nordsee! Da ich hier jedoch völlig überraschenderweise nicht die Nacht verbringen werde, geht es nach einem anschließenden Marsch zurück zum Parkplatz weiter zum traumhaft schön gelegenen Eigerøy-Leuchtturm in der Nähe von Segleimstranda, nicht ohne vorher noch die unter einem überhängenden Felsen gebauten Häuser von Helleren im Jøssingfjord (zwischen Egersund und Flekkefjord) „mitzunehmen“. Als ich schließlich am Abend in der Dämmerung von meinem Spaziergang zum Eigerøy-Leuchtturm zurückkomme, bin ich etwas geschafft (das war in Summe heute dann doch schon recht viel...), aber glücklich. Speziell die Gegend rund um den Brufjell ist enorm spektakulär und war in meinen Augen genau der richtige Appetizer für den für morgen geplanten Besuch der (neben dem Geirangerfjord) wohl berühmtesten touristischen Attraktion Norwegens: des Preikestolen.


[Bild: Der Leuchtturm Lindesnes Fyr am gleichnamigen Kap Lindesnes markiert den südlichsten Punkt des norwegischen Festlandes. An dieser Stelle gehen Nordsee und Skagerrak ineinander über, während große Inlandsabenteuer (wie die lange Wanderung zum Nordkap) ihren Ausgang oder ihr Ende nehmen. Trotz der durchaus touristischen Aufmachung ein ergreifender Ort und v. a. frühmorgens herrlich ruhig]


[Bild: Ausblick vom Lindesnes Fyr über die Küstenlinie im Bereich des Kap Lindesnes - Erneut steht ein wettertechnisch grandioser Tag bevor]


[Bild: Der Haviksanden bei Farsund liegt etwas abseits der Hauptstraße E39, lohnt aber (bei schönem Wetter wie heute) den Abstecher in jedem Fall. So weit das Auge reicht, findet man hier feinsten Sandstrand vor. Bis auf ein paar wenige andere Spaziergänger habe ich den Strand praktisch für mich alleine]


[Bild: „Take nothing but pictures, leave nothing but footprints, kill nothing but time“ - Von manchen als pseudo-philosophisch und abgedroschen abgetan, in meinen Augen aber ein schönes, ehrenwertes Reise-Credo. Als Kind der Berge war ich in meinem Leben ja leider nicht allzu oft am Meer, so dass mir dieser kurze Aufenthalt am Haviksanden umso mehr Freude bereitet]


[Bild: Spaziergang über den wunderbaren Haviksanden (Havik Strand). Dieses idyllische Fleckchen Erde kann ich wirklich jedem wärmstens empfehlen! Die ganze Umgebung mit ihren Dühnen und kleinen Landzungen lädt zum Erkunden ein, der Parkplatz ist kostenlos sowie mit Sanitäranlagen ausgestattet und wer entsprechend aktiv ist, findet hier bei starkem Wind zudem gute Bedingungen zum Kitesurfen vor]


[Bild: Karibisches Flair im hohen Norden: Kaum zu glauben, dass man sich hier in Norwegen befindet! Zum Baden ist es zwar leider (deutlich) zu kalt, aber barfuß mit hochgekrempelten Hosen durch das azurblaue Nordseewasser flanieren, hat ja auch etwas]


[Bild: Die in traumhaft schöner Lage am Fluss Sira (kurz vor der Mündung zur Nordsee) gelegenen, kleinen Ortschaften Østebø und Stornes sind der Ausgangspunkt für die Wanderung zum Brufjell. Verschiedene, unterschiedlich schwierige Wanderwege führen durch lichten Wald zügig empor zu einem etwa 150-200 Meter über Meereshöhe aufragenden Plateau. Von dort geht es in Form einer entspannten Höhenwanderung zum wenig markanten Gipfel des Brufjell (184 m.) mit atemberaubender Aussicht über das Meer]


[Bild: Grandioser Ausblick vom Brufjell (184 m.) über die heute so verheißungsvoll blauen Weiten der Nordsee. Es gibt Tage, da ist die See so rau, so wild, dass man nicht zu den Brufjellhålene hinabsteigen kann. Davon kann heute freilich keine Rede sein: Es ist erneut ein Tag für die Götter]


[Bild: Wem der sehr steile, versicherte Abstieg zu den Brufjellhålene zu anspruchsvoll ist, findet in dem weiten Gipfelplateau rund um den Brufjell (184 m.) ein mehr als nur gleichwertiges Alternativziel vor. Diesen wunderbaren Aussichtspunkt kann sich in Form der leichten Wanderroute (blaue Variante) jeder einigermaßen fitte Wanderer zutrauen. Am schönsten ist natürlich die Kombination dieser beiden Ziele zu einer Rundtour]


[Bild: Ausblick vom Brufjell (184 m.) über die zur Nordsee steil abfallenden Klippen der in diesem Abschnitt ziemlich schroffen südnorwegischen Küste. Wer sich hier auch nur wenige Meter von den Hauptwanderrouten in östliche Richtung entfernt und über die zerklüftete Hügellandschaft dahinwandert, befindet sich sehr schnell in totaler Einsamkeit]


[Bild: Egal, in welche Richtung man vom Brufjell (184 m.) auch blickt, man ist von einer unglaublich ästhetischen Landschaft umgeben! Für eine Wanderung zum Brufjell bzw. zu den Brufjellhålene sollte man sich (bei schönem Wetter) mindestens einen halben Tag Zeit nehmen, um das alles wirklich voll und ganz auf sich wirken lassen zu können. Zwar ist diese Tour bei weitem kein Geheimtipp (mehr), von einem Massenauflauf à la Preikestolen oder Trolltunga kann jedoch keine Rede sein]


[Bild: Nach dem Abstieg vom Brufjell zu den Brufjellhålene findet man sich nur mehr einige Meter über dem (heute friedlichen) Meer wieder. Umgeben von imposanten, vom Guano bedeckten Felsklippen befindet man sich hier am unteren Auslauf der steilen Rinne, die vom Plateau in leichter Kletterei herunterführt. Das Gröbste ist an dieser Stelle bereits geschafft, nun folgt der Spaziergang über den mehrere Meter breiten, bänderartigen Felsvorsprung vor den eigentlichen Brufjellhålene]


[Bild: Naturwunder Brufjellhålene - Diese höhlenartigen Überhänge hoch über der Nordsee sind Relikte der Eiszeit, sogenannte Gletschertöpfe. Über die Jahrtausende haben die rauen Elemente der Nordsee die Felsen glattgeschliffen, so dass man sie heutzutage verhältnismäßig unkompliziert besichtigen kann. Das Spazieren über den breiten Felsvorsprung ist in jedem Fall ein Fest für die Sinne, bei dem man lediglich achtgeben muss, nicht zu nah an die Abbruchkante zu kommen]


[Bild: Warum man die Brufjellhålene nur bei einigermaßen schönem Wetter und v. a. bei ausreichend ruhiger See aufsuchen sollte, versteht sich von selbst. Die Vorstellung mag verlockend sein, diesen Ort bei stürmischem Wetter bzw. Wellengang zu besuchen, das Ganz kann (z. B. bei nassem Fels) jedoch rasch haarsträubend heikel werden. Hier ist man maximal exponiert, allen „Höllen“ der Nordsee ausgesetzt und die Überhänge der eigentlichen Brufjellhålene bieten auch nur bedingt Schutz]


[Bild: An einem Tag wie heute kann man es leicht 1-2 Stunden im Bereich der Brufjellhålene aushalten. Sich einfach hinsetzen, kontrolliert (= ohne ein unnötiges Risiko einzugehen) die Beine über die mal sanft, mal steiler abfallende Abbruchkante baumeln lassen und sich den salzigen Wind der See um die Nase wehen lassen... Was für ein Ort]


[Bild: Rückblick beim Wiederaufstieg über die steile, zwischen wilden Felswänden eingezwängte Rinne, die man bewältigen muss, will man es zu den Brufjellhålene schaffen. Am unteren Bildrand ist ein Teil der Versicherungen (Eisenbügel und Drahtseil) zu erkennen, die das Terrain immerhin deutlich entschärfen. Trotzdem ist dies eine verhältnismäßig ernste Angelegenheit, für die man gutes Schuhwerk mit Profilsohle, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen sollte, sonst dürfte der Genuss relativ schnell leiden]


[Bild: Wieder zurück bei den kleinen Ortschaften Østebø und Stornes am von steilen Felsklippen eingerahmten Fluss Sira - Nachdem ich beim Rückweg noch den kleinen, idyllischen Strand Sandvika „mitgenommen“ habe, wird es nun (nach diesem vermeintlichen Wander-Highlight des Tages) weiter auf der Küstenstraße in Richtung Nordwesten gehen]


[Bild: Die Wanderung von Østebø bzw. Stornes über den Brufjell zu den Brufjellhålene dürfte wohl zu den abwechslungsreichsten, landschaftlich schönsten Halbtageswanderungen in Südnorwegen zählen. Hier wird einem alles geboten: pittoreske Dörfer an einem steilen von steilen Felswänden eingerahmten Fjord, ein mit bunten Moosen und idyllischen Grasflächen „dekoriertes“ Hochplateau mit grandioser Aussicht über das 200 Meter tiefer gelegene Meer und eine wilde, von Guano bedeckte Felsklippe vis-à-vis der schäumenden Gischt der Nordsee, die man in Form von Gletschertöpfen (Höhlen) und einem breiten Felsband entspannt erforschen kann. Wer hier bei AKW nicht auf seine Kosten kommt, dem ist auch nicht mehr zu helfen]


[Bild: Die ersten Holzhäuser von Helleren („Heller“ kann man als „Felsenhöhle“ übersetzen) wurden wohl bereits im 16. Jahrhundert errichtet, wobei die beiden heute noch erhaltenen Häuser auf das frühe 19. Jahrhundert datiert werden. Die gigantische, überhängende Felswand oberhalb schützt die Hütten (heute wie damals) vor dem Wetter. In den 1920er Jahren verließen die letzten Bewohner Helleren, so dass die Häuser heute verlassen (aber frei zugänglich) sind]


[Bild: Trotz der geschützten Lage, war das Leben am Jøssingfjord für die damaligen Bewohner von Helleren niemals einfach. Vor dem Bau der Straßen und Tunnel war die Gegend nur zu Fuß über die Berge oder das Meer erreichbar. Die Menschen (über-)lebten vom Fischfang und der Schafzucht. In den Holzhütten selber, kann man heutzutage eigenständig zahlreiche Ausstellungsstücke in Augenschein nehmen und sich in eine längst vergangene, gnadenlos harte Zeit zurückversetzen lassen. Helleren lohnt (wenn man denn nicht die Hauptstraße E39 im Landesinneren sondern die wesentlich schönere Küstenstraße 44 fährt) auf jeden Fall einen kurzen Zwischenstopp]


[Bild: Die kleine Häuseransammlung Segleimstranda (bei Segleim) auf dem westlichen Nebenarm der Insel Eigerøya westlich von Egersund ist mein Ausgangspunkt für das letzte große Ziel des Tages: die Abendwanderung zum etwas abgelegenen Leuchturm Eigerøy fyr auf der Insel Midbrødøya]


[Bild: Als ich mich von Segleimstranda auf die leichte Wanderung zum Eigerøy fyr mache, beschleicht mich (nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal) das Gefühl, Norweger können (zumindest außerhalb der größeren Städte) schlichtweg gar nicht in hässlicher Lage wohnen. Ob nun als Hauptwohnsitz oder als Ferienhäuschen: Hier, auf der Insel Eigerøya, lässt sich in jedem Fall sehr gut das Leben genießen]


[Bild: Am Leuchtturm Eigerøy fyr auf der Insel Midbrødøya - Hier hat man, da man nur zu Fuß herwandern kann (ca. 4,5 km hin und zurück) und das Ganze doch schon etwas abgelegener ist, in der Regel seine Ruhe. Auch wenn man den Leuchtturm potentiell besichtigen kann, ist das Erkunden der umliegenden, zum Teil etwas zerklüfteten Küstenlandschaft das eigentliche Highlight. Eigerøy fyr ist ein wirklich (!) toller Ort, um den Tag ausklingen zu lassen]


[Bild: Ein Anblick, von dem man wohl nie genug bekommen kann: Ausblick vom Leuchtturm Eigerøy fyr zur Nordsee. Irgendwo in der Ferne, viele Hundert Kilometer in diese Richtung liegt Großbritannien. Man fühlt sich bei solchen Gedankengängen ja irgendwie immer auch ein bisschen an die Zeit der Wikinger zurückerinnert...]


[Bild: Abendstimmung beim Leuchtturm Eigerøy fyr auf der Insel Midbrødøya: Die Farben werden wärmer, die Schatten länger - Ein erneut grandioser, unvergesslicher Tag neigt sich dem Ende entgegen. Da es jedoch leider absehbar in ca. 3 Tagen zu einem Wetterumschwung in Süd- und Zentralnorwegen kommen soll, beschließe ich, morgen direkt zum Preikestolen zu fahren und Stavanger auszulassen. Denn auch wenn ich weiß, dass es sich beim Preikestolen um eine völlig überlaufene Touristenattraktion handelt, so will ich ihn doch auch zumindest einmal mit eigenen Augen gesehen haben. Und da ich ihn sowie den spektakulären Lysefjord idealerweise bei sonnigem Wetter erleben will, muss ich an dieser Stelle meiner Norwegen-Reise zum ersten Mal priorisieren. Mal schauen, was der morgige Tag bringen wird]


Tag 6

Preikestolen und Lysefjord


Neben dem majestätischen Geirangerfjord, der Trolltunga, Jotunheimen und den wildgezackten Felsgipfeln der Lofoten gehört der Preikestolen (norwegisch für Kanzel oder wörtlich auch Predigtstuhl) zu den meistbesuchten und berühmtesten Naturattraktionen Norwegens. Über 600 senkrechte Meter über dem gewaltigen Lysefjord ragt dieser von den urzeitlichen Kräften der Eiszeit geformte Felsvorsprung in die Höhe, so dass (fast) allen Besuchern bei der Annäherung zwangsläufig der Atem stockt. Den Preikestolen landschaftlich anzupreisen, bedeutet im Grunde Eulen nach Athen zu tragen. Hunderttausende Touristen nehmen jedes Jahr (v. a. zwischen Mai und Oktober) die ca. 2 stündige Wanderung auf sich, um diese weltberühmte Felskanzel einmal mit eigenen Augen zu sehen. Der Preikestolen ist daher zu den Hochzeiten Massentourismus in Reinform, da gibt es nichts zu diskutieren. Im Grunde genommen weiß ich also, was mich erwarten wird. Und doch: Auch ich möchte im Zuge meiner ersten Norwegen-Reise dieses weltberühmte Wahrzeichen aufsuchen. Nicht so sehr, weil ich mich (wie 95 % aller Touristen) vor Ort in die Schlange (!) stellen möchte, um schließlich am Felsvorsprung (mit dem Lysefjord im Hintergrund) ein Foto von mir zu bekommen, sondern einfach, um das „Paket“ Preikestolen-Lysefjord-Neverdalsfjell in seiner landschaftlich wunderschönen Gesamtheit einmal erlebt zu haben. Mein Ziel ist es, möglichst wenig Zeit auf dem eigentlichen Preikestolen zu verbringen und stattdessen auch die umliegenden Anhöhen rund um den Gipfel des Neverdalsfjell (709 m.) zu erforschen. Bestimmt ist dort deutlich weniger los, so mein Kalkül... Und so mache ich letztlich entspannt vom riesigen Parkplatz bei Vatne (Preikestolhytta) auf den Weg und wandere gemeinsam mit zahlreichen anderen Touristen durch zunächst lichte Wälder, später offene Fjell-Landschaften in Richtung Preikestolen. Vor Ort dann das erwartete Bild: Massen von Menschen bevölkern die Felskanzel, so dass ich mich sehr bald gen Neverdalsfjell verziehe, wo es in der Tat vergleichsweise einsam ist. Doch irgendwie gelingt es mir in Summe ganz gut, auch die überbevölkerte Gegend unmittelbar rund um den Preikestolen als das wahrzunehmen, was sie letztlich primär ist: ein atemberaubender, landschaftlich wunderschöner Felsvorsprung in Idealposition hoch über einem bilderbuchmäßigen Fjord. Wer weiß, vielleicht werde ich den Preikestolen eines Tages erneut aufsuchen: Dann jedoch entweder extrem früh oder spät zum Sonnenaufgang bzw. Sonnenuntergang oder (in jedem Fall bewusst antizyklisch) sogar im Winter. Für den Moment habe ich in jedem Fall (trotz der Fülle an tollen Eindrücken!) erst einmal genug vom Preikestolen. Derlei Attraktionen sind nämlich am Ende des Tages wie starker Wein: Gut in kleinen Mengen.


[Bild: Schon der Wanderweg zum Preikestolen bietet jede Menge wunderschöne Ausblicke über das umliegende Fjell des Lysefjord, welches ebenfalls von zahlreichen lohnenden Wanderwegen durchzogen ist. Wer sich von der Karawanenstraße zum Preikestolen lösen kann, wird also auch hier sehr schnell entsprechend „fündig“]


[Bild: Bereits nach etwas mehr als der Hälfte der Wanderung zum Preikestolen kommt erstmals der etwa 40 Kilometer (!) lange Lysefjord ins Blickfeld. Nachdem man kurz nach dem Moslifjell aus dem Bergwald getreten ist, führt die Route von nun an durch offenes Fjell, so dass man nur allzu oft stehen bleibt, um die herrliche Umgebung zu genießen]


[Bild: Nachdem man die Abbruchkante zum Lysefjord erreicht hat (der eigentliche Preikestolen ist hier noch ein paar Minuten Gehzeit entfernt), stockt einem fast unweigerlich der Atem. Wild und praktisch haltlos brechen die Granitwände in diesem Abschnitt des Fjords zum Wasser hin ab. Hier sollte man (wenn man dem Abbruch nahe kommt) seine sieben Sinne beieinander haben und keine Dummheiten anstellen]


[Bild: Der majestätische Lysefjord ist mit 40 km Länge, bis zu 500 m Tiefe und teilweise über 1000 m hohen Steilwänden einer der eindrucksvollsten Fjorde Norwegens. Neben dem Preikestolen zieht v. a. auch der Kjeragbolten (ein zwischer zwei Felswänden eingeklemmter Monolith, auf den man kraxeln kann) die Touristen an. An einem traumhaft schönen Tag wie heute ist das Wandern entlang der gestuften, zum Fjord steil abfallenden Felsabbrüche der Inbegriff von Lustwandeln]


[Bild: Wer suchet, der findet - Zahlreiche hochgradig ästhetische Kleinode können rund um den Preikestolen und Neverdalsfjell entdeckt werden, wenn man sich denn vom vermeintlichen Star of the Show lösen kann. Sich hier einfach auf einen der warmen Granitfelsen setzen und in Ruhe den Lysefjord bewundern: Was kann es Schöneres geben?!]


[Bild: Wer sich auf die Wanderung zum Neverdalsfjell (709 m.) macht, wird unterwegs auf zahlreiche weitere spektakuläre Felsklippen stoßen, die dem eigentlichen Preikestolen alle Ehre machen. Und sie haben sogar einen entscheidenden Vorteil: Nicht nur brechen sie ähnlich wild und teilweise sogar lotrecht zum Lysefjord hin ab, sie sind auch vergleichsweise ruhig und bieten genug Platz, um sich „sein“ Plätzchen zu suchen. Wer „nur“ den Preikestolen aufsucht, meint, alles von der Umgebung gesehen zu haben und sich angesichts der Massen lieber zügig wieder an den Anstieg macht, begeht einen Fehler]


[Bild: Herrliches Wandern oberhalb des Preikestolen (welcher hier nicht sichtbar ist) - Auch wenn die (in mehreren Varianten mögliche) Wanderung zum Aussichtsgipfel Neverdalsfjell (709 m.) beileibe kein Geheimtipp ist, so macht sich doch nur ein Bruchteil der Touristen auf und lässt den Preikestolen hinter sich. Dabei sind die Ausblicke auf den schier endlos langen Lysefjord von hier sogar fast noch besser]


[Bild: Tiefblick zum Preikestolen (links) beim Aufstieg zum Neverdalsfjell - Während sich auf dem weltberühmten Felsvorsprung der alltägliche Touristen-Wahnsinn abspielt, ist es hier oben herrlich ruhig. Hin und wieder zieht ein Boot auf dem ansonsten stillen Wasser des Lysefjords seine Bahnen. Das Leben ist schön]


[Bild: Auch wenn es angesichts des gewaltigen Risses, der den Preikestolen seit etwa 100 Jahren komplett durchzieht, den Eindruck macht, als könne ein Großteil der Felskanzel jederzeit abbrechen und in den Lysefjord stürzen, so muss man sich doch keine akuten Sorgen machen. Der Preikestolen wird seit einigen Jahren sehr genau überwacht und wird sicherlich noch viele Jahre halten. Nichtsdestotrotz wird man das etwas mulmige Gefühl nicht los, wenn man unmittelbar auf dem Spalt steht oder das Ganze aus sicherer Entfernung beobachtet]


[Bild: Ob man den Fokus nun eher auf den Preikestolen, den Lysefjord oder die Weiten des Fjell legt: Hier, entrückt von den Sorgen und Problemen des Alltags, ist das Norwegen, wie ich es mir seit Island immer erträumt habe]


[Bild: Im Bereich des Neverdalsfjell gibt es ein paar vorgelagerte Klippen und Felsvorsprünge, die man (entsprechende Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vorausgesetzt) mit etwas Kraxelgeschick relativ schnell und einfach erreichen kann. Die Tiefblicke zum von hier fast 700 Meter entfernt vorbeifließenden Lysefjord sind wahrlich spektakulär und stehen dem Preikestolen in nichts nach]


[Bild: Ausblick vom Neverdalsfjell (709 m.) über den Lysefjord - Nur etwa 100 Hm und weniger als ein halber Kilometer Luftlinie liegen zwischen diesem wunderbaren Aussichtsgipfel und dem Preikestolen. Und doch fühlt man sich hier wie in einer anderen Welt, muss man sich den Neverdalsfjell doch (wenn überhaupt) meist nur mit ein paar weiteren Wanderern teilen. Hier oben lässt es sich bei schönem Wetter ohne weiteres stundenlang aushalten, zu sehr fesselt das den Fjord allseits umschließende Fjell]


[Bild: Vom Gipfel des Neverdalsfjell (709 m.) wird deutlich, wie wenig Distanz zwischen dem Preikestolen und der Nordsee (links hinten) liegt. Streng genommen sind die beiden via Lysefjord sogar direkt miteinander verbunden, was u. a. das vergleichsweise mild-feuchte Küstenklima der Umgebung erklärt]


[Bild: Der Preikestolen in all seiner Erhabenheit hoch über dem schier endlos weiten Lysefjord - Da es bereits später Nachmittag ist, sind die meisten der Touristen mittlerweile im Abstieg (oder sogar bereits unten). Doch bis am Preikestolen wirklich Ruhe einkehrt, wird es wohl noch ein paar Stunden dauern. Will man diesen Ort wirklich komplett für sich alleine haben, muss man außerhalb der Hauptsaison, am besten unter der Woche sowie zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang kommen. Vor allem jedoch braucht man dafür jede Menge Glück (oder alternativ Geduld). Für mich persönlich ist an dieser Tour jedoch nicht der Preikestolen an sich das eigentliche Highlight, sondern das Gesamtpaket aus Lysefjord, Neverdalsfjell (!) und eben Preikestolen. Allzu individualistisch ist diese Tour sicherlich nicht, doch das ist von Zeit zu Zeit auch nicht von Bedeutung. Manchmal geht es einfach darum, dem Ruf der Massen zu folgen, um zu verstehen, wovon alle seit Jahrzehnten so schwärmen. Und wenn man sich dann noch seine ruhigen Ecken abseits der Karawanenstraße sucht, wird auch aus einem Preikestolen ein ganz persönliches Erlebnis, das man (so oder so) nie vergessen wird]


Tag 7-8

Trolltunga + Ringedalsvatnet-Umrundung

(Hardangervidda)


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[Bild: ]

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