Dolomiten Höhenweg Nr. 2  (Alta Via delle Dolomiti Nr. 2)

stefanmitterer.de

Dolomiten Höhenweg Nr. 2

"Weg der Sagen und Legenden"  von Brixen nach Feltre

Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2

4. Teil  -  Rifugio Volpi al Mulaz - Rifugio Treviso



Schwierigkeit:  Aufgrund der Länge (185 km.)  -  einigen Kletterstellen (bis zum Schwierigkeitsgrad II) und langen, anstrengenden Etappen recht anspruchsvoller Weitwanderweg. Normalerweise werden 13 - 16 Tage benötigt.

Charakter:  Anspruchsvoller, landschaftlich großartiger Höhenweg. Durchquerung der West-Dolomiten von Norden nach Süden. Plose, Aferer Geisler/Peitlerkofel, Geislergruppe, Puezgruppe, Sella, Padón, Marmolada, Bocche, Pala und Feltriner Dolomiten werden durchquert.

Gefahren:  Insgesamt moderat. Bleibt man auf den gut markierten Wegen, ist man trittsicher und schwindelfrei und hat man genug alpine Erfahrung werden kaum Gefahren zu erwarten sein. Schlechtes Wetter oder Neuschnee können (besonders in der Sella und Pala) gefährlich sein. Wer neben dem Weitwanderweg auch Gipfeltouren unternimmt, steigert ggf. die Schwierigkeiten und Gefahren 


1. August - 12. August 2010

12-Tages-Tour in die Dolomiten. Begehung des größten Teiles des Dolomiten Höhenwegs Nr. 2

Am zwölften Tag mussten wir am Rifugio Treviso aufgrund schlechten Wetters abbrechen. Somit konnten wir den Weitwanderweg nicht ganz beenden - die Durchquerung der Feltriner Dolomiten und somit die Beendigung des Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 folgte im August 2011  -  Feltriner Dolomiten (Dolomiten Höhenweg Nr. 2)

Privat organisierte Tour zusammen mit meiner Mutter Sigrid und unserer Freundin Grete Kraus

*Die Tourenberichte wurden mit Hilfe des Dolomiten-Weitwanderweg Führers  „Dolomiten Höhenwege 1-3  Die großen Dolomiten-Weitwanderwege 1-3“ von Franz Hauleitner (Bergverlag Rother) erstellt*

[Linkes Bild: Auf dem Gipfel des Monte Mulaz  -  Rechtes Bild: Wegweiser des Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 bei der Plosehütte]

[Linkes Bild: Gipfelglocke auf dem Monte Mulaz  -  Im Hintergrund von links: Cima di Focobon 3056 m.  -  Campanile di Focobon 2969 m.  -  Torre Quattro Dita 2932 m.  -  Cima dei Bureloni 3130 m. und Cima della Vezzana 3192 m.   -   Rechtes Bild: Grete, Ich und meine Mutter Sigrid]


10. Tag     Rifugio Mulaz   -   Rifugio Rosetta

Rifugio Mulaz  -  Monte Mulaz  -  Rifugio Mulaz  -  Forcella Margherita  -
Passo delle Farangole  -  Passo dei Bureloni  -  Cima dei Bureloni  -  Passo dei Bureloni  -
Col di Burella  -  Val Grande  -  Val delle Comelle  -  Pian dei Cantoni  -  Rifugio Rosetta

Besteigung folgender Gipfel:

Monte Mulaz (2906 m.)   -   Cima dei Bureloni (3130 m.)   -   Col di Burella (2807 m.)

Dies ist vielleicht die schwierigste Etappe des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2  -  Selbst wenn man an diesemTag Gipfel auslässt, ist man 4-5 Stunden unterwegs. Trittsicherheit, absolute Schwindelfreiheit, Kondition und Kletterfähigkeiten bis zum Schwierigkeitsgrad I+ sind erforderlich. Im Bereich des Passo delle Farangole ist teilweise steile und ziemlich schroffe Drahtseilkletterei gefordert. Die wilden Felsszenerien der Pala sind atemberaubend. Während der gesamten Etappe hat man herrliche Landschaftsbilder. Im Bereich des Val Grande führt der Weg  -  teilweise ziemlich luftig  -  an steilen Flanken vorbei und verzeiht keine Fehler. Eine gewisse Konzentration bzw. Ernsthaftigkeit ist hier angebracht! Bei schlechtem Wetter (oder schlechten Bedingungen) wird diese Etappe schwierig und gefährlich. Wer neben dem reinen Hüttenübergang auch Gipfel besteigt, hat einen langen Tag vor sich. Der Monte Mulaz kann auf einem gerölligen und stark felsigen Steig ohne große Schwierigkeiten in etwas weniger als einer Stunde bestiegen werden und ist ein großartiger Aussichtsberg. Der Col di Burella  -  ein unscheinbarer Gipfel am Beginn des Val Grande  -  kann vom Passo delle Farangole unschwierig über Geröll und Schutt erreicht werden, verlangt aber Kletterei im Schwierigkeitsgrad I. Die Cima dei Bureloni dagegen liegt weltentrückt  -  weit abseits aller Steige und Wege. Zwar weisen einige spärliche Markierungen den Weg über den Gletscher in den Passo dei Bureloni, die Besteigung des dritthöchsten Berges der Pala ist aber dennoch eine ernsthafte Unternehmung. Bei Schneelage oder Vereisung heikel! Die Kletterei im Schwierigkeitsgrad I+/II-  die bei dieser Tour verlangt wird, gilt es in absoluter Einsamkeit zu meistern. Im Passo dei Bureloni  -  aber auch am Gipfel befindet man sich in einer unfassbar wilden Umgebung. Großartige Landschaftsbilder und unvergessliche Eindrücke sind bei gutem Wetter garantiert. Schwierigkeit: Monte Mulaz:  F+  oder  L+   /   Cima dei Bureloni:  PD-  oder  WS-   /   Col di Burella:  F+  oder  L+   (Bewertung T4+/5-  oder  W4+/5-   /   ohne die Gipfel T3+/4-  oder  W3+/4-)

Die heutige Etappe vom Rifugio Mulaz zum Rifugio Rosetta darf zu Recht als einer der schönsten Abschnitte des Alta Via delle Dolomit Nr. 2 bezeichnet werden. Die Pala ist nicht nur eine der größten Gruppen der Dolomiten, sondern auch eine der Schroffsten und Wildesten. Letztere Attribute treffen zwar nur teilweise auf den Übergang des heutigen Tages zu – dennoch ist die heutige Etappe eine der schwierigsten: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind dringend erforderlich. Desweiteren müssen (teilweise steile) Drahtseil – und Kletterpassagen im Schwierigkeitsgrad I. bewältigt werden. Wer bis zu dieser Etappe an seine Grenzen gestoßen ist, sollte hier besser aufhören – denn die heutige Etappe ist zu schön, um sich dabei Sorgen zu machen.

[Bild: Blick vom Rifugio Mulaz nach Norden - in der Ferne die Civetta, dahinter der Monte Pelmo]

Bevor wir uns am Morgen aufmachen, wollen Grete und Ich noch den Monte Mulaz (2906 m.) besteigen. Dieser wuchtige Koloss ist – wie bereits der Name verrät – der Hüttenberg und kann ohne große Schwierigkeiten in etwa einer  Stunde bestiegen werden. Beim Zustieg zur Hütte beherrscht er die Szenerie und wenn auch seine Gegenüber um die Cima di Focobon höher und schroffer sind, so ist der Monte Mulaz dennoch ein lohnender Aussichtsgipfel. Meine Mutter ist das dritte Mal beim Rifugio Mulaz, lässt aber auch diesmal den Gipfel aus, da sie sich ihre Kräfte für die Hauptetappe aufsparen möchte. Grete und Ich sind die Ersten, die sich am frühen Morgen von der Hütte in Richtung Gipfel aufmachen. Von der Hütte führt ein gerölliger Weg zunächst einige Meter aufwärts in Richtung eines steilen Schutthangs. Dieser wird unschwierig in vielen Serpentinen in nördliche Richtung erklommen. Nach kurzer Zeit erreichen wir eine markante Einschartung unterhalb des Südkammes. Von hier aus führt der markierte Pfad auf einem langen und gerölligen Schotterband um die Südseite des Berges herum und gewinnt dabei stetig an Höhe.

[Bild: Blick auf den Nordzug der Pala - von links: Cima di Campido 3001 m.  -  Cima di Focobon 3054 m.  -  Campanile di Focobon 2969 m.  -  Passo delle Farangole 2814 m.  -  Torre di Quattro Dita 2932 m.  -  Torre Viennese  -  Campanile di Val Grande 2995 m.]

Schließlich gelangen wir auf die nördliche Seite des Berges und über einige leichte Felsstufen erreichen wir bereits nach 45 Minuten den breiten Gipfel. Auf ihm steht nicht wie sonst üblich ein Kreuz, sondern eine Glocke, welche traditionell von den Menschen geläutet wird, welche den Gipfel erreicht haben. Angeblich hört man es unten an der Hütte wenn jemand den Gipfel erreicht hat und läutet (meine Mutter hörte allerdings nichts – obwohl wir oft und lange läuteten).

[Bild: Auf dem Gipfel des Monte Mulaz 2906 m.]

Die Aussicht vom Gipfel ist in jedem Fall äußerst eindrucksvoll. Der gesamte nördliche Bereich der Pala – Cima di Focobon, Passo delle Farangole, Cima della Vezzana und Cimon della Pala – sowie in der Ferne die Marmolada und die Civetta laden dazu ein, längere Zeit am Gipfel zu verweilen und zu genießen. Nach Westen ist die Sicht hingegen völlig frei – kein hoher Berg erhebt sich aus den Wolken und Nebelfeldern im Tal und in der Ferne. Wir schießen einige Fotos und machen uns nach 15 Minuten wieder an den Abstieg. Wir wollen meine Mutter nicht zu lange warten lassen. Übrigens - Wer nicht so ein langes Tagesprogramm wie wir hat, dem lege ich ans Herz mehr Zeit auf dem Gipfel zu verbringen. Die Aussicht ist wirklich toll!

[Bild: Blick nach Norden in Richtung Marmoladagruppe - links in der Ferne der Langkofel]

[Bild: Blick vom Gipfel des Monte Mulaz nach Nordosten - rechts die mächtige Cima di Focobon 3056 m.]

[Bild: Blick nach Nordosten - hinten die Civetta 3220 m.]

[Bild: Vom Monte Mulaz hat man eine beeindruckende Sicht auf den Pala Nordzug]

Den Abstieg bringen wir zügig hinter uns. Nachdem wir das Felsband an der Südseite des Berges passiert haben, halten wir inne um den ersten Abschnitt der heutigen Tagesetappe zu beobachten. Das Wegstück von der Forcella Margherita (2655 m.) zum Passo delle Farangole kann zu den heikelsten Teilen der Etappe gehören, da sich Altschneefelder bis weit in den September halten und von Jahr zu Jahr ganz unterschiedliche Steilheiten aufweisen. So wie wir es von weitem sehen, scheinen die Bedingungen aber ganz gut zu sein. Entspannt genießen wir beim Abstieg die Gipfelprominenz um die Focobongruppe. Wie ich herausgefunden habe, kann die mächtige Cima di Focobon über die Südostseite über eine verwickelte Kletterroute im Schwierigkeitsgrad III- bis III. bestiegen werden. Die Kletterroute soll zwar nicht sehr schwierig sein, dennoch seien eine ausgeprägte alpine Erfahrung sowie Abseilkenntnisse von Nöten.  An der Hütte angekommen, wartet meine Mutter bereits auf uns. Wir berichten ihr von der fantastischen Gipfelaussicht und besprechen kurz den heutigen Tag. Am Abend zuvor habe ich mit den Beiden ausgemacht, dass ich die Besteigung der Cima dei Bureloni (3130 m.) – des dritthöchsten Gipfels der Pala – wagen will. Wenn das Wetter passt, werde ich – nachdem wir den Passo delle Farangole überschritten haben – die beiden für einige Zeit verlassen und versuchen diesen einsamen Dolomiten 3000er zu besteigen. Nach einer kurzen Pause bei der Hütte machen wir uns am frühen Vormittag von der Hütte auf in Richtung Forcella Margherita. Vom Rifugio Mulaz führt der markierte Weg zunächst ein Stück in Richtung Passo del Mulaz – nach kurzer Zeit zweigt er jedoch nach links in Richtung Süden ab.

[Bild: Monte Mulaz 2906 m.]

Der Weg 703 windet sich in vielen Serpentinen einen steilen Geröllhang hinauf. Schnell gewinnen wir an Höhe und genießen unterwegs die Aussicht ins Val di Focobon. Kurz vor der Scharte wartet noch eine etwas steile Rinne – die bei Nässe oder Glätte sehr unangenehm ist, allerdings durch ein Drahtseil entschärft wird. In der Forcella Margherita 2655 m. angekommen, bestaunen wir eines der am meisten beeindruckenden Panoramen des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2. Der Passo delle Farangole wird von einigen kühnen Felstürmen flankiert – dessen Gipfel allerdings nur über anspruchsvolle Kletterrouten erreicht werden können.

[Bild: von links: Campanile di Focobon 2969 m.  -  Passo delle Farangole 2814 m.  -  Torre Quattro Dita 2932 m.  -  Torre Viennese  -  Campanile di Valgrande 2995 m.]

Von der Forcella Margherita führt der Weg nach links – unterhalb der mächtigen Cima di Focobon – über Geröllhänge in Richtung der Schneefelder. Wir haben gute Bedingungen und so stellen die ziemlich harten Firnreste keine Schwierigkeit da. Es ist jedoch schon vorgekommen, dass Bergsteiger umkehren mussten, weil die Firnfelder so steil und gefährlich waren, dass ohne Steigeisen nichts zu machen war.

[Bild: Beim Zustieg zum Passo delle Farangole müssen mehrere Altschneefelder überquert werden]

Der Weg führt unterhalb der Campanile di Focobon (2969 m.) schließlich in einem Bogen an die Ausläufer des Passes. Über einen Geröllhang erreichen wir die Hauptschwierigkeit des heutigen Tages. Das letzte Wegstück zum Passo delle Farangole kann auf zwei verschiedene Arten bewältigt werden. Entweder über eine steile Felsrampe, welche mit Drahtseilen und Metalltritten entschärft ist – oder über eine sehr mühsame und steile Geröllrinne. Wir entscheiden uns für die Drahtseilvariante, welche sicherer und einfacherer ist, jedoch dringend Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt.

[Bild: Mit Hilfe von Metalltritten und Drahtseilen wird der Passo delle Farangole erreicht]

Nachdem wir die kurze Felspassage hinter uns gebracht haben (Kletterschwierigkeiten I.) führt das letzte Stück nach rechts über Geröll in Richtung Pass. Schließlich erreichen wir bei gutem Wetter den luftigen Passo delle Farangole 2814 m. Dieser wird westlich vom Torre delle Quattro Dita (2932 m.) und östlich von der Campanile di Focobon (2969 m.) flankiert. Ein Schild weist uns darauf hin, dass wir uns im „Parco Naturale – Paneveggio Pale Di San Martino“ befinden. Jenseits des Passes fällt unser Blick auf die weitläufige Pala-Hochfläche („Altipiano delle Pale di San Martino“). Eine riesige, kahle und öde Felswüste.

[Bild: Blick nach Südosten zur Pala-Hochfläche (Hintergrund) - welche jedoch teilweise von Wolken verdeckt wird]

Schon vor 2 Jahren habe ich diese Hochfläche bewundert. Es gibt dort keine Hütten und keine Biwaks. Immerhin wird sie von einigen Wegen und Pfaden durchkreuzt. Bestimmt ist eine Durchquerung der Pala-Hochfläche eine grandiose alpine Unternehmung – bei der man gewiss keine Menschen trifft. Wir machen eine kurze Pause und genießen die Aussicht. Ich könnte vollkommen zufrieden sein – doch aufziehende Wolken und Nebelfelder machen mir Sorgen. Die Wettervorhersage für den heutigen Tag war positiv – und nach Gewitter schauen die Wolken auch nicht aus. Nachdem ich mich mit den Beiden unterhalten habe, will ich dennoch die Besteigung der Cima dei Bureloni in Angriff nehmen. Zu sehr lockt mich der dritthöchste Berg der Pala. Gemeinsam machen wir uns zunächst an den Abstieg vom Passo delle Farangole in Richtung Süden. Vom Pass geht es zunächst eine steile Schuttrinne hinab. Der Abstieg ist zwar nicht so steil wie der Aufstieg zum Pass – jedoch kann hier leicht Steinschlag ausgelöst werden. Einen kurzen Kamin geht es mit Hilfe von Drahtseilen hinunter und schließlich führt der Weg weniger steil im Geröll ein kurzes Stück bergab.

[Bild: Abstieg vom Passo delle Farangole]

Schließlich trennen wir uns. Meine Mutter und Grete steigen weiter ab ins Val Grande um sich einen guten Rastplatz zu suchen – denn sie wollen nicht zur Hütte weitergehen, sondern warten. Für mich heißt es unterdessen erst einmal den Zugang zum Giacchiaio delle Zirocole zu finden. Von den weiten Geröllfeldern unterhalb des Passes quere ich an der passenden Stelle nach rechts (in Richtung Südwesten) bis ich schließlich – über Geröll - und Felsblöcke ansteigend – die Firnreste des Gletschers erreiche.

[Bild: Der Giacchiaio delle Zirocole]

Die Hüttenwirtin vom Rifugio Mulaz hat mir erzählt, dass zum einen fast nie jemand versucht die Cima dei Bureloni zu erreichen und zum anderen, dass der Gletscher keine Spalten hat. Über die kümmerlichen Reste des einst mächtigen Gletschers geht es mühsam hinauf in Richtung Südwesten. Teilweise weiche ich auf die Felsblöcke rechts des Gletschers aus, da er an manchen Stellen recht steil wird. Etwa in der Hälfte des Gletschers kommt mir ein älterer italienischer Bergsteiger entgegen. Wir verstehen uns zwar nicht, aber auf meine Frage „Bureloni?“ nickt er und deutet hinter sich. Anschließend mustert er mich etwas überrascht, lächelt und macht sich dann wieder an den Abstieg. Er gehört wohl zu den Wenigen, die diesen einsamen Dolomiten 3000er besteigen. Die Felskulisse ist in jedem Fall sehr eindrucksvoll.

[Bild: Die Pala gehört zu den wildesten Gruppen der Dolomiten!]

Flankiert von den Wänden von Le Zirocole (3058 m.)  -  Ostgipfel der Bureloni  -  und der Cima – bzw. Campanile di Val Grande geht es sehr anstrengend hinauf zum Sattel zwischen Cima dei Bureloni und Cima di Val Grande. Manchmal bin ich mir nicht sicher ob ich auf dem richtigen Weg bin. Markierungen habe ich bis zum Passo dei Bureloni jedenfalls nicht gesehen. Das Kar gibt zwar eindeutig die Richtung vor – aufgrund des weglosen Geländes muss ich jedoch an einigen brüchigen Felsstufen kurz vor dem Sattel Kletterstellen im II. Grad bewältigen. Wer ein gutes Gespür (und mehr Erfahrung als ich zu diesem Zeitpunkt) hat, wird den Gipfel vermutlich leichter erreichen. Nach einiger Zeit erreiche ich den Sattel zwischen den beiden Bergen. Von dort führt der Weg nun leichter über einige Felsstufen in Richtung Süden zum Passo dei Bureloni und an den Gipfelaufbau.

[Bild: Passo dei Bureloni]

Dieser wird über einige weitere Felsstufen überwunden. An einigen Stellen macht mir Altschnee zu schaffen und aufgrund des an einigen Stellen sehr abschüssigen und steilen Geländes habe ich kurzzeitig einige Bedenken. Die Markierungen und Steinmänner helfen jedoch bei der Orientierung und schließlich erreiche ich über eine Felsstufe in ein paar Kehren das Gipfelplateau.

[Bild: Gipfelaufbau der Bureloni im Nebel]

Vom etwas niedrigeren Nebengipfel geht es noch ein Stück weiter zum Hauptgipfel - der von einem in einen Steinhaufen gerammten Holzpfosten bewacht wird. Trotz aller Strapazen habe ich dann doch den Gipfel erreicht.

[Bild: Am Gipfel der Cima dei Bureloni 3130 m.]

Aufgrund der etwas stärker gewordenen Wolken habe ich zwar nur eine eingeschränkte Aussicht – diese ist jedoch fantastisch. Im Süden ziehen die mächtige Cima della Vezzana (3192 m.) und der imposante Cimon della Pala (3184 m.) meine Bewunderung auf sich. So eine ungewöhnliche Perspektive auf diese beiden Prachtgipfel hat man nur von solchen hohen und dennoch einsamen Gipfeln wie der Bureloni.

[Bild: Cima della Vezzana und Cimon della Pala]

[Bild: Cima della Vezzana 3192 m.  -  höchster Berg der Pala]

[Bild: Cimon della Pala 3184 m.]

Auch die Cima di Val Grande und die von hier etwas weniger eindrucksvolle Cima di Focobon kann ich trotz der Wolken erkennen.

[Bild: Selbst die mächtige Cima di Focobon wird von der Cima dei Bureloni überragt]

Dagegen ist die Pala-Hochfläche vollkommen vor meinen Blicken geschützt. Als ich am Gipfel des Monte Mulaz Menschen entdecke, rudere ich wild mit den Armen. Kurze Zeit später ertönt der laute Gong der Glocke. Dies ist vielleicht einer der schönsten Momente die ich bis dato in den Bergen erlebt habe [...] Ich bleibe nur kurz am weltentrückten Gipfel – denn das unsichere Wetter und das schlechte Gewissen treiben mich zügig zurück Richtung Passo dei Bureloni.

[Bild: Die imposante Cima di Val Grande 3038 m.]

Den über seinen Westgrat angeblich leicht erreichbaren Gipfel Le Zirocole versuche ich zwar noch mitzunehmen – in meinen Augen gehen die Schwierigkeiten aber deutlich über den in der Literatur beschriebenen Schwierigkeitsgrad I. hinaus. Etwa 15 Meter unterhalb des Gipfels kapituliere ich vor einer heiklen, brüchigen und schmalen Scharte. Alleine und ohne Sicherung ist hier nichts zu machen. Ich mache mich stattdessen an den Abstieg, denn die Wolken haben erneut zugenommen.

[Bild: Blick auf Le Zirocole 3058 m.  -  ein wilder und einsamer Nebengipfel der Cima dei Bureloni]

Zurück im Pass folge ich den Wegspuren zurück in den Sattel zwischen Bureloni und Cima di Val Grande. Von dort steige ich zügig über das unübersichtliche Gelände bergab in Richtung Gletscher.

[Bild: Abstieg Richtung Gletscher  -  links der Bildmitte der Col di Burella 2807 m.]

Über einige Felsstufen geht es weglos zurück auf das weite Firnfeld und über den Gletscher weiter bergab in Richtung Val Grande. Nachdem ich schließlich den Gletscher wieder verlassen habe, besteige ich noch den unscheinbaren Col di Burella (2807 m.)  -  ein wenig markanter Gipfel, der sich aus der Felsbarriere als höchster Punkt erhebt, welche das Kar des Giacchiaio delle Zirocole gegen das Val Grande abschirmt. Dieser leicht erreichbare Gipfel ist der Dritte des heutigen Tages und bietet eine grandiose Sicht auf die mächtigen Berge, von denen das Tal flankiert wird. Die Cima di Focobon wirkt von hier so unnahbar wie eh und je.

[Bild: Blick vom Col di Burella in Richtung Pala-Hochfläche]

[Bild: Blick vom Col di Burella auf den Giacchiaio delle Zirocole, der links von der Nordwand von Le Zirocole flankiert wird - darüber erhebt sich die einsame Cima dei Bureloni 3130 m.]

Ich mache ein paar Fotos und mache mich dann auf in Richtung Val Grande. Über eine Felsstufe geht es zunächst zurück auf den Normalweg, der vom Passo delle Farangole bergab führt. Über Schutt und Geröll geht es an der Nordostflanke des Col di Burella zügig bergab und in der Nähe einiger großer Felsblöcke treffe ich schließlich wieder auf Grete und meine Mutter. Ich war insgesamt 3 Stunden unterwegs – länger als wir ursprünglich geplant hatten. Das Wetter ist zwar weiter nicht schlecht – aber hätte ich die Cima dei Bureloni nicht in Angriff genommen, wären wir jetzt schon beim Rifugio Rosetta. Wie ich bereits erwähnt habe, war die Besteigung dieses Gipfels zwar spannend und äußerst lohnend, jedoch gegenüber den Beiden egoistisch und ungerecht – dafür entschuldige ich mich. Nach wenigen Minuten machen wir uns auf in Richtung Valle delle Comelle. Denn noch haben wir den größten Teil der Tagesetappe vor uns – und das Wetter ist weiter äußerst unberechenbar.

[Bild: Blick auf die Pala-Hochfläche - rechts im Hintergrund die Cima della Fradusta 2939 m.]

An der rechten Talseite führt der Weg an begrünten Geröll – und Schutthängen entlang in Richtung Süden. An einigen Stellen ist der Pfad schmal und verlangt Trittsicherheit. Während des Abstiegs in Richtung Valle delle Comelle haben wir stets die riesige Pala-Hochfläche vor Augen - über der sich zunehmend Wolken bilden.

[Bild: Blick zurück ins Val Grande]

Unter senkrechten Felswänden führt der Weg um die Nordausläufer der Pala herum zum Steilabfall gegen das quer zum Val Grande verlaufende Valle delle Comelle. An einer Stelle zweigt der Weg nach rechts (westlich) in Richtung Bivacco Brunner ins Val Strut ab. Dieses Biwak bietet sich als Notunterkunft für diejenigen an, die die Cima della Vezzana über die Via ferrata Gabitta d`Ignotti besteigen wollen und dabei in ein Gewitter geraten. Das Biwak ist vom Weg aus nicht zu sehen und dennoch verspürt man einen großen Reiz in das von wilden Felswänden flankierte Val Strut zu wandern.

[Bild: Val Strut]

Angesichts der bedrohlichen Wolken haben wir aber keine Zeit zu verlieren und machen an einer Wasserstelle nur kurz Rast. Hoch über dem Valle delle Comelle führt der Pfad an Steilflanken entlang konstant in Richtung Süden.

[Bild: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist an vielen Stellen des Pfades nötig]

Zuerst fallend – dann immer weiter steigend führt der Pfad an einigen ausgesetzten und sehr schmalen Wegstellen an der westlichen Talseite stetig weiter Richtung Pian dei Cantoni. Diese Wanderung an steilen Fels – und Grasflanken entlang – hoch über dem Valle delle Comelle – ist mit Sicherheit einer der interessantesten Wege oder Pfade, die man in der Pala begehen kann.

[Bild: Pala-Hochfläche]

[Bild: Düstere Wolken über den hohen Gipfeln der Pala]

[Bild: Auf schmalen Pfaden geht es hoch über dem Valle delle Comelle in Richtung Südwesten]

An einigen leichten Kletterstellen (I.) – sowie Drahtseilpassagen müssen wir aufgrund des nassen Geländes sehr aufpassen. Inzwischen hat es nämlich angefangen leicht zu regnen. Als wir uns mitten in einer längeren Drahtseilpassage befinden, hören wir über uns den Donner. Sofort lassen wir die Finger von den Seilen, da sie die Blitze ableiten. Deshalb sollte man bei Gewittergefahr beispielsweise nicht in einen Klettersteig einsteigen. Nach kurzer Zeit können wir weiter gehen und erreichen schließlich eine vorgeschobene Erhebung an der Mündung des vom Passo di Travignolo herabziehenden Valle delle Galline.

[Bild: Blick auf eine Felsbarriere oberhalb des Valle delle Comelle, über die man nach Durchquerung des Tales die Hochfläche erreicht - im Hintergrund die Pala di San Martino 2982 m.]

Von dieser Schulter führt der Weg zunächst geradeaus über einen ebenen Geröllboden und anschließend durch ein von großen Felsblöcken gefülltes Tal bergauf in Richtung Pala-Hochfläche. Wir sind nicht mehr weit von der Hütte entfernt, müssen aber noch einige Höhenmeter hinter uns bringen. Da es inzwischen angefangen hat zu hageln und zudem ein eiskalter Wind weht, behalte ich diesen letzten Wegabschnitt in schlechter Erinnerung. Der Weg führt uns über die große Felsbarriere oberhalb des Valle delle Comelle schließlich zum Passo delle Comelle. Nachdem wir diesen passiert haben, führt der Weg nun ein kurzes Stück über das weite Plateau der karstigen Pala-Hochfläche. Immer in Richtung Südwesten haltend, folgen wir dem gerölligen Weg 756 in Richtung Hütte. In dichtem Nebel, bei Schneeregen und schneidendem Wind erreichen wir schließlich nach einigen Kehren das große Rifugio Giovanni Pedrotti di Rosetta. Wir eilen in die Hütte und besorgen uns zuerst einmal unser Zimmer. Nachdem wir uns umgezogen und frisch gemacht haben, bringen wir die nassen Sachen zum Trocknen, setzten uns in den gemütlichen Gastraum und erholen uns erst einmal von der anstrengenden Tagesetappe. Die Hütte ist wie erwartet voll – bei diesem Wetter haben sich alle Bergsteiger, Kletterer und Seilbahntouristen in die warme Hütte verzogen. Nachdem das Gewitter abgezogen ist, setzten wir uns vor die Hütte und genießen die fantastische Aussicht und Umgebung der Hütte. Das Rifugio Rosetta, am Westrand des weiten Karstplateaus der Pala-Hochfläche gelegen, erhält zwar hauptsächlich von den Seilbahntouristen aus San Martino di Castrozza Besuch (und das nicht zu knapp), ist jedoch auch für Bergsteiger, Kletterer (und in unserem Fall Weitwanderer) ein wichtiger Stützpunkt in dieser großen Dolomiten Gruppe. Schon vor 2 Jahren habe ich die eindrucksvolle Aussicht sehr genossen und auch diesmal halte ich mich nicht häufig in der Hütte auf, sondern verbringe den restlichen Tag damit, um die Hütte herum Fotos zu machen.

[Bild: Blick über einen kleinen Teil der Pala-Hochfläche - dahiner ragt der Gipfel der Pala di San Martino 2982 m. in den Himmel]

[Bild: Cima della Rosetta 2743 m.]

Abgesehen von so namenhaften Bergen wie dem Cimon della Pala oder der Pala di San Martino in der näheren Umgebung, kann man nordöstlich in der Ferne bei wolkenlosem Himmel unter Anderem auch den Monte Cristallo, die Drei Zinnen, Civetta und Sorapiss ausmachen. Am späten Abend besprechen wir den morgigen Tag. Die nächste Etappe wird für uns alle Drei Neuland sein. Vom Rifugio Rosetta werden wir zunächst nach Osten in Richtung Passo di Pradidali (2658 m.) und von dort direkt weiter zum Passo delle Lede (2695 m.) gehen. Von dort geht es über 1200 Meter bergab durch das Vallon delle Lede – vorbei am Bivacco Carlo Minazio (2250 m.) – zum auf der östlichen Seite des Val dei Canali gelegenen Rifugio Treviso. Mit dieser Etappe werden wir den Hauptbereich der Pala verlassen und uns in ihren noch vergleichsweise weniger begangenen Osten aufmachen. Letztendlich habe ich heute zwar mit der Cima dei Bureloni (3130 m.) einen tollen Gipfel bestiegen, dies aber auf Kosten von Grete und meiner Mutter. Dass wir in das Gewitter geraten sind, war zu großen Teilen mein Fehler und dafür entschuldige ich mich. Hinterher ist man immer schlauer als vorher [...]


 11. Tag     Rifugio Rosetta   -   Rifugio Treviso

Rifugio Rosetta  -  Cima della Rosetta  -  Rifugio Rosetta  -  Pala Hochfläche  -  Passo Pradidali  -
Passo Fradusta  -  Passo delle Lede  -  Bivacco Minazio  -  Val dei Canali  -  Rifugio Treviso

Besteigung folgender Gipfel:

Cima della Rosetta (2743 m.)

 Beim Übergang vom Rifugio Rosetta zum Rifugio Treviso verlässt man den touristisch erschlossenen westlichen Teil der Pala in Richtung des einsamen südöstlichen Teils. Beim Übergang zum Rifugio Treviso gibt es zwei unterschiedliche Varianten. Der hier nicht vorgestellte Weg über Passo Val di Roda, Passo di Ball und Rifugio Pradidali ist landschaftlich herausragend schön  -  aber auch der theoretisch schwierigste Teil des gesamten Höhenwegs  -  mit ausgesetzter Kletterei bis zum glatten Schwierigkeitsgrad II. Die Variante über die Pala Hochfläche und über den Pradidali  -  sowie den Fradusta Pass ist landschaftlich vielleicht etwas weniger eindrucksvoll, sie ist aber auch von ganz anderen Eindrücken geprägt. Die Pala Hochfläche ist eine öde, triste und weite Steinwüste und auf ihre eigene Art beeindruckend. Mit der felsigen Querung vom Passo Fradusta zum Passo delle Lede umgeht man die Schwierigkeiten, die man bei der erstgenannten Variante hätte. Beim ungewöhnlich langen und äußerst beschwerlichen Abstieg durch das Vallon delle Lede hat man stets die prächtige südliche Pala in ihrer ganzen Erhabenheit vor sich. Insgesamt einer der landschaftlich eindrucksvollsten Abschnitte dieser Höhenroute. Die Cima della Rosetta  -  der Hüttenberg und Seilbahnberg von San Martino di Castrozza  -  kann über den langgezogenen Nordostrücken über Geröll ohne Schwierigkeiten bestiegen werden. Schwierigkeit:  Cima della Rosetta:  F  oder  L   (Bewertung T3  oder  W3)

Mit der heutigen Tagesetappe verlassen wir den touristisch stark erschlossenen westlichen Teil der Pala und machen uns auf in ihren vergleichsweise ruhigeren östlichen Teil. Wir wählen hierbei nicht die Hauptroute vom Rifugio Rosetta zum Passo di Ball 2443 m. und weiter zum Rifugio Pradidali, sondern den Weg über die Pala-Hochfläche Richtung Passo di Pradidali 2658 m. und von dort weiter zum Passo delle Lede 2695 m. Beim anschließenden Abstieg durch das Vallon delle Lede folgen wir dann wieder der Hauptroute Richtung Rifugio Treviso. Bevor wir uns am Morgen aufmachen, besteige ich noch die in der Nähe der Hütte liegende Cima della Rosetta 2743 m. Früh am Morgen sind noch keine Touristen aus San Martino di Castrozza mit der Seilbahn hochgekommen und so erlebe ich den bergsteigerisch einigermaßen entwerteten Berg in vollkommener Ruhe. Vom Rifugio Rosetta führt ein klar vorgegebener Weg durch Geröll und Schutt in Richtung Südwesten.

[Bild: Aufstieg zum Gipfel der Cima della Rosetta]

An der Seilbahnstation vorbei führt der Weg mäßig steigend im Geröll und Schutt bergauf. Da die Cima della Rosetta täglich von dutzenden Menschen bestiegen wird, muss man unter Umständen auch mit Müll oder Glasscherben in der Umgebung des Weges rechnen. Zwar bereitet der kurze Anstieg durch die geröllige und schuttige Ostflanke der Rosetta keine großen bergsteigerischen Freuden (oder Schwierigkeiten)  –  dennoch ist die Aussicht vom Gipfel, welchen ich nach kurzer Zeit bereits erreiche, sehr eindrucksvoll. Aufgrund der isolierten Lage am westlichen Rand der Pala bietet sich vom Gipfel ein großes Kontrastprogramm. Nach Westen schweift der Blick über die Gipfel der Lagoraigruppe in die Ferne. Im Tal bzw. in der Touristenhochburg San Martino ist bereits der Teufel los. Weit im Süden, hinter Fiera di Primiero, erkenne ich bereits die Feltriner Dolomiten. Dagegen ist Richtung Osten ein Großteil der Pala-Hochfläche sichtbar.

[Bild: Blick vom Gipfel der Cima della Rosetta in Richtung Nordosten]

Aber auch der Cimon della Pala 3184 m.  -  sowie die Pala di San Martino 2982 m. zeigen von hier ihre schroffen Seiten. Nach 15 Minuten verlasse ich den Gipfel und steige in vielen Kehren die geröllige Ostflanke der Cima della Rosetta bergab.

[Bild: Pala di San Martino]

[Bild: Nordöstlich in der Ferne ist andeutungsweise die Civetta 3220 m. zu erkennen]

[Bild: Links der Cimon della Pala 3184 m. und rechts daneben der höchste Gipfel der Pala - die Cima della Vezzana 3192 m.]

An der Seilbahnstation treffe ich bereits die ersten Touristen. Genau wie ich steuern sie das Rifugio Rosetta an. Dort warten Grete und meine Mutter bereits und bevor es um die Hütte zu lebhaft wird, machen wir uns auf in Richtung Rifugio Treviso. Von der Hütte führt der gut markierte Weg über die Pala-Hochfläche in Richtung Osten.

[Bild: Blick zurück zur Cima della Rosetta 2743 m. mit der Seilbahnstation  - rechts das Rifugio Rosetta]

[Bild: Auf einem gerölligen Pfad wird die Hochfläche Richtung Osten durchquert]

Auch wenn wir an diesem Tag nur einen kleinen Teil dieses riesigen Karstplateaus durchqueren, sind die Eindrücke dennoch fantastisch.

[Bild: Altipiano delle Pale di San Martino]

[Bild: Blick Richtung Westen zum Cimon della Pala 3184 m.  -  zur Cima della Vezzana 3192 m. und zur Cima dei Bureloni 3130 m.]

Zwar haben wir eine beeindruckende Sicht Richtung Cimon della Pala, Cima della Vezzana und Cima di Focobon  -  unsere Bewunderung gilt jedoch einem ganz anderen Berg: Im Südosten ragt über dem größten Gletscher der Pala – dem Ghiacchiaio della Fradusta – die Cima della Fradusta (2939 m.) in den Himmel. Neben der Pala di San Martino bildet sie die höchste Erhebung der Pala-Hochfläche. Sie kann über ihren Ostgrat in einem großen Bogen ohne besondere technische Schwierigkeiten bestiegen werden.

[Bild: Cima della Fradusta]

Immer im Banne ihres eindrucksvollen – wenn auch stark geschrumpften – Gletschers, folgen wir dem Weg über weite Geröll und Schutterhebungen in Richtung Osten.

[Bild: Auf gut markiertem Weg geht es über die geröllige - und schuttige Pala-Hochfläche Richtung Passo di Pradidali]

An einer Wegteilung wenden wir uns nach Süden und folgen dem Weg 709 in Richtung Passo Pradidali Basso (2658 m.)  -  Der durch weite und teils unübersichtliche Geröll – und Schuttflächen führende Weg ist zwar wie bereits erwähnt gut markiert und ausgeschildert, dennoch sollte man bei der Durchquerung der Pala-Hochfläche unbedingt nebelfreies Wetter und allgemein gute Bedingungen haben.

[Bild: Kurz vor dem Passo di Pradidali  -  im Hintergrund die Cima della Fradusta]

Über Geröll leitet uns der Weg an einer mäßig steilen Felsflanke vorbei in einem Bogen schließlich in den Passo di Pradidali. Von hier aus hat man eine atemberaubende Sicht auf zwei der berühmtesten Berge der Pala – wenn nicht gar der Dolomiten: Sass Maor (2814 m.) und Cima della Madonna (2752 m.)

[Bild: Sass Maor 2814 m. und Cima della Madonna 2752 m. vom Passo di Pradidali]

Weit unten im Geröllkar von Pradidali erkenne ich das gleichnamige Rifugio Pradidali (2278 m.)  -  welches von der Cima Canali, der Campanile di Pradidali und der Pala di San Martino überragt wird. Keine Hütte der Pala hat eine vergleichbar eindrucksvolle Lage!

[Bild: Rifugio Pradidali]

[Bild: Blick vom Passo di Pradidali in das von gewaltigen Felswänden umrahmte Geröllkar von Pradidali]

[Bild: Pala di San Martino]

Um eine Felserhebung herum führt der geröllige Weg noch ein Stück aufwärts und nach wenigen Minuten erreichen wir den Passo Fradusta (2680 m.)  -  direkt neben dem Gletschersee (Lago Fradusta) der Cima della Fradusta. In einigen Jahren wird der Gletscher – und damit auch der kleine See – verschwunden sein.

[Bild: Cima della Fradusta]

Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf und folgen dem Weg zum Passo delle Lede über weite Geröllfelder Richtung Süden.

[Bild: Blick über die öde und trostlose Pala-Hochfläche Richtung Norden - in der Ferne die Marmolada]

Parallel zum Weg 709 – nur oberhalb des Hochtales (an der östlichen Seite)  -  geht es an der Westflanke der Fradusta vorbei. Während des Weges zum Pass müssen mehrere (teils steile) Schneefelder überquert werden.

[Bild: Auf dem Weg Richtung Passo delle Lede  -  im Hintergrund die Cima della Fradusta 2939 m.]

An abschüssigen und steilen Felsflanken entlang, leitet uns der Weg – immer im Angesicht der Pala di San Martino – weiter Richtung Passo delle Lede. An einigen Stellen des gerölligen – und schuttigen Weges muss im Schwierigkeitsgrad I. geklettert werden. Wichtiger als eine gewisse Kletterfähigkeit sind jedoch stetige Trittsicherheit, Schwindelfreiheit sowie ein gutes Auge für das Gelände. Nach etwa 20 Minuten vom Passo Fradusta erreichen wir schließlich den markanten Einschnitt zwischen Cima Wilma und Cima della Fradusta – den Passo delle Lede (2695 m.)

[Bild: Blick vom Passo delle Lede zur imposanten Pala di San Martino 2982 m.  -  links daneben die Cima Immink 2855 m.]

Von diesem bedeutenden Pass haben wir eine fantastische Aussicht. Im Westen  -  über dem Hochtal von Pradidali - ragen die mächtigen Felsgestalten der Cima Pradidali (2774 m.)  -  der Cima Immink (2855 m.) und der Pala di San Martino (2982 m.) in den Himmel. Alle diese Berge können nur über Kletterrouten bestiegen werden. Im fernen Nordosten erkennen wir den gesamten Nordzug der Pala um den Cimon della Pala, die Cima della Vezzana, die Cima dei Bureloni und die Focobongruppe. Über der weiten und öden Pala-Hochfläche im Norden kann ich zudem ganz leicht die Silhouette der Marmolada ausmachen. Dagegen bietet sich ein überraschender Blick Richtung Südosten auf den östlichen Bereich der Pala, in dem einige wild gezackte – wenn auch nicht mehr ganz so hohe – Berge in den Himmel ragen. Im Passo delle Lede machen wir eine etwas längere Pause und genießen das grandiose Panorama. Nach einer Viertelstunde machen wir uns bei bestem Wetter auf in Richtung Vallon delle Lede. Der nun folgende Abstieg über 1200 Höhenmeter wird in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste Abschnitt führt zum Bivacco Minazio (2292 m.)  -  der Zweite bis zur Talsohle des Val dei Canali. Vom Passo delle Lede geht es durch eine steile, geröllige Rinne in einigen Serpentinen zunächst ein kurzes Stück abwärts in das Vallon delle Lede. Unter der mächtigen Südwand der Cima della Fradusta führt der Weg an der linken Seite des Tales über teilweise begrünte Schrofen – und Geröllhänge in vielen Kehren bergab in Richtung Südosten.

[Bild: An schroffen Geröllhängen führt der Weg durch das Vallon delle Lede zügig bergab Richtung Biwak - im Hintergrund Sass d`Ortiga und Pala della Madonna]

Der Abstieg verläuft recht schnell und nach einer halben Stunde erreiche ich das – erst im letzten Moment auftauchende – Bivacco Carlo Minazio (2292 m.)  -  Dieses unbewirtschaftete Biwak der CAI Sektion Padova bietet Schlafplätze für 12 Personen und ist ständig geöffnet. Neben der Hütte befinden sich die Überreste eines im Jahr 1957 abgestürzten amerikanischen Flugzeugs, das gegen die Südwand der Fradusta prallte. Dieses wunderbar gelegene Biwak bietet all denjenigen Zuflucht, die im Vallon delle Lede in ein Gewitter geraten.

[Bild: Bivacco C. Minazio]

Da ich den Beiden ein Stück voraus gegangen bin, habe ich genug Zeit um das fantastische Panorama zu genießen. Über dem Val dei Canali ragen die wilden und unbekannten Berge der östlichen Pala in den Himmel.

[Bild: Sass d`Ortiga 2634 m.  -  vom Bivacco Minazio]

[Bild: Sass d`Ortiga 2634 m.  -  Pala della Madonna 2524 m.  und rechts Cima d`Oltro 2397 m.]

Ich suche zwar nach dem angeblich bereits sichtbaren Rifugio Treviso – kann es jedoch nicht ausmachen.

[Bild: Blick auf den weiteren Abstiegsweg Richtung Val dei Canali - in vielen Kehren führt der Weg an begrünten Schrofen - und Geröllhängen bergab]

Im Norden beeindruckt die mächtige Südwand der Cima della Fradusta. Im Osten erkenne ich die Cima dei Lastei (2846 m.)  -  ein imposanter Kletterberg, welcher über anspruchsvolle Kletterrouten (wie zum Beispiel „Perla Nera“ / VI+) bezwungen werden kann. Der Blickfang schlechthin ist jedoch die Cima Canali (2897 m.)  -  Sie ist einer der imposantesten und schönsten Berge der Dolomiten. Einer riesigen Kathedrale gleich - ragt sie westlich vom Biwak in den Himmel.

[Bild: Cima Canali]

Flankiert wird sie von der Cima Wilma (2782 m.)  -  sowie vom Sasso delle Lede (2580 m.)  -  welche ebenfalls nur durch Kletterei bestiegen werden können. Für den Großteil der Berge der Pala gilt, dass man in der Regel die Gipfel nur über Kletterrouten erreicht. Seltsamerweise können jedoch der höchste bzw. dritthöchste Berg (Cima della Vezzana 3192 m.  /  Cima dei Bureloni 3130 m.) praktisch ohne Kletterei bestiegen werden. Nach einiger Zeit erreichen schließlich auch Grete und meine Mutter das Bivacco C. Minazio. Nachdem auch sie eine Pause gemacht und das tolle Panorama bewundert haben, setzten wir schließlich den Abstieg Richtung Val dei Canali fort. Vom Biwak führt der Weg zunächst ein Stück in Richtung Süden. Nach kurzer Zeit folgen wir dem Weg in einer langen steil abfallenden Querung über begrünte Geröllhänge nach Südosten zum Steilabfall des Vallon delle Lede gegen das Val dei Canali.

[Bild: Abstieg in Richtung Val dei Canali]

In vielen steilen Kehren geht es über Grasschofen und teilweise begrünte Geröllflanken bergab in die Latschenregion. Der Abstieg ins Val dei Canali verlangt Trittsicherheit und an manchen Stellen der teilweise sehr steilen und schroffen Gras – und Geröllflanken müssen leichte Kletterstellen (Schwierigkeitsgrad I.) bewältigt werden. Desweiteren sollte man beim Abstieg durch das Vallon delle Lede gute Wetter – bzw. Wegverhältnisse haben, da einige Stellen (beispielsweise bei Nässe) sehr heikel werden können. Im Normalfall bereitet dieser Abstieg jedoch keine großen Schwierigkeiten – jeder fitte und trittsichere Bergwanderer wird am aussichtsreichen Abstieg Richtung Val dei Canali bzw. Rifugio Treviso seine Freude haben. Nachdem wir die Latschenzone erreicht haben, geht es über eine Felsrinne unter die Südwände der Pala dei Colombi (2232 m.)  -  Von dort führt der Weg in vielen steilen Kehren durch Latschen und lichten Nadelwald bergab zu einer Wegteilung. Wir halten uns Richtung Osten und durch Latschengewächse, dichter werdenden Mischwald, Büsche und Sträucher geht es zügig bergab in die Talsohle des Val dei Canali (ca. 1450 m.)  -  Damit haben wir den Hauptbereich der Pala verlassen und ihren östlichen Teil erreicht. Der weitere Weg Richtung Rifugio Treviso ist klar ausgeschildert und nicht zu verfehlen. Nachdem der Weg zunächst ein kurzes Stück in nordöstliche Richtung führt, überqueren wir schließlich über eine kleine Brücke den Bach. Auf der anderen Seite des Tales geht es auf gut markiertem Weg zunächst ein Stück bergauf bis zu einer weiteren Wegteilung.

[Bild: Nach der Durchquerung der trostlosen Pala-Hochfläche und dem Abstieg durch das geröllige und schroffe Vallon delle Lede - tut es gut dem letzten Wegstück durch einen Bergwald Richtung Hütte zu folgen]

Wir folgen dem Weg Richtung Rifugio Treviso und in vielen unschwierigen – aber anstrengenden – Serpentinen geht es auf einem breiten Weg den steilen bewaldeten Berghang des Val dei Canali bergauf Richtung Hütte. Dieser kurze Gegenanstieg von der Talsohle des Val dei Canali ist zwar mühsam und zieht sich ein wenig in die Länge – dafür ist die Erleichterung umso größer, als wir schließlich unser Tagesziel – das Rifugio Treviso [Rifugio Canali] 1631 m. erreichen.

[Bild: Ankunft am Rifugio Treviso]

Diese eindrucksvoll gelegene Hütte ist im weiten Umkreis der einzige Stützpunkt für Wanderer und Kletterer und daher immer gut besucht. Die Hüttengäste sind in der Regel zwar Italiener, doch in unserem Fall sind auch noch ein paar Deutsche da, mit denen wir uns unterhalten. Das Rifugio Treviso ist eine der wichtigsten Hütten des Dolomiten Weitwanderwegs Nr. 2  -  An dieser Hütte kommt man nicht vorbei, ob man hier nun aufhört oder weitermacht, fast jeder übernachtet hier.

[Bild: An den Wänden des gemütlichen Eingangs - und Essensraums hängen unzählige Bilder von italienischen Kletterern, die in der Pala im 20. Jahrhundert ihre Spuren im Fels hinterlassen haben]

Nachdem wir uns unser Zimmer besorgt und alles geregelt haben, setzen wir vor die Hütte auf die Terrasse. Von ihr hat man einen fantastischen Blick auf das Val dei Canali, sowie auf die darüber aufragenden Cima di Sedole (2244 m.)  -  Sasso delle Lede (2580 m.) und Cima dei Lastei (2846 m.)

[Bild: Blick vom Rifugio Treviso zur wolkenverhangenen Cima dei Lastei]

Da sich über dem Vallon delle Lede dichter Nebel gebildet hat, sind die Cima Canali, sowie die Cima Wilma nicht mehr sichtbar. Auch im Norden verhüllen Wolken die Gipfel um den Passo dell Orsa und so gilt unsere Bewunderung den steil im Osten über der Hütte in den Himmel ragenden Gipfeln – Berge wie der Sasso d`Ortiga oder die Cima Sforcelloni werden sehr selten – und wenn dann ausschließlich über Kletterrouten – bestiegen. Der einzige Berg in der Umgebung, der regelmäßig bestiegen wird, ist die Croda Grande (2849 m.)  -  Trotz der dichter werdenden Wolken verbringen wir einen entspannten Nachmittag an der Hütte.

[Bild: Blick von der Terrasse der Hütte in Richtung Südwesten]

Das Wetter wird zum Abend hin immer schlechter und als wir den Hüttenwirt nach den Wetterprognosen fragen, hat er schlechte Nachrichten für uns – es soll in den nächsten Tagen sehr schlecht werden und viel regnen. Wir überlegen – ob wir an dieser Stelle des Dolomiten Weitwanderweges aufhören sollen, beschließen jedoch erst einmal den morgigen Tag abzuwarten. Als es am Abend über dem Vallon delle Lede und der mächtigen Cima dei Lastei zu donnern anfängt, sitzen wir in der gemütlichen Hütte, genießen das Abendessen und freuen uns, diese lange, anstrengende – aber großartige Etappe gut hinter uns gebracht zu haben. Morgen werden wir sehen wie es weiter geht.


12. Tag     Rifugio Treviso - Feltre

Rifugio Treviso  -  Val dei Canali  -  Cant del Gal  -  Feltre  -  Brixen

Beendigung des Dolomiten Weitwanderweges Nr. 2  /  Heimfahrt

Unschwierige Wanderung durch das Val dei Canali bergab zum Berghotel / Restaurant Cant del Gal. Anschließende Busfahrt nach Feltre und von dort Zugfahrt nach Brixen und nach Hause   (Bewertung T1-2  oder  W1-2)

Wir hatten es am Abend zuvor zwar geahnt  -  doch als wir am Morgen aus der Hütte treten, bekommen wir die Bestätigung. Das Wetter ist schlecht geworden. Der Himmel ist grau und trübe geworden  -  von Zeit zu Zeit regnet es leicht und zudem weht noch ein kalter, scharfer Wind. Wir wissen, dass es an dieser Stelle keinen Zweck hat, weiter zu machen. Vom Rifugio Treviso sind es normalerweise noch 4 Tagesetappen bis nach Feltre. Für diese langen und anspruchsvollen Etappen ist gutes Wetter die wichtigste Voraussetzung. Die Wenigsten gehen den Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 wirklich ganz zu Ende. Viele hören am Rifugio Treviso oder am Passo Cereda auf  -  da die Feltriner Dolomiten nicht mehr die spektakulären Berge bieten, wie zum Beispiel die Pala oder die Sella. Eigentlich hatten wir vor, diesen Weitwanderweg auch ganz bis zum Ende zu gehen. Das Wetter macht uns aber in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung. Da wir aber den größten Teil des Weges der Sagen und Legenden bewältigt haben, wollen wir versuchen, das begehrte Abzeichen in Feltre beim Tourismusbüro zu erlangen. Daher machen wir uns am Vormittag bei leichtem Regen zunächst auf in Richtung Cant del Gal (1160 m.)  -  dieses zentral gelegene kleine Berghotel inmitten des Val dei Canali ist Ausgangspunkt für den Aufstieg zum Rifugio Pradidali. Neben der Seilbahn zum Rifugio Rosetta ist dies eine der beliebtesten Möglichkeiten zu Wanderungen und Touren in die Pala aufzubrechen. Bergsteiger und Kletterer, die im östlichen und südlichen Bereich der Pala unterwegs sind, finden bei Cant del Gal ihre Talstation  -  wo auch in der Regel die Autos geparkt werden. Von dort fahren regelmäßig Buse nach Fiera di Primiero – und von dort nach Feltre. Vom Rifugio Treviso geht es durch den Bergwald auf breitem Weg in vielen Kehren bergab in die Talsohle des Val dei Canali. Wir folgen dem Weg 707 nach Südwesten und bewundern zum Abschied die imposante Cima dei Lastei, deren Gipfel von Wolken verhüllt wird.

[Bild: Cima dei Lastei 2846 m.]

[Bild: Blick zum Steilabbruch des Vallon delle Lede gegen das Val dei Canali]

[Bild: Blick aus der Talsohle des Val dei Canali zurück zu den mächtigen Gipfeln der südlichen Pala ]

An einer Stelle überquert der Weg den ausgetrockneten Bach und führt auf der anderen Seite fast eben in Richtung Malga Canali.

[Bild: In der Talsohle des Val dei Canali]

Diese Alm liegt etwas abseits des Weges und wir machen dort auch keine Pause, sondern folgen dem sanft abfallenden und durch einen lichten Wald führenden Weg weiter in Richtung Südwesten. Kurz nach der Malga Canali beginnt es kräftig zu regnen und wir beeilen uns, dass wir Cant del Gal erreichen, bevor das Gewitter noch heftigere Ausmaße annimmt.

[Bild: Cant del Gal 1160 m. im Val dei Canali]

Als wir Cant del Gal erreichen, erkundigen wir uns sofort nach den Busverbindungen. Wir müssen auch nicht allzu lange warten  -  und nach nachdem wir uns im Trockenen ein bisschen erholt haben, hält auch schon der erste Bus in der Nähe des kleinen Berghotels. Zuvor haben wir uns in verschiedenen Zeitungen über die Wetterprognosen informiert: 3-4 Tage soll es regnen und gewittern  -  die Entscheidung aufzuhören ist also genau richtig. Kurz bevor wir in den Bus einsteigen, werfe ich noch einen Blick zurück – doch alle hohen Gipfel der Pala sind in den Wolken verschwunden.

[Bild: Die Berge der Pala werden von Wolken und Nebel verhüllt]

Mit dem Bus geht es zunächst nach Fiera di Primiero und von dort weiter nach Feltre. Dort angekommen, müssen wir ein bisschen suchen bis wir das Tourismusbüro gefunden haben. Dort werden wir jedoch gnadenlos abgewiesen. Meine Mutter ist enttäuscht  -  ich sehe das Ganze aber relativ gelassen. So haben wir wirklich einen Grund, den Dolomiten Weitwanderweg Nr. 2 zu beenden.

[Bild: Beim Bahnhof in Feltre]

Über verschiedene Bus - und Zugverbindungen geht es etwas umständlich nach Brixen und von dort weiter über den Brenner nach Hause. Ein kurzes Fazit zu ziehen, dürfte an dieser Stelle ziemlich schwer fallen. Alles in allem waren es 12 grandiose Tage. Die Dolomiten gehören mit Sicherheit zum Schönsten und Beeindruckendsten, was die Alpen zu bieten haben. Jeder Tag war besonders auf seine Art. Ob nun die Durchquerung der Sella bei Schneefall und Nebel, die Wanderung unter der Marmolada Südwand oder der Ausblick vom Passo di Pradidali Richtung Sass Maor und Cima della Madonna  -  wer diesen Bericht von Anfang bis zum Ende gelesen hat, wir hoffentlich einen guten Eindruck von diesem fantastischen Weitwanderweg haben. Ich für meinen Teil habe wir vorgenommen, alle 10 Dolomiten Weitwanderwege in ihrer vollständigen Länge zu gehen. Als nächstes will ich den „Einser“ wiederholen  -  da ich mich an damals (ich war 8 Jahre alt) kaum mehr erinnere. Mein Fazit für den „Zweier“  -  den „Weg der Sagen und Legenden“  -  den Alta Via delle Dolomiti Nr. 2 ist dieses: Ein Traumtour durch eines der schönsten Gebirge der Welt. Absolut fesselnde Ausblicke fast jeden Tag  -  wer einen aussichtsreichen Höhen – und Weitwanderweg in den Dolomiten gehen will, dem kann ich diese Tour sehr empfehlen!

 

2011 - Feltriner Dolomiten (Dolomiten Höhenweg Nr. 2)

[Ein Jahr später (2011) gingen wir den Dolomiten Höhenweg Nr. 2 zu Ende. Die Durchquerung der Feltriner Dolomiten – die Tour vom Rifugio Treviso zum Rifugio Dal Piàz und weiter nach Feltre – ist ein anderer, unabhängiger Tourenbericht]

 

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