Bergblog 2024
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stefanmitterer.de




Dieser Blog präsentiert meine bergsteigerischen Highlights
des Jahres 2024 in chronologischer Reihenfolge.
Auf die folgenden Punkte möchte ich dabei aufmerksam machen:


Die Darstellung der einzelnen Bergtouren erfolgt (im Gegensatz zu früheren Tourenberichten) in deutlich kompakterer Form. Es werden ausschließlich wenige (ausgewählte) Bilder pro Tour präsentiert, um den Dokumentations- und Arbeitsaufwand für mich auf Dauer beherrschbar zu halten. Der Schwerpunkt bei der Bildauswahl liegt auf ungewöhnlichen Perspektiven, besonderen Stimmungen und Motiven, die mir persönlich etwas bedeuten. Der Bergblog soll in erster Linie eine kurzweilige Inspiration für Besucherinnen und Besucher meiner Website sein - und ein virtuelles Tagebuch bzw. Tourenbuch für mich. Anfragen zur Bereitstellung ausführlicherer Informationen zu den einzelnen Touren werden natürlich weiterhin sehr gerne beantwortet. Bergtouren in den Berchtesgadener Alpen werden (ab 2019) in dem separaten Berchtesgadener Alpen Blog (BGA_Blog) dargestellt. Die entsprechende Verlinkung erfolgt zusätzlich unten über die Tourenliste der Bergtouren des Jahres 2024.






Liste der Bergtouren 2024




Großvenediger (3657 m.)


03-04. August 2024


[Bild: Beim Aufstieg von der Johannishütte zum Defreggerhaus - Wuchtig ragt das Massiv des Großen Happ (3350 m.) über dem wildromantischen Dorfertal auf, wobei sich der Gipfel selbst in dichte Wolken hüllt. Nur der markante Spitz des Kleinen Happ (2855 m.) zeigt sich ungerührt vom (leider) mittelmäßigen Wetter des ersten August Wochenendes]


[Bild: Oberhalb des Zettalunitzachbaches führt der Weg über einen markanten, grasbewachsenen Bergrücken in sehr angenehmer Steigung aufwärts in Richtung Defreggerhaus. Aufgrund des gutmütigen Terrains bleibt viel Zeit, um die umliegenden spektakulären Tauerngipfel zu bewundern. Rechts präsentieren sich stolz die unbekannten Gastacher Wände (3087 m.) während links hinten das markante Horn der Weißspitze (3300 m.) herübergrüßt]


[Bild: Die Weißspitze (3300 m.) zählt im Umfeld des Defreggerhauses zu den eindrucksvollsten Venediger-Trabanten! Dieser schroffe 3000er kann heutzutage von Südwesten (via Eisseehütte und Wallhorntörl) bei guten Verhältnissen ohne Hochtourenausrüstung bestiegen werden. Alpine Erfahrung und Trittsicherheit sollte man aber in jedem Fall haben]


[Bild: Das altehrwürdige Defreggerhaus (2963 m.) ist neben der Neuen Prager Hütte und der Kürsingerhütte einer der drei Hauptstützpunkte für eine Großvenediger-Besteigung. Da es sich hierbei um die höchstgelegene der genannten Schutzhütten handelt und zudem die Route über das Innere Mullwitzkees als technisch vergleichsweise einfach gilt, erfreut sich das Defreggerhaus großer Beliebtheit. Aber auch andere hochalpine Tourenziele wie z. B. die Kristallwand oder die Weißspitze (rechts im Hintergrund) lohnen definitiv eine Übernachtung]


[Bild: Ausblick vom Grat westlich des Defreggerhauses über das Innere Mullwitzkees - Auch wenn die morgige Route Richtung Rainertörl (die vergletscherte Scharte zwischen Hohem Aderl und Rainerhorn im Hintergrund) und weiter zum Großvenediger als eher spaltenarm und wenig steil gilt, handelt es sich doch um eine ernste Hochtour, die vollständige Gletscherausrüstung erfordert. Leider ist die Wettervorhersage für morgen eher mäßig. Analog zu heute dürften auch am ersten August-Sonntag die hohen Gipfel der Hohen Tauern tendenziell in Wolken stecken]


[Bild: Abendstimmung beim Defreggerhaus. Während die Gedanken um die morgige Venediger-Besteigung kreisen, wirbeln graue Wolken um die Zopetspitze (3198 m.) - Rechts hinter dem zackigen Mullwitzköpfl zeigt sich in der Ferne der imposante Hochgall, welchen ich erst vor wenigen Wochen erfolgreich bestiegen habe]


[Bild: Auf dem Weg vom Defreggerhaus zum Inneren Mullwitzkees - Nachdem wir den (teilweise versicherten und steinschlaggefährdeten) Steilabstieg vom Grat unterhalb des Mullwitzaderl auf den Gletscher geschafft haben, machen wir uns trotz der höchstens mittelmäßigen Wetterprognose trotzig auf den Weg Richtung Rainertörl (vielleicht hebt sich die Wolkendecke ja noch...) - Doch leider werden wir am Ende kein Glück haben und stattdessen in die „dicke Suppe“ starren. Indes verläuft der Anstieg über das Innere Mullwitzkees und das oberhalb anschließende Schlatenkees völlig problemlos. Kaum Spalten kreuzen unseren Weg und trotz des (ab dem Rainertörl) dichten Nebels finden wir (u. a. dank der tief ausgetretenen Spur) den Weg zum (erstaunlich breiten!) Gipfelgrat ohne Probleme]


[Bild: Auf dem Gipfel des Großvenediger (3657 m.) - Nach 2009 (damals via Kürsingerhütte) stehe ich zum zweiten Mal auf dem fünfthöchsten Berg Österreichs. Leider ist uns diesmal kein Wetterglück vergönnt und so halten wir uns nicht allzu lang auf dem eisigen Haupt der „weltalten Majestät“ auf. Ich werde wiederkommen (dann vielleicht von der Neuen Prager Hütte kommend), das steht auf jeden Fall fest. Und auch wenn uns die grandiose Aussicht vom westlichen Gletscherdach der Hohen Tauern verwehrt bleibt, sind wir doch stolz über unsere Leistung, handelt es sich doch für die meisten von uns um die erst zweite oder gar erste richtige Hochtour. Eine wettertechnisch eher ruppige Hochtour wie diese muss man erst einmal so „geräuschlos“ bewältigen (dichter Nebel, stellenweise Eisregen). So etwas härtet ab. In uneinladenden Gipfelmomenten wie diesen muss man daher stets auch das Positive sehen, auch wenn das vielleicht erst einmal nicht so einfach fällt]


[Bild: Beim landschaftlich wunderschönen Abstieg vom Defreggerhaus zur Johannishütte und weiter zum Parkplatz oberhalb von Hinterbichl (bei Prägraten) - Wenn man sich einmal von dem im Hinblick auf die Aussicht zweifellos enttäuschenden Gipfelerlebnis löst und sich stattdessen vergegenwärtigt, in was für einer grandiosen Gebirgswelt wir hier im Nationalpark Hohe Tauern unterwegs sind, wird alles vermeintlich Negative wieder relativ]


[Bild: Ausblick beim Abstieg vom Defreggerhaus über das Dorfertal - Die (ab Venediger-Gipfel) strammen ca. 2200 Hm bis ins Tal spulen wir in Windeseile ab, nicht ohne eine ausgiebige Pause beim Spielplatz der idyllisch gelegenen Johannishütte einzulegen]



Großer Bärenkopf (3396 m.) + Hohe Dock (3348 m.) +

Mittlerer Bärenkopf (3359 m.) - Gruberscharten-Biwak


26-28. Juli 2024


[Bild: Beim Aufstieg von Ferleiten zur Schwarzenberghütte beeindrucken die schroffen Nordabstürze des Fuscherkarkopfes (3331 m.) - Dieser mächtige Kalkglimmerschiefer-Geselle bildet den südlichen Abschluss des Ferleitentales (auch Käfertal genannt) und zieht bei einer Besteigung der Hohen Dock die Blicke fast unweigerlich auf sich]


[Bild: Etwa 2100 Hm liegen zwischen der Vögerlalm und dem höchsten Punkt der Hohen Dock (ab dem Parkplatz Ferleiten sind es sogar noch ca. 100 Hm mehr) - Wer (wie wir) in einem Rutsch bis zum Gipfel aufsteigen will, braucht einen langen Atem. Das erste wichtige Etappenziel ist aber zunächst einmal die etwa auf halber Strecke gelegene Schwarzenberghütte]


[Bild: Eine Zentralalpenlandschaft wie aus dem Bilderbuch! Im Bereich der Eichhornruhe leitet der sogenannte Mainzer Weg über herrlich grüne Hänge hinweg, wobei das Rauschen der Wasserfälle im Bereich der Käferleiten immer näher kommt. Das über der Schwarzenberghütte aufragende Felstrapez der Hohen Dock (3348 m.) haben wir dabei stets vor Augen]


[Bild: Eine Besteigung der Hohen Dock (3348 m.) muss man sich ehrlich erarbeiten! Neben der technischen Schwierigkeit (teilweise luftige Kraxelei bis max. I und Drahtseilpassagen B/K2) schlagen hier v. a. die zu bewältigenden Höhenmeter zu Buche. Eine Übernachtung auf der Schwarzenberghütte erleichtert das Vorhaben ungemein, kommt für uns aber leider nicht in Frage. Unser Ziel für die Nacht ist nämlich das zwischen Großem Bärenkopf und Klockerin gelegene Gruberscharten-Biwak (3100 m.) - Immerhin müssen wir dann heute nicht allzu viele Höhenmeter wieder absteigen...]


[Bild: Blick beim Aufstieg zur Schwarzenberghütte nach Südosten zu den Gipfeln zwischen Unterer Pfandlscharte und Hochtor (Großglockner Hochalpenstraße). Über die Berge rund um den aussichtsreichen Spielmann (3027 m.) führt der westliche Abschnitt des großartigen Klagenfurter Jubiläumsweges - Eine Tour, die ich unbedingt irgendwann einmal selbst gehen möchte]


[Bild: Bei der urigen Schwarzenberghütte (2269 m.) ist die Hälfte des Aufstiegs zur Hohen Dock geschafft. Während wir uns bei der kleinen Schutzhütte (nur 26 Schlafplätze!) mit einem zuckerhaltigen Getränk stärken, gehen wir in Gedanken schon die weitere Route ab. Der Normalweg auf die Hohe Dock verläuft (ab Remsschartl) über den Südostgrat (links im Profil) und ist durchgehend markiert]


[Bild: Tiefblick beim Aufstieg zur Hohen Dock ins Niemandsland der Fuscherkarkopf Nordabstürze - Hier, zwischen Remsköpfl, Breitkopf, Fuscherkarkopf und Kapuziner, gibt es (abgesehen vom Hohen Gang zum Nördlichen Bockkarkees) keinerlei regelmäßig begangene Steige. Wer sich in diesen wilden Tauern-Flanken rumtreibt, hat sich entweder verlaufen oder etwas Vogelwildes vor]


[Bild: Beim Aufstieg über den Südostgrat der Hohen Dock. Nur an wenigen Stellen steilt die Route so merklich auf, dass die (großzügig installierten) Drahtseile (max. B/K2) auch tatsächlich das Vorwärtskommen erleichtern. Meistens dienen die Versicherungen v. a. der psychischen Beruhigung, ist die Route doch an einigen Stellen etwas ausgesetzt und abschüssig]


[Bild: Da die Hohe Dock (3348 m.) seit vielen Jahrzehnten als „3000er mit Weg“ gilt und entsprechend häufig bestiegen wird, ist die Normalroute weitgehend abgeräumt (von Schutt und Geröll befreit), so dass man sich (frei von Steinschlagsorgen) ganz dem Steigen hingeben kann. Konstant steil leitet die Route empor zum Gipfelgrat, wobei die Ausblicke mit jedem (rasch gewonnenen) Höhenmeter immer besser werden]


[Bild: Tiefblick vom Südostgrat der Hohen Dock zum Nördlichen Bockkarkees, über dem der selten bestiegene, unscheinbare Breitkopf (3154 m.) aufragt. Dahinter zeigt sich indes zum ersten (und nicht letzten) Mal während unserer Tour der höchste Berg Österreichs, der Großglockner (3798 m.) - Auch heute werden sicher wieder viele Bergsteigerinnen und Bergsteiger von Stüdlhütte, Salmhütte und Erzherzog-Johann-Hütte aus zu seinem schroffen Haupt pilgern]


[Bild: Hochalpines Ambiente beim Aufstieg über den Südostgrat der Hohen Dock - Im Angesicht des majestätischen Großglockners (3798 m.) und hoch über dem spaltenreichen Nördlichen Bockkarkees „fliegen“ wir förmlich in Richtung Gipfel]


[Bild: Unterwegs auf dem Gipfelgrat der Hohen Dock (3348 m.) - Links zeigt sich der Große Bärenkopf (3396 m.) mit seiner abweisenden, steinschlagträchtigen Südostflanke. Nach über 2200 Hm (mit schwerem Gepäck) legen wir die letzten Hürden (ein paar Stufen und Erhebungen kurz vor dem Gipfel erfordern noch einmal leichte Kletterei bis I) zwar nicht mehr ganz so dynamisch wie zu Beginn des Aufstiegs zurück, doch angesichts des immer näher kommenden Gipfelkreuzes sind das Details, die letztlich niemanden interessieren]


[Bild: Tiefblick vom Gipfelgrat der Hohen Dock zum Nördlichen Bockkarkees. Dieser von Breitkopf (links), Bärenköpfen und Hoher Dock eingerahmte Gletscher stellt die schnellste Möglichkeit dar, um von der Schwarzenberghütte zur Oberwalderhütte (und vice versa) zu gelangen. Hierbei handelt es sich aber um eine hochalpine, mitunter spaltenreiche Tour, die eine vollständige Hochtouren- bzw. Gletscherausrüstung erfordert]


[Bild: Auf dem Gipfel der Hohen Dock (3348 m.) mit Bick zum benachbarten, durch die Dockscharte (3234 m.) deutlich abgetrennten Großen Bärenkopf (3396 m.) - Links im Hintergrund ist der langgezogene Mittlere Bärenkopf (3359 m.) erkennbar, welchen wir morgen (so der Plan) zur Oberwalderhütte hin überschreiten wollen]


[Bild: Auf dem Gipfel der Hohen Dock (3348 m.) inmitten der Glocknergruppe im Herzen der Hohen Tauern - Schon lange wollte ich diesen formschönen 3000er besteigen, um mich diesem (für mich bis dato so unbekannten) Gebiet zwischen Großem Wiesbachhorn und Pasterze angemessen zu nähern. Auch wenn das Tagesziel, das Gruberscharten-Biwak, noch nicht erreicht ist, so fällt (nach 2200 Hm im Aufstieg und ca. 6 Stunden Gehzeit) nun doch schon einiges an Anspannung ab]


[Bild: Blick von der Hohen Dock (3348 m.) zu den schroffen Südabstürzen von Klockerin (3422 m.) und Hinterem Bratschenkopf (3413 m.) - Wer den Übergang vom Großen Wiesbachhorn (ganz rechts) zur Gruberscharte (ganz links) machen möchte, wird mit diesen beiden stolzen 3000ern zwangsläufig in Berührung kommen. Da das Bratschenkopfkees über einige respektable Spalten und Klüfte verfügt, sollte man diese (technisch relativ einfache) Tour vernünftigerweise nur angeseilt angehen. Eine andere Geschichte ist der Aufstieg von der Schwarzenberghütte zur Gruberscharte via Hochgruberkees (unten). Früher regelmäßig begangen, haben die Ausaperung und (v. a. im Spätsommer) zunehmend wilder werdende Schründe (im Bereich unterhalb der Scharte) diesen Gletscher in gewissen Verruf gebracht]


[Bild: Innehalten und genießen... Da längst alle anderen Bergsteigerinnen und Bergsteiger wieder zur Schwarzenberghütte (bzw. weiter nach Ferleiten) abgestiegen sind, haben wir die Hohe Dock (3348 m.) an diesem Nachmittag ganz für uns alleine. Antizyklisches Bergsteigen nennt man so etwas wohl. Auch auf dem Großen Bärenkopf (3396 m.) im Hintergrund können wir keine Personen (mehr) ausmachen. Das Gebiet rund um die Gruberscharte scheint heute (sofern später niemand von Klockerin und Bratschenköpfen herabgestiegen kommt) uns zu „gehören“]


[Bild: Ausblick von der Hohen Dock (3348 m.) über das Nördliche Bockkarkees zum Großglockner (3798 m.) - Hier, wo die Hohen Tauern am höchsten und die Gletscher (noch) weit sind, zeigen sich die Ostalpen von ihrer alpinsten Seite]


[Bild: Nur einen Katzensprung wirkt die Gruberscharte (3073 m.) von der Hohen Dock (3348 m.) entfernt. Doch um die Biwakschachtel (und damit unser ersehntes Quartier für die Nacht) zu erreichen, müssen wir die (zu) steilen Bereiche und Spaltenzonen des Hochgruberkees südlich (links) umgehen. Ganz bewusst haben wir kein Seil mitgenommen, so dass uns keine andere Wahl bleibt, als die Routenvariante über den Großen Bärenkopf in Angriff zu nehmen]


[Bild: Abstieg von der Hohen Dock in die Dockscharte (3234 m.) - Teilweise steil und abschüssig, erfordern die ca. 100 Hm Abstieg über den Westgrat der Hohen Dock (I-II, Drahtseile bis B/C) einen sicheren Tritt und beherztes Zupacken. Anschließend wird es aus der Scharte immer entlang der Gratschneide auf den Großen Bärenkopf gehen. Die Variante, von der ersten Graterhebung rechterhand (die Nordflanke umgehend) direkt zur Gruberscharte abzusteigen, haben wir schnell verworfen. Zwar wohl weitestgehend spaltenlos, sieht die (stellweise bis 45° Grad steile) zur Scharte herabführende Flanke aufgrund ihrer Blankheit äußerst unfreundlich aus! Die unterhalb gelegenen, wilden Spaltenzonen (rechts im Bild) meiden wir indes selbstverständlich großräumig]


[Bild: Rückblick von der Dockscharte (3234 m.) zur Hohen Dock (3348 m.) - Aufgrund des unzuverlässigen Gesteins sollte man sich hier an die Grate halten und nur dann in Flanken und Wände ausweichen, wenn es unbedingt (!) sein muss]


[Bild: Klockerin, Bratschenköpfe und Großes Wiesbachhorn (im Zoom) vom Großen Bärenkopf aus gesehen. Unten ist (als kleiner, roter Punkt) das Gruberscharten-Biwak (3100 m.) oberhalb der gleichnamigen Scharte erkennbar. Um von hier zur Biwakschachtel zu gelangen, bleibt uns (ohne Seil) keine andere Wahl, als direkt über die (extrem brüchige!) Nordflanke des Großen Bärenkopfes abzusteigen]


[Bild: Ausblick vom Großen Bärenkopf (3396 m.) über das Nördliche Bockkarkees zum alles beherrschenden Großglockner (3798 m.) - Zu dieser fortgeschrittenen Tageszeit dürften so ziemlich alle Bergsteigerinnen und Bergsteiger im weiten Umkreis wieder im Tal (bzw. bei ihrer jeweiligen Hütte) sein. Es ist ein faszinierendes Gefühl, meilenweit in dieser imposanten Gletscherwelt allein zu sein]


[Bild: Beim Abstieg über die Nordflanke des Großen Bärenkopfes zur Gruberscharte. Auch wenn es auf dem Bild nicht den Anschein hat, so sind die 300 Hm doch (v. a. im mittleren Abschnitt) ziemlich steil und aufgrund des unfassbar abschüssigen, splitterbrüchigen Terrains extrem unangenehm. Die Nordflanke des Großen Bärenkopfes ist ein wilder Mix aus (vom abgeschmolzenen Gletscher freigelegten) Schifferplatten, Geröll, Blockschutt und kleinen Felsstufen, die es (in einem undefinierbaren Mix aus Klettern und Rutschen) vorsichtig abzusteigen (I) gilt. Steinschlaggefährdet ist das Ganze ebenfalls und so setzen wir heute zum ersten Mal den Helm auf. Es ist wirklich kein Wunder, warum die Mehrheit der Hochtouristen, die vom Heinrich-Schwaiger-Haus zur Oberwalderhütte (und umgekehrt) unterwegs sind, den Großen Bärenkopf auslassen und (via Östlichem Bärenkopfkees, Westlichem Bärenkopfkees und Keilscharte) weiträumig umgehen]


[Bild: Ausblick von der Nordflanke des Großen Bärenkopfes über das Östliche Bärenkopfkees. Im Hintergrund präsentieren sich stolz der Hocheiser (3206 m.) und das (teilweise von Wolken eingehüllte) Kitzsteinhorn (3203 m.) - Nicht einsehbar ist von hier der einige hundert Meter unterhalb der Gletscherbruchzone liegende Stausee Mooserboden]


[Bild: Nun haben wir es fast geschafft! Etwas oberhalb der Gruberscharte (3073 m.) läuft die Nordflanke des Großen Bärenkopfes schließlich aus, so dass wir (einigermaßen entspannt) das restliche Stück im Geröll abfahren können. Gut erkennbar ist nun auch das kurze Gletscherstück (ca. 75 Meter), das es im Bereich der Scharte zu überqueren gilt (um anschließend an einer passenden Stelle ca. 30 Hm über abschüssiges, steiles Geröll zur Biwakschachtel aufzusteigen). Die Spaltengefahr ist im unmittelbaren Bereich der (nahezu ebenen) Scharte äußerst gering, so dass wir (mit deutlichem Abstand zu den Abbrüchen Richtung Hochgruberkees!) unproblematisch zum Bergmassiv der Klockerin herüberqueren. Tag 1 unseres Glocknergruppen-Abenteuers ist damit erfolgreich bewältigt. Einem entspannten Tagesausklang beim (wahrlich fantastisch gelegenen!) Gruberscharten-Biwak (3100 m.) steht damit nichts mehr im Wege]


[Bild: Ausblick vom Gruberscharten-Biwak (3100 m.) zum Großen Bärenkopf (3396 m.) - Wir sind in ziemlich direkter Linie vom Gipfel zur Scharte abgestiegen. Bei besseren Verhältnissen auf dem Hochgruberkees (= kein Blankeis) kann man wohl auch von der links erkennbaren Erhebung im Ostgrat (oberhalb der Dockscharte) herüberqueren]


[Bild: Wer vom Gruberscharten-Biwak zur Keilscharte (und weiter zur Oberwalderhütte) gelangen will, hat zwei Hauptmöglichkeiten: Entweder (wie wir) gletscherfrei (aber dafür haarsträubend brüchig) den Großen Bärenkopf überschreiten oder alternativ das Östliche und Westliche Bärenkopfkees überqueren. Technisch sehr einfach sowie wesentlich schneller und direkter, sollte im letzteren Fall aber aufgrund der Spaltigkeit des Geländes (siehe Foto) die komplette Hochtourenausrüstung (Seil!) verwendet werden]


[Bild: Ausblick vom Gruberscharten-Biwak (3100 m.) zur Hohen Dock (3348 m.) und zum Großen Bärenkopf (3396 m.) - Etwa 8,5 Stunden haben wir (inkl. aller Pausen) von Ferleiten bis hierher gebraucht. Gut 2400 Hm im Aufstieg und 500 Hm im Abstieg haben wir heute bewältigt]


[Bild: Großvenediger (3657 m.) im Zoom vom Gruberscharten-Biwak (3100 m.) aus gesehen. Auch heute werden wieder zahlreiche Hochtouristen die „weltalte Majestät“ bestiegen haben, zählt der fünfthöchste Berg Österreichs doch zu den absoluten Traumzielen der Ostalpen]


[Bild: Sonnenuntergang beim Gruberscharten-Biwak zwischen Klockerin und Großem Bärenkopf. Ursprünglich hatten wir geplant, morgen früh (vor dem Übergang zur Oberwalderhütte) noch die direkt über der Scharte aufragende, technisch unschwierige Klockerin (3422 m.) zu besteigen. Angesichts der unsicheren Wetterprognose (mögliche Gewitter ab dem frühen Nachmittag!) und der albtraumhaften Aussicht, die Nordflanke des Großen Bärenkopfes zwangsläufig noch einmal bewältigen zu müssen, wollen wir alle Zeit und Energie in einen möglichst schnellen und schmerzlosen Hüttenübergang stecken. Die Klockerin wird ein andermal auf dem Tourenplan stehen]


[Bild: Die Hohe Dock (3348 m.) im letzten Licht des ausgehenden Tages. Im Rückblick hat mir die Überschreitung dieses formschönen Felstrapezes sehr gefallen, war der orientierungstechnisch sehr einfache Aufstieg doch durch zahlreiche spannende Kraxelstellen, Drahtseilversicherungen und einen optisch ansprechenden Gipfelgrat geprägt. Mit Übernachtung auf der Schwarzenberghütte und Abstieg auf der Aufstiegsroute dürfte die Hohe Dock (bei stabilem Wetter und schneefreien Verhältnissen) auch für trittsichere, schwindelfreie und alpin erfahrene Bergwanderer ein mehr als nur erstrebenswertes 3000er-Ziel sein]


[Bild: Nordflanke des Großen Bärenkopfes (3396 m.) im Abendlicht. Morgen früh werden wir uns in erneut ziemlich direkter Linie über diesen unappetitlichen, abschüssig-brüchigen Mix aus Glimmerschieferplatten, Geröll, Blockwerk und Felsstufen nach oben wühlen. Wir hoffen, das Gipfelkreuz in weniger als 1,5 Stunden zu erreichen. Na mal sehen...]


[Bild: Gruberscharten-Biwak (3100 m.) zwischen Klockerin und Großem Bärenkopf. Bis Ende Juli gab es in 2024 nur ca. ein Dutzend Eintragungen in das „Hüttenbuch“. Offenbar scheinen die meisten Hochtouristen das Biwak beim Übergang vom Heinrich-Schwaiger-Haus zur Oberwalderhütte (und vice versa) links liegen zu lassen bzw. nur als Übernachtungsoption für den Notfall (wofür es prinzipiell auch in erster Linie gedacht ist) in Betracht zu ziehen. Wir haben den Abend in der (für Ostalpenverhältnisse) sehr abgelegenen Biwakschachtel in jedem Fall sehr genossen. Für uns war das Ganze ein echtes Abenteuer in großartiger, einsamer Hochgebirgslandschaft. Danke an meinen Bergkameraden Joscha, für die Begleitung und für die Erlaubnis, sein Foto (vom Biwak) in den Bergblog 2024 zu integrieren]


[Bild: Bevor wir uns am nächsten Morgen an den Aufstieg durch die Nordflanke des Großen Bärenkopfes machen, werfen wir von der Gruberscharte (3073 m.) noch einen Blick hinunter zum Hochgruberkees. Direkte Aufstiege zur Scharte sind aufgrund vogelwilder Bergschründe mittlerweile kaum mehr möglich (entsprechende Eintragungen im Hüttenbuch...) - Wer von der Schwarzenberghütte direkt zur Scharte aufsteigen will, muss kreativ werden und versuchen, die Schründe (im Aufstieg) links (also südwestlich) zu umgehen. Auf entsprechende Überraschungen (steiler Firn, Blankeis, versteckte Querspalten) sollte man dabei gefasst sein]


[Bild: Im unteren (noch relativ harmlosen) Bereich der Nordflanke des Großen Bärenkopfes. Geistig auf das Schlimmste vorbereitet, drehen wir behutsam (Steinschlag möglichst vermeidend) unsere Serpentinen und steigen langsam aber beständig immer weiter aufwärts. Stellenweise müssen leichte Kletterstellen (max. I) im extrem brüchigen und abschüssigen Fels bewältigt werden und etliche Male rutschen wir (innerlich fluchend) ab, doch erstaunlicherweise meistern wir die Nordflanke diesmal deutlich problemloser als noch am Vortag. Da wir uns mental am Vorabend entsprechend vorbereitet hatten, ist die Realität dann letztlich doch deutlich weniger schlimm, als gedacht. Nach etwa 75 Minuten (ab Gruberscharten-Biwak) stehen wir schließlich wieder auf dem Großen Bärenkopf (3396 m.) - Der mit Abstand unangenehmste und schwierigste Teil der heutigen Tour ist damit geschafft. Die Erleichterung ist uns beiden ins Gesicht geschrieben! Und das Wetter spielt auch noch mit]


[Bild: Blick vom Großen Bärenkopf (3396 m.) zur Klockerin (3422 m.) und zu den Bratschenköpfen, welche vom eleganten Großen Wiesbachhorn (3564 m.) überragt werden. Unten ist (etwas oberhalb der Scharte an der Licht-Schatten-Grenze) der kleine rote „Fleck“ des Grubscharten-Biwaks (3100 m.) zu erkennen. Da wir es schneller als gedacht wieder auf den Großen Bärenkopf geschafft haben und das Wetter unerwartet klar ist, beschließen wir eine verdiente (!) Pause auf dem Gipfel zu machen]


[Bild: Hocheiser (3206 m.) und Kitzsteinhorn (3203 m.) von Südosten vom Großen Bärenkopf (3396 m.) aus gesehen. Rechts in der Tiefe ist ein kleiner Teil des Stausee Mooserboden erkennbar, von wo aus in der Regel der Aufstieg zum Heinrich-Schwaiger-Haus (bzw. zum Großen Wiesbachhorn) erfolgt. Das Östliche und Westliche Bärenkopfkees wird dagegen vor allem beim Übergang von der Gruberscharte zur Keilscharte (und umgekehrt) begangen, die nördlichen Abbrüche zum Stausee hin werden dabei aber meist weiträumig gemieden]


[Bild: Bei absolut perfektem Bergwetter auf dem Großen Bärenkopf (3396 m.) inmitten der großartigen Glocknergruppe. Während (rechts der Bildmitte) der Breitkopf (3154 m.) von hier weitgehend unscheinbar ist, präsentiert sich der formschöne Fuscherkarkopf (3331 m.) als markante Felsschneide. Wie gut, dass wir aufgrund des hoch gelegenen Ausgangspunktes (Gruberscharten-Biwak) den Gipfel so früh erreicht haben, bevor die heute unweigerlich entstehenden Quellwolken die Sicht trüben]


[Bild: Großglockner (3798 m.) vom Großen Bärenkopf (3396 m.) aus gesehen. In den Alpen nur vom Mont Blanc an Prominenz (Schartenhöhe bzw. Eigenständigkeit) übertroffen, trohnt der höchste Berg der Hohen Tauern und Österreichs über spaltenreichen Gletschern. In geradezu idealer Aussichtsposition für den uneingeschränkten Herrscher der zentralen Ostalpen befindet sich (oberhalb der Pasterze) unser Ziel des heutigen Tages, die Oberwalderhütte (2973 m.) - Wer genau hinschaut, kann die Hütte (etwa in Bildmitte) auf dem relativ flachen Bergkamm (Hoher Burgstall) ausmachen]


[Bild: Großglockner (3798 m.) im Zoom vom Großen Bärenkopf (3396 m.) - Im Gegensatz zum Glockner werden die nordwestlich (rechts im Bild) gelegenen Trabanten namens Glocknerhorn (3680 m.), Teufelshorn (3677 m.) und Glocknerwand (3721 m.) nur relativ selten bestiegen. Die meisten Alpinisten besteigen diese exklusiven Gipfel (wenn) im Rahmen einer großzügigen Gesamtüberschreitung zum Großglockner hin. Für diese wilde Unternehmung, die im Hinblick auf ihre Länge und Gesamtanforderungen (Kletterei bis IV und extreme Ausgesetztheit) zu den schwierigsten klassischen Grattouren der Ostalpen zählt, sollte man schon ein sehr fähiger Alpinist sein. Der Normalanstieg auf den Großglockner via Erzherzog-Johann-Hütte (II und Firn bis max. 45° Grad) ist dagegen vergleichsweise einfach]


[Bild: Der Große Bärenkopf (3396 m.) zählt aufgrund seiner zentralen Lage inmitten der Glocknergruppe und umgeben von (noch) weiten Gletscherflächen wie dem Nördlichen Bockkarkees zu den großartigsten Aussichtspunkten weit und breit. Entgegen der unsicheren Wetterprognose ist uns der Gipfelaufenthalt glücklicherweise bei allerbestem Wetter und klarer Fernsicht vergönnt. Da uns nun eine (im Vergleich zur Nordflanke) geradezu vergnügte und technisch unschwierige Gratüberschreitung zur Oberwalderhütte (via Mittlerer Bärenkopf und Keilscharte) bevorsteht, sind wir in Hochstimmung! Das Leben ist schön]


[Bild: Auf dem Gipfel des Großen Bärenkopfes (3396 m.) im Herzen der Hohen Tauern mit Blick zum Großglockner]


[Bild: Abstieg vom Hauptgipfel des Großen Bärenkopfes (3396 m.) zum nur wenig selbstständigen Westgipfel (3353 m.) - In der Bildmitte zeigt sich der zu erreichende, markante Einschnitt der Keilscharte (3180 m.) mit dem darüber aufragenden Mittleren Bärenkopf (3359 m.) schräg links darüber. Der Westgrat ist technisch unschwierig (max. I) und genussvoll zu begehen, während in der Ferne der Großvenediger (3657 m.) herübergrüßt]


[Bild: Beim Abstieg vom Großen Bärenkopf zur Keilscharte. Da die Route (landschaftlich äußerst ästhetisch) direkt über dem Nördlichen Bockkarkees (links) und dem Östlichen sowie Westlichen Bärenkopfkees entlang führt, müssen wir in regelmäßigen Abstanden unweigerlich innehalten und die (wirklich) grandiose Aussicht genießen. Speziell aufgrund des relativ gutmütigen, ungefährlichen Terrains handelt es sich hierbei mittlerweile um eine Genusstour par excellence]


[Bild: Im Bereich der Keilscharte gilt es zunächst eine unscheinbare, namenlose Erhebung (ca. 3218 m.) zu überschreiten, bevor dahinter dann der Anstieg zum Mittleren Bärenkopf (3359 m.) erfolgt. Bei der Keilscharte handelt es sich um einen der wichtigsten Übergänge in der Glocknergruppe. Wer es von der Oberwalderhütte zum Heinrich-Schwaiger-Haus (und umgekehrt) auf einigermaßen direktem Wege schaffen will, hat im Grunde genommen nur diese hochalpine Option]


[Bild: Blick beim Aufstieg von der Keilscharte (3180 m.) zum Mittleren Bärenkopf (3359 m.) zurück zum Großen Bärenkopf (3396 m.) - Noch vor einigen Jahren im Bereich der Keilscharte vergletschert, ist die Überschreitung von der Hohen Dock zum Mittleren Bärenkopf längst eine rein felsige Angelegenheit. Noch strecken sich Gletscher wie das Nördliche Bockkarkees (rechts) zwar nach Kräften die Flanken empor, ihre Zeiten sind aufgrund des Klimawandels langfristig aber leider gezählt]


[Bild: Der nur etwa 170 Hm umfassende Aufstieg von der Keilscharte zum Mittleren Bärenkopf führt über einen mäßig steilen Schutt- und Geröllhang, der (technisch vollkommen unschwierig) in zahlreichen Kehren überwunden wird. Dabei bleibt regelmäßig Zeit, um im Rückblick den Großen Bärenkopf (3396 m.) sowie (links im Hintergrund) Klockerin (3422 m.) und Großes Wiesbachhorn (3564 m.) zu bewundern - Hochalpines, aber zugleich moderates Terrain]


[Bild: Atemberaubende Aussicht beim Anstieg zum Mittleren Bärenkopf über das Westliche Bärenkopfkees zum Stausee Mooserboden. Deutlich ist die gewaltige Staumauer mit dem dahinter liegenden Stausee Wasserfallboden zu erkennen, während links das elegante Kitzsteinhorn (3203 m.) keck in den (zunehmend wolkiger werdenden) Himmel ragt]


[Bild: Am Nordgipfel des Mittleren Bärenkopfes (3358 m.) angekommen, zeigt sich erstmals die (für Ostalpenverhältnisse) schier endlose Eismasse des Pasterzenbodens in ihrer ganzen Pracht. Mittig im Hintergrund ist mit dem Johannisberg (3453 m.) eines der beliebtesten klassischen Hochtourenziele der Glocknergruppe erkennbar. Rechts präsentiert sich dagegen die (von hier relativ unscheinbare) Hohe Riffl (3338 m.) als eines der Nährgebiete dieser (noch) gewaltigen Eisfläche]


[Bild: Hocheiser (3206 m.) und Kitzsteinhorn (3203 m.) vom Nordgipfel des Mittleren Bärenkopfes (3358 m.) aus gesehen. Im Gegensatz zum Kitzsteinhorn, welches durch eine ab Kaprun verkehrende Seilbahn touristisch intensiv erschlossen ist, muss man sich den Hocheiser (ab dem Stausee Mooserboden) selbst erarbeiten. Entsprechend ruhiger geht es an diesem stolzen 3000er zu, zumal das östlich direkt gegenüber aufragende Große Wiesbachhorn den Großteil der Bergsteiger magisch anzieht. Speziell im Winter stellt der Hocheiser dagegen (z. B. ab Rudolfshütte) ein spannendes Skitourenziel dar, für das allerdings sehr sichere Lawinenverhältnisse herrschen müssen]


[Bild: Nach einer nur kurzen Pause auf dem Nordgipfel machen wir uns schließlich auf zum 1 Meter höheren Südgipfel des Mittleren Bärenkopfes (3359 m.) - Von dem links erkennbaren de facto Hauptgipfel hoffen wir nämlich eine noch etwas bessere Aussicht über den Pasterzenboden zu haben. Und auch der fantastische Großglockner (3798 m.) wird uns von dort aus noch etwas näher sein. Der Übergang ist technisch unschwierig und in wenigen Minuten geschafft, wobei wir uns bei der kurzen Firnpassage (links) zumindest kurzzeitig etwas konzentrieren müssen, da es linkerhand steil zum Nördlichen Bockkarkees hinabgeht]


[Bild: Vom Mittleren Bärenkopf (3359 m.) aus zeigt sich (fast) das gesamte Ausmaß der schroffen Gratüberschreitung von der Hohen Dock (3348 m.) her. Technisch nicht allzu schwierig, richtet sich die Tour dennoch nur an absolut trittsichere, schwindelfreie und alpin erfahrene Bergsteigerinnen und Bergsteiger! Bei einem Wettersturz gibt es keine gletscherfreien Notabstiege. Entsprechend defensiv und zügig sollte man bei unsicherer Wetterlage unterwegs sein]


[Bild: Unterwegs auf dem Gipfelgrat des Mittleren Bärenkopfes (3359 m.) - Diesen wirklich grandiosen Aussichtspunkt kann man am schnellsten und einfachsten von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (via Oberwalderhütte) erreichen. Die nur sehr kurze Gletscherpassage westlich der Bockkarscharte (und südlich des Eiswandbichl) ist meist harmlos, praktisch spaltenlos und dürfte in wenigen Jahren sogar ganz verschwunden sein. Mangels allzu kritischer Passagen bleibt also umso mehr Zeit, Großglockner (3798 m.) und Pasterzenboden zu bewundern]


[Bild: Ausblick vom Mittleren Bärenkopf (3359 m.) über den Pasterzenboden. Im Hintergrund präsentieren sich (von links nach rechts) die höchsten Berge bzw. Gipfel der Glocknergruppe: Großglockner (3798 m.), Glocknerhorn (3680 m.), Teufelshorn (3677 m.), Glocknerwand (3721 m.), Teufelskamp (3511 m.), Romariswandkopf (3511 m.), Schneewinkelkopf (3476 m.) und Johannisberg (3453 m.) - Nur in den Ötztaler Alpen ragen die österreichischen Zentralalpen in vergleichbare Höhen, was sich auch in der (noch) gewaltigen Ausdehnung des (Oberen) Pasterzenbodens ausdrückt]


[Bild: Faszinierender Ausblick vom Mittleren Bärenkopf (3359 m.) über den Pasterzenboden. Während man den (in der Bildmitte ersichtlichen) Vorderen Bärenkopf (3249 m.) wohl mittlerweile weitgehend gletscherfrei besteigen kann, bleiben Johannisberg (3453 m.) und Hohe Riffl (3338 m.) klassische, moderate Hochtourenziele von der Oberwalderhütte (bzw. alternativ der Rudolfshütte) aus]


[Bild: Beim Abstieg vom Mittleren Bärenkopf zur Oberwalderhütte begleitet uns rechterhand das vermeintlich endlose Gletschermeer des (Oberen) Pasterzenbodens. Bei dem (dann doch) vergleichsweise guten Wetter heute sind wieder zahlreiche Seilschaften auf dem Gletscher unterwegs. Fast alle haben bzw. hatten entweder den Johannisberg, die Hohe Riffl oder die Rudolfshütte als Ziel. Alternativ bieten sich die äußerst unkompliziert und schnell erreichbaren Spaltenzonen des Pasterzenbodens auch ideal für Spaltenbergungsübungen an]


[Bild: Der imposante Großglockner (3798 m.) dominiert beim Abstieg vom Mittleren Bärenkopf (3359 m.) zur Oberwalderhütte (2973 m.) die Szenerie. Während wir dem angenehm sanft abfallenden Südkamm des Bärenkopfes entspannt Richtung Hütte folgen, lassen wir den Blick über die einschüchternden Nordabstürze des höchsten Berges von Österreich schweifen. Wer genau hinschaut, kann auf dem von der Glocknerwand talwärts führenden Felskamm eventuell das Glockner-Biwak (3205 m.) ausmachen]


[Bild: Ausblick von der Oberwalderhütte über den zwischen Hohem und Mittlerem Burgstall (links) gelegenen Seitenarm der Pasterze in Richtung Johannisberg (3453 m.) - Noch vor Mittag haben wir es zu unserem heutigen Tagesziel geschafft, ein Gewitter wird uns heute also definitiv nicht mehr erwischen. Und so wird uns ungewohnt viel Zeit bleiben, um die Hüttenumgebung zu erkunden, die Sonne zu genießen und Fotos von den prächtigen Gletscherwelten um uns herum zu machen. Auch mal eine ganz angenehme Vorstellung!]


[Bild: Der (noch) von Pasterze, Hufeisenbruch und Pasterzenboden eingerahmte Mittlere Burgstall (2933 m.) dürfte wohl zu den exklusivsten Aussichtspunkten im Umkreis zählen. Fast so hoch wie die Zugspitze oder der Hochkönig, ist er im Angesicht des alles dominierenden Großglockners (3798 m.) doch nur ein unbedeutender Zwerg]


[Bild: Mit ca. 105 Schlafplätzen (zzgl. Winterraum und Notlagern) und einer wahrlich spektakulären Lage ausgestattet bzw. gesegnet, gehört die traditionsreiche, urige Oberwalderhütte (2973 m.) zu den wichtigsten Schutzhütten der Glocknergruppe und der Hohen Tauern. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts stellt sie, oberhalb der majestätischen Pasterze gelegen, ein wichtiges Refugium für Hochtouristen dar, die die zentralen 3000er Glocknergruppe besteigen wollen. Nachdem die Oberwalderhütte noch vor einigen Jahren (von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe aus) nur über das spaltenreiche Südliche Bockkarkees erreichbar war, ist der Gletscher mittlerweile so weit abgeschmolzen, dass keine Hochtourenausrüstung mehr notwendig ist. Die (Stand 2024) kurze Gletscherpassage, die es nur mehr zu bewältigen gilt, ist harmlos und dürfte sehr bald auch komplett abgeschmolzen sein. Es ist daher anzunehmen, dass sich das Publikum der Oberwalderhütte (klimawandelbedingt) zunehmend wandeln wird. Zwar werden auch noch in den kommenden Jahrzehnten Hochtouristen von der Hütte aus in Richtung Johannisberg und Hohe Riffl aufbrechen (dafür ist der Pasterzenboden dann doch zu massereich), allerdings wird die Hütte wohl auch immer mehr für „normale“ Bergsteiger und Wanderer attraktiv werden, stellt z. B. der Mittlere Bärenkopf doch ein hochgradig attraktives (und zugleich sehr leicht erreichbares) 3000er-Tourenziel dar]


[Bild: Großglockner (3798 m.) im Zoom von der Oberwalderhütte (2973 m.) aus gesehen. Deutlich ist die markante, vom zerklüfteten Glocknerkees zur Oberen Glocknerscharte führende Pallavicinirinne (Fels bis III und Eis 55-60° Grad) zu erkennen. Aufgrund von exzessivem Steinschlag wird die Rinne im Hochsommer bzw. bei starker Ausaperung kaum mehr begangen, die meisten Alpinisten durchsteigen diese legendäre Führe heutzutage (wenn) eher im Frühjahr, wenn noch genug (aber nicht zu viel!) Schnee in der Rinne liegt. Schon der Zustieg zum Ausgangspunkt (Glockner-Biwak) ist allerdings bereits ein Abenteuer für sich, das sich nur sehr (!) fähige Alpinisten vornehmen sollten]


[Bild: Johannisberg (3453 m.) im Zoom von der Oberwalderhütte aus gesehen. Zahlreiche Anstiege (unterschiedlicher Steilheit und Schwierigkeit) führen via Pasterzenboden auf diesen beliebten 3000er, wodurch er auch für Anfänger bzw. Hochtouren-Novizen ein realistisches und sehr lohnendes Ziel darstellt. Wer sich bei stabilem, klarem Wetter im warmen Morgenlicht von der Oberwalderhütte aus auf den Weg in Richtung Obere Ödenwinkelscharte macht, den Johannisberg als Ziel, ist wahrlich zu beneiden]


[Bild: Östlich der Oberwalderhütte ragt, vom Hohen Burgstall durch das Südliche Bockkarkees abgetrennt, die formschöne Felspyramide des Fuscherkarkopfes (3331 m.) in den Himmel. Der links im Profil ersichtliche, steile Nordwestgrat (II/II+) stellt ein sehr lohnendes Tourenziel ab der Oberwalderhütte dar, zumal bei erfolgreicher Besteigung über den relativ einfachen Südwestgrat (Normalweg) abgestiegen und anschließend die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe angesteuert werden kann]


[Bild: Trotz massiv abgeschmolzener Gletscher gehört die wilde Umgebung der Oberwalderhütte nach wie vor zum Imposantesten, was die Ostalpen zu bieten haben. Speziell Großglockner (3798 m.) und Glocknerwand (3721 m.) müssen sich (nicht nur aufgrund ihrer enormen Höhe) auch vor den großen Bergen bzw. Hörnern der Westalpen nicht verstecken]


[Bild: Tiefblick von der Oberwalderhütte zum Südlichen Bockkarkees. Dieser Gletscher stellt (in Verbindung mit der Bockkarscharte und dem dahinter liegenden Nördlichen Bockkarkees) die schnellste Möglichkeit dar, um von hier zur Schwarzenberghütte (und ggf. weiter nach Ferleiten) zu gelangen. Auch beim regelmäßig durchgeführten Übergang zum Heinrich-Schwaiger-Haus via Keilscharte spielt der Gletscher eine wichtige Rolle. Östlich wird das Südliche Bockkarkees indes vom unscheinbaren Breitkopf (3154 m.) flankiert, welcher in der Regel links liegen gelassen wird]


[Bild: Wohl nur wenige Berge im Umkreis bieten eine so spektakuläre Vis-à-vis-Aussichtsloge auf den Großglockner wie der elegante Fuscherkarkopf (3331 m.) - Eines Tages werde ich mir diesen stolzen 3000er definitiv vornehmen und nachprüfen, ob die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt sind. Interessant (bzw. eher traurig) wird anzusehen sein, wie viel weiter das Südliche Bockkarkees dann abgeschmolzen sein wird. Schon heutzutage ist der Zugang zur Fuscherkarscharte (links im Bild) deutlich komplizierter, da das Abschmelzen des Südlichen Bockkarkees immer mehr unangenehmes Platten- und Schiefergelände hervorbringt, das z. T. aufwendig versichert werden muss]


[Bild: Morgenstimmung bei der Oberwalderhütte - Solche erhabenen Momente beantworten im Grunde automatisch die Frage, warum Menschen in die Berge gehen. Großglockner (3798 m.), Glocknerwand (3721 m.) und Pasterze im Morgenlicht sind wohl der absolute Inbegriff landschaftlicher Ästhetik]


[Bild: Noch ist keine Seilschaft auf dem majestätischen Pasterzenboden unterwegs, doch schon bald werden wieder zahlreiche motivierte Hochtouristen gen Johannisberg (3453 m.) pilgern. Hoffentlich haben sie die (ab dem späten Vormittag vorhandene) akute Unwettergefahr des heutigen Tages im Hinterkopf. Der gar ruhige Eindruck so kurz nach Sonnenaufgang täuscht nämlich potentiell! Da es für uns heute nach dem Frühstück allerdings nur mehr bergab zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe geht, sind wir tiefenentspannt und können so das Naturschauspiel in aller Ruhe genießen]


[Bild: Der Großglockner (3798 m.) im dezent-rötlichen Morgenlicht. Aufgrund der ziemlich unsicheren Wetterprognose haben sich bereits zahlreiche Seilschaften von der hochgelegenen Erzherzog-Johann-Hütte (3454 m.) frühzeitig auf den Weg zum Gipfel gemacht, in der Hoffnung, das höchstgelegene Gipfelkreuz Österreichs noch vor der Bildung von Quellwolken zu erreichen. Wer sich dagegen von einem tiefergelegenen Ausgangspunkt wie der Stüdlhütte oder der Salmhütte aus auf den Weg machen muss, wird heute wohl leider schlechte Karten haben]


[Bild: Ausblick von der Oberwalderhütte (2973 m.) zum Großglockner um kurz nach 6 Uhr morgens. Dass der höchste Berg Österreichs auch heute wieder zahlreichen Besuch erhalten wird, ist klar. Ob dagegen all die Trabanten zwischen ihm und dem Johannisberg heute einen Menschen sehen werden, darf (nicht zuletzt aufgrund der Gewittergefahr) massiv bezweifelt werden. Bei schlechtem Wetter sind entlegene Gipfel wie die Glocknerwand (3721 m.) nämlich ein Ort zum Fürchten!]


[Bild: Dass der Großglockner (3798 m.) so hoch aufragt, hat er seiner besonderen geologischen Zusammensetzung zu verdanken. Eine besonders widerstandsfähige Kombination aus Prasinit (früher Grünstein genannt) und Chloritschiefer bildet den schroffen Gipfelaufbau und verhindert (im Gegensatz zu so mancher Glimmerschiefer-Ruine in der Umgebung) die allzu rasche Abtragung. Wer genau hinschaut, kann die unterschiedlichen Gesteine, die den Berg (oberhalb des Glocknerkees) bänderartig durchziehen, erkennen]


[Bild: Großglockner (3798 m.) im Zoom von der Oberwalderhütte - Nachdem wir uns ausgiebig am höchsten Berg Österreichs sattgesehen haben, machen wir uns schließlich am frühen Vormittag an den Abstieg zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Unseren ursprünglichen Plan, von dort noch via Untere Pfandlscharte bis zum Ausgangspunkt (Ferleiten) zurück zu wandern, haben wir angesichts der Gewittergefahr verworfen. Wir spekulieren darauf, dass uns jemand ab der KFJH mitnehmen wird]


[Bild: Rückblick vom Südlichen Bockkarkees zum Hohen Burgstall, auf dem sich die Oberwalderhütte befindet. Um von der Hütte auf den Gamsgrubenweg (Verbindungsweg zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe) zu gelangen, muss man vom Burgstall eine etwa 200 Meter hohe Felsstufe (Kraxelei bis I und Drahtseile A/B) absteigen. Anschließend wird das völlig harmlose südliche Ende des Gletschers gequert, wobei Hochtourenausrüstung hier absolut nicht notwendig ist. In wenigen Jahren dürfte der An- bzw. Abstieg zur/von (der) Oberwalderhütte komplett gletscherfrei sein]


[Bild: Auf dem Weg zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe - Der Gamsgrubenweg führt dabei primär über die Südwestflanken von Fuscherkarkopf, Freiwandkasten und Freiwandgrat hinweg, wobei das Ganze ab einem bestimmten Punkt (aufgrund des fahrbahnartig ausgebauten Weges) in erster Linie ein entspanntes Schaulaufen hoch über der Pasterze ist. Interessanterweise gibt es in diesem Gebiet (annähernd) zahme Murmeltiere, welche sich von den zahlreichen Wanderern (aufgrund entsprechender Gewöhnung) nicht stören (und z. T. sogar füttern) lassen. Wie man das findet, ist jedem selbst überlassen]


[Bild: Während wir zügigen Schrittes der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe entgegenschreiten, werden die Wolken über dem Großglockner (3798 m.) immer dichter und dunkler. Es ist absehbar, dass es innerhalb der nächsten 1-2 Stunden zu einem Wetterumschwung kommen wird. Hoffentlich sind die meisten Bergsteiger mittlerweile wieder vom Gipfelgrat herunter]


[Bild: Kurz vor der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe fällt der Blick noch einmal in die Tiefe und zu den traurigen Resten der einst stolzen Pasterze. Auch wenn es sich immer noch um einen (für Ostalpenverhältnisse) gewaltigen Gletscher handelt, ist es doch kein Vergleich zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als man von hier noch praktisch ohne großen Höhenverlust zum Glocknermassiv herüberqueren konnte. Es ist kaum vorstellbar, dass noch vor einigen Jahrzehnten einer der Normalanstiege zum Großglockner über die Pasterze und das Hofmannkees (der steile Gletscher schräg links vom Glockner) führte. Diese Route wird heutzutage aufgrund der Ausaperung in der Regel weiträumig gemieden. Indes schaffen wir es schließlich problemlos zur KFJH und werden dort sogar direkt von einem supernetten tschechischen Bergführer bis nach Ferleiten mitgenommen. Unser dreitägiges Bergabenteuer in der Glocknergruppe ist fast perfekt verlaufen, nur die Besteigung der Klockerin war (aus taktischen Überlegungen) diesmal nicht drin. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau. Es war schön, nach langen 6 Jahren endlich wieder in der grandiosen Glocknergruppe unterwegs zu sein und ich bin mir sicher, dass es bis zur nächsten Tour in dieser höchsten Gebirgsgruppe Österreichs nicht wieder so lange dauern wird...]



Dremelspitze (2733 m.)


20. Juli 2024


[Bild: Schon früh ist die gewaltige Dremelspitze (2733 m.) beim Anmarsch von Boden (Gemeinde Pfafflar) durch den Angerleboden zu erkennen. Das erste Etappenziel ist zunächst die markant auf einem Sporn oberhalb des Talbodens gelegene Hanauer Hütte (1922 m.) - Wer genau hinschaut, kann die Hütte bereits erkennen]


[Bild: Dremelspitze (2733 m.) von Nordosten von der Parzinnalpe aus gesehen - Einem „mittelalterlichen Dom“ gleich (Zitat: Dieter Seibert, Alpenvereinsführer Lechtaler Alpen), dominiert die (an die großen Berge der Dolomiten erinnernde) Dremelspitze die zentrale Parzinngruppe, an Höhe nur von der Großen Schlenkerspitze übertroffen. Wer diesen stolzen Lechtaler angehen will, muss die (rechts im Bild erkennbare) Westliche Dremelscharte (2434 m.) ansteuern. Sie ist der Ausgangspunkt für die Normalroute und zugleich auch eine der zahlreichen Übergangsmöglichkeiten zur Steinseehütte]


[Bild: Von der Hanauer Hütte aus folge ich einem angenehm zu begehenden Steig durch die herrlich grünen Matten der Parzinnalpe in südliche Richtung, Dremelspitze (2733 m.) und Schneekarlespitze (2641 m.) dabei stets vor Augen. Es ist faszinierend, in einem Gebiet der Nördlichen Kalkalpen unterwegs zu sein, in dem praktisch keiner der Gipfel leicht „zu haben“ ist. Jeder Berg, ob nun Dremelspitze oder Parzinnspitze, Schlenkerspitze oder Bergwerkskopf, will hart erarbeitet (also in der Regel inkl. Kletterei bis max. III) werden]


[Bild: Die Dremelspitze (2733 m.) besteht wie fast alle Gipfel der Parzinngruppe aus Hauptdolomit und erscheint von Norden wie der Inbegriff einer wildgezackten Felspyramide. Dass der Eindruck jedoch aufgrund der fehlenden Tiefeninformation täuscht und das Massiv stattdessen aus einem wilden Mix aus Schluchten, Felstürmen, Pfeilern, Rippen, Graten und Rinnen besteht, wird bei zunehmender Annäherung immer klarer]


[Bild: Die Große Schlenkerspitze (2827 m.) ist die unangefochtene Königin der östlichen Lechtaler Alpen und der Hauptgipfel der Parzinngruppe. Die leichteste Möglichkeit, diesem gewaltigen Felsmassiv aufs zerklüftete Haupt zu steigen, ist die Route vom Galtseitejoch über den Nordgrat (Stelle II+, sonst I-II) - Alternativ kann man sich dem Gipfelaufbau wohl auch via Brunnkarjöchl nähern. Alle anderen Routen (z. B. der Westanstieg zum Hauptgipfel oder die NW-Flanke) haben nur mehr historischen Wert. Das Gestein ist überwiegend bröselig und praktisch alle Felsbänder, Rinnen und Schluchten sind mit Geröll und Schutt bedeckt. Hier hält man sich besser an den „Normalweg“ via Galtseitejoch, wenn einem sein Leben lieb ist]


[Bild: Alpenvereinsführer-Ikone Dieter Seibert beschreibt die Dremelspitze als einen „der schönsten Felsberge der Nördlichen Kalkalpen“. Angesichts der wilden Zerrissenheit des Berges, die ich so nördlich von Inn und Salzach bisher nur rund um das Wimbachtal sowie (teilweise) in der Hornbachkette (Allgäuer Alpen) erlebt habe, eine Aussage, die ich durchaus unterschreiben würde]


[Bild: Blick beim Aufstieg zur Westlichen Dremelscharte zurück zur Parzinnalpe. Links ragt stolz der Namensgeber der regionalen Untergruppe, die Parzinnspitze (2613 m.) in den Himmel. Mittig im Hintergrund grüßt indes die mächtige Kogelseespitze (2647 m.) herüber, welche via Südostrücken vergleichsweise einfach (ohne Kletterei!) bestiegen werden kann. Man könnte sich leicht eine Woche in der Hanauer Hütte einquartieren und jeden Tag eine andere großzügige Tour gehen]


[Bild: Beim Aufstieg von der Hanauer Hütte zur Westlichen Dremelscharte müssen (im oberen Abschnitt) einige steile Geröllflanken bewältigt werden. Zudem erschweren häufig bis weit in den Juli hinein Altschneefelder das Vorankommen. Auch wer „nur“ den Übergang zur Steinseehütte vorhat, sollte in jedem Fall über Trittsicherheit und (je nach Verhältnissen) Leichtsteigeisen (Grödel) verfügen]


[Bild: Beim Aufstieg von der Westlichen Dremelscharte (Ausgangspunkt) zur Dremelspitze - Die Route ist durchgehend (und sehr gut) markiert, allerdings sollte dies nicht über den anhaltend hohen technisch-psychischen Anspruch hinwegtäuschen. Absturzgelände ist fast durchweg gegeben, ebenso wie Kraxelei im Schwierigkeitsgrad I-II. Viele ausgesetzte Stellen im Schwierigkeitsgrad II erfordern sehr sicheres Klettern (im Auf- und Abstieg!) - An mehreren Stellen wird zudem der Schwierigkeitsgrad II+ erreicht. All das in Verbindung mit sehr steilen, bröseligen und abweisenden Schrofen, in denen man extrem auf Steinschlag achten muss, ergibt eine sehr ernste Tour, der man gewachsen sein muss. Tipp: Wer bereits in der ersten kaminartigen Rinne (II-) und/oder dem anschließenden senkrechten Steilaufschwung (II) Probleme hat, sollte hier definitiv umkehren. Es wird nämlich nicht leichter]


[Bild: Atemberaubende Felsszenerie beim Aufstieg zur Dremelspitze! Wer sich die Schneekarlespitze (2641 m.) vorgenommen hat, sollte sich auf anhaltendes Klettergelände II-III (inkl. sehr steiler, brüchigster Schrofen!) einstellen. Dass man (im Gegensatz zur Dremelspitze) auf keinerlei Markierungen und größere Begehungsspuren bauen sollte, versteht sich von selbst. Die Erstbesteigung dieser gruseligen Felsruine erfolgte erst 1896 (!) - Na, wer traut sich?]


[Bild: Unübersichtliches, wildes Felsgelände beim Aufstieg zur Dremelspitze. Die üppigen Markierungen (ganz unten sind welche erkennbar) reduzieren den orientierungstechnischen Anspruch zwar auf ein Minimum, allerdings bleibt der rein klettertechnische Anspruch (allein schon aufgrund der nicht vorhandenen Seilsicherung) durchgehend hoch. Einen Fehler kann man sich an der Dremelspitze nicht erlauben]


[Bild: Durch ein Labyrinth aus Schluchten, Bändern, Felsrippen, Rinnen und Steilstufen geht es (konsequent steil) in die Höhe, wobei immer wieder sehr ausgesetzte Stellen im Schwierigkeitsgrad II-II+ bewältigt werden müssen. Für die ca. 300 Hm ab Westlicher Dremelscharte (bis Gipfel) sollte man etwa 75-90 Minuten Zeit einplanen. Kurz vor dem Gipfel gilt es schließlich, einer der Schlüsselstellen im Schwierigkeitsgrad II+ zu bewältigen, einen glatten und etwas trittarmen Kamin mit verkeilter Platte als Henkelgriff. Im Aufstieg relativ unkompliziert, ist dies wohl v. a. im Abstieg vergleichsweise unangenehm. Tipp: Wer einigermaßen klein und schmal ist, kann sich (Rucksack vorher abnehmen!) neben dem Kamin durch ein schmales Felsenloch zwängen und so die Kletterstelle umgehen]


[Bild: Ausblick von der Dremelspitze (2733 m.) über die weit entfernt wirkenden grünen Matten der Parzinnalpe zur gleichnamigen Parzinnspitze (2613 m.) und zur etwas behäbigen Kogelseespitze (2647 m.) rechts daneben. Ganz links präsentiert sich stolz die abweisende Schneekarlespitze (2641 m.) mit der Steinkarspitze (2650 m.) unmittelbar dahinter]


[Bild: Tiefblick von der Dremelspitze (2733 m.) in das weite Kar, das beim Übergang von der Hanauer Hütte zur Steinseehütte via Östliche (Vordere) Dremelscharte (2470 m.) durchquert wird. Links (in den Wolken) grüßt die lokale Herrscherin, die Große Schlenkerspitze (2827 m.) herüber, während der kilometerlange Verbindungsgrat zwischen ihr und der Hanauerspitze (2553 m.) ganz rechts als Inbegriff von so gut wie nie betretenem Niemandsland ein absolutes Schattendasein fristet]


[Bild: Der südöstlich gegenüber der Dremelspitze aufragende Bergwerkskopf (2728 m.) zählt zu den schönsten Berggestalten der Lechtaler Alpen. Obwohl er optisch ansprechend und prominent direkt über dem Steinsee aufragt und im Sommer (fast) täglich Heerscharen an Wanderern und Bergsteigern von der Hanauer Hütte zur Steinseehütte (sowie vice versa) unterwegs sind, erhält er nur wenig Besuch. Wer eine Besteigung in Betracht zieht, wird sich mit relativ knackigen Schwierigkeiten (Stellen III-, sonst I-II und viel Bruch) konfrontiert sehen. Jedoch kann man sich im Fall einer erfolgreichen Besteigung eine echte „Trophäe“ ins Tourenbuch schreiben. Für jeden bergsteigerischen Lechtal-Liebhaber eine wahre Traumtour!]


[Bild: Blick von der Dremelspitze (2733 m.) nach Südwesten zum höchsten Berg der gesamten Lechtaler Alpen (links im Hintergrund), zur Parseierspitze (3036 m.) - Das herrlich grüne Hochkar links („Oberes Gebäud“) vermittelt indes den landschaftlich grandiosen Übergang von der Steinseehütte zum Württemberger Haus (und umgekehrt). Die Lechtaler Alpen gehören wohl zu den Gebirgsregionen der Ostalpen, die sich mit am besten für mehrtägige Hüttentouren eignen]


[Bild: Auf dem Gipfel der Dremelspitze (2733 m.) im Herzen der Parzinngruppe in den Lechtaler Alpen - Zu lange war ich nicht mehr in dieser Perle der Nördlichen Kalkalpen (wenn nicht gar der Ostalpen) unterwegs. Nach der heutigen Tour habe ich mir fest vorgenommen, in den kommenden Jahren wieder verstärkt Touren zwischen Arlberg und Plansee zu unternehmen. Die Auswahl an landschaftlich unvergesslichen Bergabenteuern in den Lechtalern ist nämlich schier grenzenlos]


[Bild: Wieder zurück in der Westlichen (Vorderen) Dremelscharte (2434 m.) - Beim Blick zurück zur Dremelspitze (2733 m.) kann man sich kaum vorstellen, dass (unterstützt durch Markierungen, andernfalls müsste man sich aufgrund der extrem verwickelten Route und zwangsläufiger Verhauer wohl auf den Grad III-V einstellen) eine Kletterroute nicht schwieriger als II+ durch dieses Felslabyrinth empor führt. Großes (!) Kompliment an die Erstbesteiger Otto Ampferer und Wilhelm Hammer (der Name war Programm), die 1896 (alpinhistorisch sehr spät für eine Erstbesteigung) erstmals auf der Dremelspitze standen. Das waren damals schon wilde Hunde...]


[Bild: Tiefblick von der Westlichen Dremelscharte (2434 m.) zum Steinsee (2222 m.) mit dem imposanten Bergwerkskopf (2728 m.) schräg links dahinter. Auch wenn ich nur zu gerne von hier zur Steinseehütte absteigen würde (um tagsdarauf zum Beispiel den Bergwerkskopf oder die Parzinnspitze in Angriff zu nehmen), so muss ich doch heute wieder bis ins Tal (Boden) absteigen und nach Hause fahren. Für mich wird es heute also auf dem Aufstiegswerk via Hanauer Hütte wieder retour gehen]


[Bild: Beim Abstieg von der Westlichen Dremelscharte zur Parzinnalpe (rechts). Links präsentiert sich mit der wuchtigen Parzinnspitze (2613 m.) ein weiterer äußerst lohnender Gipfel (einige Stellen II, sonst I), der dem Gebiet sogar seinen Namen gegeben hat. Die Parzinnspitze lässt sich ideal mit der Steinkarspitze (2650 m.) oder auch der (mittig im Hintergrund erkennbaren) Kogelseespitze (2647 m.) kombinieren. Glücklich ist derjenige, der sich (bei gutem Wetter) ein paar Tage rund um Hanauer Hütte und/oder Steinseehütte „austoben“ kann]


[Bild: Beim Abstieg von der Westlichen Dremelscharte zurück zur Hanauer Hütte beeindruckt die Große Schlenkerspitze (2827 m.) in all ihrer abweisenden Imposanz. Auch diesen absoluten Hauptgipfel der östlichen Lechtaler Alpen werde ich eines Tages besteigen, daran besteht für mich kein Zweifel. Technisch auf dem Papier ähnlich schwierig wie die Dremelspitze, dürfte die Schlenkerspitze aufgrund des Fehlens von Markierungen orientierungstechnisch vermutlich deutlich anspruchsvoller sein. Einem am Gipfel der Dremelspitze getroffenen (und alpinistisch unfassbar starken) Bergsteiger zufolge sei die Kletterei an der Dremelspitze indes „tausendmal ernsthafter“. Na ja, es ist wie so häufig wohl auch hier eine Geschmacksfrage...]


[Bild: Ein letzter demütiger Blick zurück zur Dremelspitze (2733 m.), bevor es zielstrebig zurück zur Hanauer Hütte und zu einem großen Spezi (!) geht. Touren wie die heutige geben mir letztlich wohl am ehesten das Gefühl ein „echter“ Bergsteiger zu sein. Ich werde vermutlich niemals ein Kletterer sein, der im Grad V und aufwärts überhängende Wände durchsteigt, aber das ist ok. Solange ich in der Lage bin, bis zum Grad IV (im Aufstieg) und III (im Abstieg) sicher zu klettern, bin ich potentiell in der Lage 99 % der für mich interessanten Gipfel zu besteigen]


[Bild: Kurz bevor ich den Parkplatz in Boden (Gemeinde Pfafflar) erreiche, schickt die Dremelspitze (2733 m.) noch mal einen letzten Abschiedsgruß herüber. Das war eine sehr coole (aber für mich auch brettharte) Tour! Klettertechnisch war das für mich heute im Abstieg (ungesichert) zwar noch nicht das Maximum, aber doch fast. Da das Gelände an der Dremelspitze für eine Seilsicherung eher nicht geeignet ist (Steinschlag!), sollte hier jeder sehr sicher und souverän klettern können. Über in Summe ca. 2,5-3 Stunden (Auf- und Abstieg ab Westlicher Dremelscharte) muss hier jeder Griff und Tritt sitzen. „Kopfscheu“ zu werden, sollte man zwingend vermeiden. Und dass man die Tour KEINESFALLS bei schlechtem Wetter oder suboptimalen Verhältnissen (nasser Fels etc.) unternehmen sollte, versteht sich selbst. Ansonsten gilt: Wer einen wilden, ungemein formschönen Lechtaler Riesen besteigen und sich dabei wie ein Kletterer fühlen will, wird an der Dremelspitze seine schiere Freude haben]



Hochgall (3436 m.) - Nordwestgrat


14-15. Juli 2024


[Bild: Ausblick zur Durreckgruppe beim Aufstieg von Rein in Taufers zur Kasseler Hütte (Rifugio Roma). Links präsentiert sich stolz der namensgebende Hauptgipfel der schroffen Gebirgskette, das Durreck (3135 m.) - Der leichteste Anstieg auf diesen imposanten, im Italienischen „Cima Dura“ genannten Gipfel verläuft über den Südostrücken (II) und erfordert aufgrund des brüchigen Gesteins und der relativen Abgelegenheit viel alpine Erfahrung]


[Bild: Hochgall (3436 m.) von der Kasseler Hütte (2276 m.) aus gesehen - Auch wenn lediglich etwas weniger als 1200 Hm zwischen Hütte und Gipfelkreuz liegen, so scheint die höchste Spitze der Rieserfernergruppe doch unendlich weit weg. Den im Italienischen „Monte Collalto“ oder einfach nur „Collalto“ genannten Hochgall umgibt seit jeher eine besondere Aura und beim Anblick seiner einschüchternd steilen Grate und Flanken kann man sich kaum vorstellen, dass sich auch der versierte Normalbergsteiger diesem alpinistischen Traumziel (mit der entsprechenden Demut) nähern kann]


[Bild: Der Hochgall (3436 m.) zieht unweigerlich (fast) alle Blicke von der Kasseler Hütte auf sich. Auch wenn sich meist nur eine kleine Minderheit der Übernachtungsgäste diesen Koloss von Berg als Ziel vornimmt und sich die meisten Wanderer bzw. Bergsteiger stattdessen einfacheren (aber genauso lohnenden!) Touren wie dem Schneebiger Nock, dem Lenkstein oder dem Arthur-Hartdegen-Weg zuwenden, so kann sich doch keiner der fast schon hypnotischen Anziehungskraft des Collalto entziehen]


[Bild: Rein in Taufers (Italienisch: Riva di Tures) ist der Inbegriff eines von Bergen eingeschlossenen Bergdorfes! Durreckgruppe und Rieserfernergruppe tragen entscheidend zum spektakulären Ambiente der hochgelegenen, nur über eine steile Straße ab Sand in Taufers erreichbaren Südtiroler Ortschaft bei]


[Bild: Das Umfeld der Kasseler Hütte (2276 m.) mit dem Hochgall (3436 m.) als absolutem Blickfang lässt erahnen, warum die kleine Rieserfernergruppe, „eingequetscht“ zwischen Zillertaler Alpen, Venedigergruppe und Dolomiten, zu den absoluten Perlen der Ostalpen gehört... Wie gut, dass die Region in Form des Naturpark Rieserferner-Ahrn über einen einigermaßen soliden Schutzstatus verfügt]


[Bild: Hochgall (3436 m.) im Zoom von der Kasseler Hütte - Deutlich hebt sich in der Bildmitte das (von hier leicht pyramidenartig wirkende) Graue Nöckl (3084 m.) ab. Dieser unscheinbare Nebengipfel bildet den Beginn des imposanten Nordwestgrates, über den die klassische Normalroute (II+/II und B/K2) verläuft, welche in der alpinen Literatur mit PD+ bis AD- bewertet wird. Alle anderen Anstiege sind (zum Teil deutlich) schwieriger und auch objektiv gefährlicher]


[Bild: Der Hochgall (althochdeutsch für der „hohe glänzende Berg“) besteht aus erosionsbeständigem, gneisartigem Tonalit, was ihm seine enorme Höhe und Steilheit verleiht. Der Inbegriff von Steilheit war früher auch die Eisklettertour durch die Nordwand (hier im Bild), bis sie schließlich im Zuge von allgemeiner Ausaperung und dem Abschmelzen der Gletscher (vorsichtig ausgedrückt) unpopulär wurde. Heutzutage wird die Nordwand in der Regel weiträumig gemieden]


[Bild: Abendstimmung bei der Kasseler Hütte (2276 m.) inmitten der herrlichen Rieserfernergruppe - Wer weiß, welche heimlichen Boulder-Juwelen sich rund um Hochgall und Schneebiger Nock verstecken...?]


[Bild: Abendstimmung bei der Kasseler Hütte (2276 m.) mit Blick zum grandiosen Hochgall (3436 m.) - Ein wenig nervös bin ich schon, als ich mich (aufgrund eines geplanten frühen Aufbruchs morgen) vergleichsweise früh schlafen lege. Eine (von den bergsteigerischen Gesamtanforderungen her) so anspruchsvolle Tour habe ich alleine schon seit längerer Zeit nicht mehr absolviert. Ich bin gespannt, wie sich die Kletterei am steilen Nordwestgrat und die Routenfindung gestalten werden und hoffe, dass auch das Wetter einigermaßen mitspielen wird. Die entsprechende Vorhersage ist zwar grundsätzlich gut, aber schauerartige Unwetter ab dem mittleren bis späten Nachmittag sind in den westlichen Ostalpen zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen. Das sollte mich zeitlich-räumlich zwar vermutlich nicht tangieren, aber ich habe es in jedem Fall trotzdem im Hinterkopf. Mit das Schlimmste, was einem am (teilweise drahtseilversicherten) Hochgall Nordwestgrat nämlich passieren kann, ist ein Wettersturz. Es gibt keinerlei Notabstiege und bei nassem oder gar vereistem Fels ist man dort schnell in einer lebensgefährlichen Mausefalle... Hoffen wir mal nicht, dass es soweit kommt]


[Bild: Auf dem Weg zum Hochgall Nordwestgrat. Es gilt zunächst, dem Arthur-Hartdegen-Weg ein kurzes Stück (ca. 20 Minuten Gehzeit) bis zu einem markanten Bachlauf zu folgen. Dort angekommen, zweigt rechterhand der Zustieg zum Grauen Nöckl ab (nicht beschildert oder markiert!) - Im Folgenden geht es sanft ansteigend über grüne Matten, Gletscherschliffe und Blockwerk in südöstliche Richung bergauf, den markanten Wildgall dabei stets vor Augen]


[Bild: Herrliche Hochgebirgswildnis im Herzen der Rieserfernergruppe - Auch wer nicht eine Besteigung von Hochgall (oder gar Wildgall!) ins Auge gefasst hat, wird an einer Erkundung des weitläufigen Hochkares zwischen Hochgall und Magerstein seine schiere Freude haben. Da der Übergang von der Kasseler Hütte nach Antholz (via Antholzer Scharte) ein paar hundert Hm Luftlinie weiter westlich verläuft, ist man hier (abgesehen von allfälligen Hochgall-Aspirantinnen) in der Regel ganz alleine für sich]


[Bild: Mit zunehmender Höhe wird (im Angesicht von Hochgall und Wildgall) das Terrain immer rauer, felsiger und alpiner. Links erkennt man das (von hier markante) Graue Nöckl (3084 m.) und damit den Beginn des Hochgall Nordwestgrates. Es gilt nun, linkerhand über mäßig steiles Blockwerk, Platten und Geröll den Westgrat des Grauen Nöckl anzuvisieren. Es gibt zwar regelmäßig Stoamandl und Begehungsspuren, ein gewisses Gespür für den Aufstieg des „geringsten Widerstandes“ (um Energie zu sparen) ist aber sehr hilfreich. Mit zunehmer Höhe wird der Westgrat zum Grauen Nöckl immer steiler und technisch anspruchsvoller. Im oberen Teil müssen dabei einige ausgesetzte Stellen im Schwierigkeitsgrad I-II (wer nicht die optimalste Linie findet, sollte sich auf einen glatten IIer einstellen) bewältigt werden. Teilweise wird der Grat direkt überklettert, teilweise muss in die brüchigen Flanken ausgewichen werden. Häufig handelt es sich um absolute No-Fall-Zone und damit gewissermaßen um einen ersten Test: Wer sich nämlich schon beim Aufstieg zum Grauen Nöckl plagt und ernsthaft schwertut, der sollte es mit dem eigentlichen Hochgall Nordwestgrat vielleicht doch besser sein lassen]


[Bild: Magerstein (3273 m.) und Schneebiger Nock (3358 m.) von Nordosten vom Aufstieg zum Grauen Nöckl. Bei beiden Gipfeln handelt es sich um klassische, technisch mäßig schwierige Hochtourenziele, die sowohl von der Kasseler Hütte aus als auch von Süden via Rieserfernerhütte häufig und gerne angegangen werden. Wer die beiden Gipfel gar zu einer großzügigen Kombi-Tour verbindet und das gesamte Bergmassiv U-förmig überschreitet, hat sich eine der wahrscheinlich schönsten Hochtouren in der weiten Umgebung ausgesucht. Indes dürften die Zeiten des rasant schrumpfenden Westlichen Rieserferners in wenigen Jahrzehnten gezählt sein]


[Bild: Auch wenn der Hochgall (3436 m.) der uneingeschränkte Herrscher der Rieserfernergruppe ist, so wird er in Punkto Wildheit (nomen est omen), Schwierigkeit und Exklusivität vom angrenzenden Wildgall (3273 m.) doch klar geschlagen. Um diesen abweisenden Zacken in sein Tourenbuch schreiben zu können, sollte man sich eine lange, in brüchigem Fels verlaufende Kletterroute im Schwierigkeitsgrad III. zutrauen, die noch dazu objektiv gesehen nicht ungefährlich (Steinschlag!) ist. Oft wird der Wildgall nicht „gemacht“ und das hat seine Gründe...]


[Bild: Ein Anblick, bei dem man erst einmal unweigerlich den Atem anhält: Ausblick vom Grauen Nöckl (3084 m.) über den unteren und mittleren Abschnitt des Hochgall Nordwestgrates - Leider ist der Gipfel mittlerweile von Quellwolken eingehüllt worden, doch vielleicht heben sie sich ja noch in den kommenden Stunden. Nun heißt es jedoch erst einmal, sich nicht vom düsteren Ambiente einschüchtern bzw. entmutigen zu lassen und sich (nach einer kurzen Pause) unbeirrt an den Aufstieg zu machen]


[Bild: Tiefblick vom Grauen Nöckl (3084 m.) zum entlegenen Hochgall-Ferner (Vedretta di Collalto), der heutzutage nur mehr (sehr) selten Besuch erhält. Auch der langgezogene Grat in der Bildmitte, der das Hochgallmassiv mit dem Riesernock (2937 m.) verbindet, ist felsgewordene Terra Incognita]


[Bild: Wildes, hochalpines Ambiente am Hochgall Nordwestgrat! Wer den höchsten Berg der Rieserfernergruppe besteigen möchte, sollte sich in so einem abweisenden Terrain zumindest nicht unwohl fühlen. Entscheidend für einen Erfolg am Hochgall ist (neben der obligatorischen alpinen Erfahrung, absoluten Trittsicherheit und Schwindelfreiheit) u. a. auch die Fähigkeit, sich sicher, zügig und v. a. seilfrei im Kletterschwierigkeitsgrad II. zu bewegen. Wer am Hochgall Nordwestgrat längere Passagen absichern möchte, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in arge Zeitnot geraten]


[Bild: Unterwegs im unteren Abschnitt des Hochgall Nordwestgrates - Nachdem rund um das Graue Nöckl zunächst einige sehr ausgesetzte und längere IIer-Passagen (inkl. einer steilen Drahtseilpassage) zu bewältigen waren, geht es anschließend (meist direkt auf dem Grat, teilweise auch in den Flanken) technisch etwas einfacher (I-II) bergauf. Allerdings hat es praktisch keine echte Gehpassage, man ist praktisch durchgehend zumindest am Kraxeln. Wer dem Ganzen allerdings (sowohl von der Schwierigkeit her als auch im Hinblick auf das düstere Setting) gewachsen ist, wird am festen, gutgriffigen Fels seine Freude haben und vergnügt Zug um Zug nach oben klettern. Allerdings sei hier auch noch einmal explizit betont, dass zahlreiche längere IIer-Stellen bewältigt (und dann v. a. auch wieder sicher abgestiegen) werden müssen. Zudem dürfte wohl an kurzen Stellen der Grad II+ erreicht werden (ohne eine exakte Zuordnung vorzunehmen). Exponiertheit ist fast durchgehend gegeben und einen Fehler kann man sich hier praktisch zu keiner Zeit erlauben]


[Bild: Auch wenn der Fels am Hochgall Nordwestgrat meist fest (gneisartiger Tonalit!) und genussvoll zu packen ist, so muss man sich doch stets auf lose Felsblöcke einstellen. Jeder Tritt und Griff will überprüft werden. Gerade jedoch im mittleren (nicht ganz so steilen) Gratabschnitt ist es jedoch v. a. ein (für mich) vergnügtes Kraxeln über eine einmalig schöne Gratschneide hinweg. Nach oben hin steilt der Nordwestgrat dann noch einmal gehörig auf, so dass unterhalb des Vorgipfels zwei längere Drahtseilpassagen (B / K2) bewältigt werden müssen. Ohne diese müsste man hier irgendwo im Bereich IV-/IV klettern, was wohl für mich und die meisten der Hochgall-Aspiranten (analog zu den Fixseilen bzw. Tauen an so manchem 4000er) eine Nummer zu hoch wäre]


[Bild: Geschafft! Auf dem Gipfel des Hochgall (3436 m.) - Was für ein Moment. Auch wenn mir diesmal kein strahlend blauer Himmel vergönnt ist, so ist dieses entrückte Gipfelerlebnis doch irgendwie intensiver, als die meisten anderen in meinem Leben. Das war ein ziemlich hartes Stück Arbeit, auch wenn die eigentliche Kür mit dem langen, langen Abstieg nach Rein in Taufers (inkl. anschließender Heimfahrt) natürlich erst noch bevorsteht. Exakt 4 Stunden und 40 Minuten habe ich ab Kasseler Hütte (inkl. einiger längerer Pausen) gebraucht. Doch das ist in diesem Moment nebensächlich. Beschwingt mache ich es mir neben dem Gipfelkreuz gemütlich, lasse den Blick in die Tiefe schweifen und hoffe, dass sich dann doch noch die eine oder andere Wolke verzieht...]


[Bild: Ausblick vom Hochgall (3436 m.) zur Durreckgruppe und in Richtung Zillertaler Alpen. Weit, weit weg erscheint von hier der Talort Rein im Taufers (ob ich wohl mit einem entsprechend starken Objektiv mein Auto erkennen könnte?) - Faszinierend und einschüchternd zugleich ist dagegen der Ausblick über die Untiefen der Hochgall Nordwand. Immer wieder höre ich Felsblöcke gen Hochgall-Ferner poltern. Es ist kein Wunder, dass kein vernünftiger Mensch mehr im Sommer diese höllisch abweisende Steilflanke durchsteigt]


[Bild: Ausblick vom Hochgall (3436 m.) in Richtung Reichenspitzgruppe und Venedigergruppe. Wie schön es doch wäre, von hier aus (einem Vogel gleich) elegant zu Tal zu schweben (wie viele Bergsteiger wohl schon derlei Gedanken hatten...) - Glücklicherweise hat es rechtzeitig noch einmal etwas aufgerissen, so dass mir dann doch einige spektakuläre Nah- und Tiefblicke in die atemberaubend steile Umgebung des Hochgall vergönnt sind. Immer wieder fällt der Blick hinab zum Hochgall-Ferner und zum wildgezackten Grat, der den Hochgall mit dem Trabanten Riesernock verbindet]


[Bild: Vermeintlich unscheinbar, fast dezent wirkt der Wildgall (3273 m.) vom alles dominierenden Hochgall. Doch dieser Eindruck täuscht! Im Gegensatz zum Hochgall ist am Wildgall nämlich alles naturbelassen. Kein Drahtseil entschärft die (theoretisch) klettertechnischen Schlüsselpassagen. Wer keine lang anhaltenden, steinschlaggefährdeten IIIer klettern (und absichern) und mit durchaus vorhandenem objektivem Risiko nicht leben kann, sollte die Finger von diesem schroffen Vasallen lassen. Spektakulär ist sein Anblick in jedem Fall, ob nun von unten oder eben von ganz oben, vom höchsten Punkt der gesamten Rieserfernergruppe]


[Bild: Ausblick vom Hochgall (3436 m.) zu den benachbarten Ohrenspitzen, über die die Staatsgrenze von Italien und Österreich verläuft. Wer diese vergleichsweise unbekannten 3000er angehen will, dem steht in Form der Barmer Hütte (auf Osttiroler Boden) die ideale Ausgangsbasis zur Verfügung. Und auch für den lohnenden Lenkstein (3236 m.) bietet sich diese Berghütte (gewissermaßen als österreichisches Pendent zur Kasseler Hütte) als gemütlicher Ausgangspunkt an]


[Bild: Tiefblick vom Hochgall (3436 m.) zum Antholzer See, neben dem sich ein großes Biathlon-Stadion (Südtirol Arena bzw. Arena Alto Adige) befindet. Auch wenn die Wolken zum Teil sehr düster und bedrohlich wirken, so gibt es doch keinen Grund in Hektik zu verfallen. Eine Wetterverschlechterung steht glücklicherweise nicht unmittelbar bevor. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast mache ich mich schließlich gegen halb 1 an den Abstieg. Über 1900 kräftezehrende Hm (davon ca. 700 Hm durchgehend anspruchsvolles Kletter-Terrain bis unterhalb vom Grauen Nöckl) stehen mir nun bevor. Na denn, es nützt ja nichts - Auf geht's!]


[Bild: Beim (vorsichtigen) Abstieg über den Hochgall Nordwestgrat - Aufgrund des fast durchgehend steilen, anspruchsvollen Geländes ist man beim Abstieg nicht wirklich schneller als noch wenige Stunden zuvor in die andere Richtung. Gedanklich abschalten bzw. in den Autopilotmodus schalten, ist keine Option. Absolute Konzentration und Ernsthaftigkeit sind, zumindest bis zum flachen Karboden (Bereich der markanten Gletscherseen), zwingend erforderlich. Glücklicherweise hat sich auch die Wolkendecke wieder soweit (verlässlich und dauerhaft) gehoben, so dass auch der Schneebige Nock (3358 m.) wieder in seiner ganzen Erhabenheit herüberschauen kann]


[Bild: Rückblick vom mittleren Abschnitt des Hochgall Nordwestgrates zum (Vor-)Gipfel - Das Foto gibt die Steilheit des Geländes ganz gut wieder, auch links und rechts vom Grat lauern gähnende, gar unfreundliche Abgründe. Wahrscheinlich wäre ein Abstieg nach Norden auf den Hochgall-Ferner an manchen Stellen (mit viel Improvisation und alpinistischem Geschick) möglich, allerdings erschien der Gletscher an vielen Stellen (v. a. im Bereich der Schründe) seltsam unterhöhlt und blank. Zudem ist er in weiten Teilen sehr steil sowie gebietsweise von fiesen Querspalten durchzogen. Dass permanenter Steinschlag aus den Flanken droht, versteht sich von selbst. Ein „blinder“ Notabstieg auf den Gletscher ist in keinem (!) Fall zu empfehlen, v. a. nicht, wenn man alleine bzw. ohne vollständige Hochtourenausrüstung unterwegs ist]


[Bild: Wieder beim Grauen Nöckl (3084 m.) angekommen, offenbart sich im Rückblick die ganze Imposanz des Hochgall Nordwestgrates. Irre! Es ist wirklich kaum zu glauben, dass diese wilde Schneid den kombinierten Schwierigkeitsgrad II+/II und B/K2 nicht überschreitet. Was für ein Ritt! Nach dem bewältigten Nordwestgrat steht nun der Abstieg vom Grauen Nöckl bevor, was sich letztlich (wohl auch aufgrund langsam nachlassender Kräfte) länger ziehen wird als gedacht]


[Bild: Atemberaubender Ausblick beim Abstieg vom Grauen Nöckl zum Magerstein (links) und zum Schneebigen Nock. Es ist wirklich erschreckend, wie stark der Westliche Rieserferner in den vergangenen drei Jahrzehnten abgeschmolzen ist. Es wird wohl nicht mehr allzu lange dauern, dann wird die Magerstein-Überschreitung komplett ohne Hochtourenausrüstung möglich sein]


[Bild: Beim Abstieg vom Grauen Nöckl fällt das Gehen nicht immer leicht, zu sehr begeistert der Blick zum südlich angrenzenden Wildgall (3273 m.) - Dieser technisch wohl anspruchsvollste Hauptgipfel der Rieserfernergruppe ist nur etwas für fortgeschrittene Allround-Bergsteiger mit umfassender alpinistischer Erfahrung und solider Kletterhistorie]


[Bild: Nun ist der angenehm flache Karboden nicht mehr weit! Nur mehr (geschätzt) 200 Hm müssen (in Form unkritischer Blockkraxelei bis max. I) bewältigt werden. Nun geht nichts mehr schief, alle Hauptschwierigkeiten liegen hinter mir. Auch wenn noch ein weiter (Rest-)Abstieg nach Rein (und dann natürlich noch die anschließende Heimfahrt) bevorsteht, bleibt nun zumindest etwas mehr Zeit, um den gegenüber stolz aufragenden Schneebigen Nock (3358 m.) angemessen zu würdigen. Auch heute sind wieder einige Bergsteiger bzw. Gruppen von der Kasseler Hütte aufgebrochen, um ihn zu besteigen. Wie es ihnen wohl ergangen ist...?]


[Bild: Ein letzter Blick von der Kasseler Hütte (2276 m.) zurück zum mächtigen Hochgall (3436 m.), bevor es unmittelbar an den Abstieg nach Rein in Taufers geht. Ich wiederhole mich, aber angesichts der Dimensionen, angesichts von Form, Aufbau und Struktur des Berges ist es mir schleierhaft, wie sich (trotz Drahtseilentschärfungen an den theoretisch schwierigsten Stellen am Nordwestgrat) auch Normalbergsteiger (wie ich) den Hochgall zutrauen dürfen. Für mich war das heute ein großer persönlicher Triumph! Auch wenn ich körperlich-fitnesstechnisch definitiv NICHT in Bestform bin, so habe ich doch die eine oder andere entsprechende Schwäche mit Erfahrung und Routine ausgleichen können. Technisch und vom allgemeinen Setting her (ein wilder, abweisender Felsgrat mit durchgehend steiler IIer-Kletterei sowie raue, zum Teil düstere Wetterverhältnisse) ist mir die Tour tatsächlich relativ leicht gefallen. Und das ermutigt mich doch ungemein für die Zukunft]


[Bild: Ciao Kasseler Hütte! Auch wenn die (im Italienischen) Rifugio Roma (di alla Vedrette di Ries) oder z. T. auch Hochgallhütte genannte Unterkunft von außen eher schlicht und zweckmäßig wirkt, habe ich mich in ihr doch sehr wohlgefühlt. Das lag einerseits am urig-altmodischen Inneren (viel Holz, enge Treppen, schummriges Licht und viele Antiquitäten), das einen in der Zeit einige Jahrzehnte zurückversetzt, andererseits an den unglaublich netten Hüttenwirtsleuten rund um Silvia Seeber. Dass die Familie Seeber die Hütte seit den späten 50er-Jahren (!) betreibt, merkt man. Dies ist eine jener Schutzhütten. Und das spürt man. Wäre ich ein Einheimischer aus der Region, ich wäre zu Recht stolz auf „meine“ Kasseler Hütte. Bis zum nächsten Mal!]


[Bild: Von Rein in Taufers (ca. 1600 mH) erscheint der Hochgall (3436 m.) Welten entfernt! Kaum zu glauben, dass ich vor einigen Stunden noch auf diesem höchsten Punkt der gesamten Rieserfernergruppe gestanden habe. Als ich an einem klaren Herbsttag im Oktober 2021 den Arthur-Hartdegen-Weg in all seiner goldenen Lärchenpracht erleben durfte und damals (de facto) zum ersten Mal in Kontakt mit dieser herrlichen Gebirgsgruppe kam, schwor ich mir, den majestätischen Hochgall irgendwann einmal zu versuchen. Zu sehr faszinierte mich schon damals seine Schroffheit, seine an einen Schweizer 4000er erinnernde Imposanz, die man in den Ostalpen nur bei wenigen 3000ern so deutlich spürt. Dass es nun (keine 3 Jahre später) tatsächlich klappen sollte, hätte ich damals nicht für möglich gehalten (wie es halt so oft mit bergsteigerischen Traumzielen ist...) - Ich bin dankbar (v. a., dass ich es auch heil wieder bis zum Auto geschafft habe) und freue mich schon auf weitere „Urgesteins-Abenteuer“ in den Zentralalpen im Stile eines Hochgall. Die Latte liegt allerdings nun ziemlich alto!]



Scheiblingkogel (2289 m.)


29. Juni 2024


[Bild: Ausblick beim Aufstieg von der Roßberghütte (1000 m.) zur Tennengebirgshochfläche - Über dem Klausgraben ragt rechterhand der unscheinbare, stark bewaldete Straberg empor. Auf dem liebevoll gepflegten Leo-Ertl-Steig geht es in angenehmer Steigung (stellenweise mit Leitern versichert) unterhalb der massigen Schwerwand bergauf. Unser Ziel ist der aussichtsreiche Scheiblingkogel (2289 m.) am Nordostrand der weiten Karsthochfläche]


[Bild: Im Übergangsbereich von der Schwer zur Karsthochfläche zeigt sich der Scheiblingkogel (2289 m.) als vermeintlich kühnes Felshorn. Auch wenn es nicht den Anschein hat, so leitet der markierte Steig doch vergleichsweise unkompliziert und wenig mühsam über das zerklüftete, teils schrofige Gelände hinweg. Das anvisierte Zwischenziel ist der Sattel links zwischen Scheiblingkogel und Schwerwand]


[Bild: Nun sind es nur mehr ca. 250 Hm bis zum höchsten Punkt - Beschwingt folgen wir dem geschickt angelegten Leo-Ertl-Steig über teilweise grasbewachsene Karsterhebungen in Richtung Gipfelaufbau. Abgesehen von einer kleinen Gruppe, die uns beim Aufstieg unmittelbar oberhalb der Roßberghütte entgegen gekommen ist, sind wir heute im weiten Umkreis die einzigen Bergsteiger. Das Tennengebirge gilt (abgesehen vom südlichen Teil oberhalb von Werfenweng) als vergleichsweise wenig besucht]


[Bild: Faszination Karstplateau! Ausblick vom Sattel zwischen Scheiblingkogel und Schwerwand über den östlichen Teil des Tennengebirges. In der Ferne kann man mit dem Bleikogel (2411 m.) einen der höchsten Gipfel der Gebirgsgruppe erkennen. Um dorthin zu gelangen, muss man von hier einen (sehr) weiten Umweg via Wenger Scharte gehen. Eine direkte Querfeldein-Route gibt es (zumindest offiziell) nicht]


[Bild: Scheiblingkogel (2289 m.) von Nordosten - Unschwierig geht es von hier über „klassisches“ Karstterrain in ziemlich direkter Linie gen Gipfelaufbau. Teilweise sind kurze Zwischenabstiege notwendig, letztlich vergehen die finalen 200 Hm aber wie im Flug. Zuletzt leitet eine mäßig steile Schrofenflanke empor zum weiten Gipfelplateau mit großem Kreuz]


[Bild: Ausblick vom Scheiblingkogel (2289 m.) über das östliche Tennengebirge - Oberhalb der weltenfernen Tiefen Grub'n (unten) steigt das zerklüftete Plateau beständig an, um letztlich in den Randgipfeln namens Bleikogel (2411 m.) und Fritzerkogel (2360 m.) zu kulminieren. Beide können ebenfalls auf markierten Steigen via Laufener Hütte bzw. Dr. Heinrich-Hackel-Hütte bestiegen werden und stellen sehr lohnenswerte Tourenziele dar]


[Bild: Inmitten der karstigen Weiten des Tennengebirges stellt die grasbewachsene Gipfelflanke des Scheiblingkogels ein ziemliches Unikum dar. Hier lässt es sich aushalten! Links im Hintergrund zeigen sich indes die Südabstürze zwischen Raucheck und Tiroler Kogel, während rechts im Hintergrund (im Dunst) der Watzmann herübergrüßt]


[Bild: Blick vom Scheiblingkogel (2289 m.) über den Aufstiegsweg nach Nordosten - Links unten präsentiert sich die (von hier unscheinbare) Schwerwand (2212 m.), welche zum Klausgraben in schwindelerregenden Felswänden abbricht (Nordgrat = IV). Die Normalroute von Süden ist dagegen deutlich leichter (I), jedoch weglos]


[Bild: Vom Scheiblingkogel (2289 m.) aus kann man im Rahmen einer mehrere Stunden andauernden Wanderung (die der Durchquerung des Steinernen Meeres alle Ehren macht!) das Gebiet oberhalb der Werfener Hütte erreichen. Ganz links zeigt sich mit dem eleganten Werfener Hochthron (2363 m.) der vielleicht markanteste Gipfel des Tennengebirges. Mittig im Hintergrund ragt dagegen mit dem stolzen Raucheck (2430 m.) die höchste Erhebung dieser herrlichen Gebirgsgruppe in die Höhe. Eines Tages werde ich mich diesen schönen Tourenzielen von Süden nähern, für eine Ausdehung der heutigen Tour nach Süden hin fehlt uns leider die Zeit]


[Bild: Kurz bevor wir uns auf der Aufstiegsroute (Leo-Ertl-Steig) wieder an den Abstieg zurück zur Roßberghütte machen, fällt der Blick noch einmal über die östliche Hochfläche des Tennengebirges. Ob nun Steinernes Meer oder Hagengebirge, Loferer oder Leoganger Steinberge, Reiter Alm oder nun (für mich erstmalig) Tennengebirge: Karstplateaus üben auf mich seit jeher eine besondere Faszination aus und ich hoffe sehr, auch Dachstein und Totem Gebirge mittelfristig (endlich) einen Besuch abstatten zu können - Das Tennengebirge hat mich in jedem Fall nicht zum letzten Mal gesehen...]


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